Gemeinsam den Stadtteil entwickeln

S ie kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen und haben alle ein Ziel: ihren Stadtteil lebenswert machen und voranzutreiben. Dafür ziehen Kitas, Schulen, soziale Einrichtungen und die Bürger an einem Strang.

 Josef Kleber verdankt dem Runden Tisch Trier-West seine feste Anstellung als Hausmeister. Foto: Mechthild Schneiders

Josef Kleber verdankt dem Runden Tisch Trier-West seine feste Anstellung als Hausmeister. Foto: Mechthild Schneiders

Treffpunkt ist seit knapp 20 Jahren der Runde Tisch Trier-West. Was woanders Wochen braucht, geht in Trier-West zuweilen ruck-zuck. Denn hier sitzen alle Beteiligten im Stadtteil zusammen - am Runden Tisch: Kitas, Horte und Schulen, soziale Träger wie Bürgerservice, Caritasverband, Don Bosco, Palais, Ortsbeirat und die Bewohner - insgesamt rund 25 Institutionen -treffen sich alle zwei bis drei Monate im Gemeinwesenzentrum Dechant-Engel-Haus im Trierweiler Weg. In beratender Funktion sind auch Vertreter der Stadtverwaltung aus Jugend-, Sozial-, Stadtplanungs- oder Wohnungsamt dabei.

Es ist eine lebhafte Runde, jeder bringt sich ein. Der stete Austausch von Informationen zwischen den Einrichtungen und zu Projekten gerät fast schon zur Nebensache. Wichtiges Ziel ist es, Ideen zu entwickeln, die den Stadtteil voranbringen und die Lebenssituation der Bewohner verbessern. Daher ist die Bandbreite enorm, reicht von sozialen Themen über Stadtplanung und der Wohnsituation bis hin zu Gesundheit.

Aus der Arbeit beim Runden Tisch haben sich schon zahlreiche Konzepte im Bereich der beruflichen Qualifizierung entwickelt wie das Café Bär (seit 1999/2007) und das Berufsorientierungs- und Qualifizierungsprojekt (BOQ, 1999), beide Teil des Modellprojekts Job-in-West, sowie das Hausmeisterprojekt (seit 2011). "Wir hatten schon länger gesagt, dass wir im Kasernenbering einen Kümmerer brauchen, der dafür sorgt, dass es hier sauberer ist", berichtet Dagmar Burozzadeh vom Gemeinwesenzentrum. Ziel war es, zwei Helfer, die für die Caritas auf 400-Euro-Basis gearbeitet haben, für den Beruf des Hausmeisters zu qualifizieren, um ihnen den Sprung in den ersten Arbeitsmarkt zu ermöglichen und sie unabhängig vom Jobcenter zu machen. Inzwischen ist das Projekt ausgelaufen. Doch mit Josef Kleber gibt es weiterhin einen Hausmeister. Er besetzt zurzeit eine halbe Stelle, finanziert von den Trägern und dem Ortsbeirat.

Auch politisch positioniert sich der Runde Tisch. So setzte er sich vehement und letztlich erfolgreich ab 2010 für den Erhalt der Kurfürst-Balduin-Realschule ein. Er organisiert auch Feste und Veranstaltungen für den gesamten Stadtteil. Jüngste Idee ist eine Gesundheitswoche. Ursprünglich war nur ein Tag im November geplant. Sich mit so vielen Beteiligten auf einen Tag zu beschränken, sei schwierig, begründet Marc Peifer vom Bürgerservice, der das BOQ leitet, beim Runden Tisch Anfang Juli seinen Wunsch, das Angebot auf eine Woche zu erweitern. Und dann sprudeln auch schon die ersten Ideen. So will sich etwa das Haus des Jugendrechts mit Wirbelsäulengymnastik beteiligen.

Entstanden ist der Runde Tisch um 1995 als Treffen von Mitarbeitern des Dechant-Engel-Hauses, der Lern- und Spielstube Bauspielplatz und Bewohnern aus dem Bereich der ehemaligen Gneisenaukaserne. "Die Intention war es immer, die Bürger miteinzubeziehen", sagt Burozzadeh. "Wir wollten, dass sie ihr Umfeld mitentwickeln und ihre Interessen vertreten." Mit der Zeit kamen mehr und mehr Einrichtungen, Kitas und Schulen aus Trier-West dazu. Mit Aufnahme in das Programm Soziale Stadt 2005 - an der der Runde Tisch maßgeblich beteiligt war - erweiterte sich das Gremium um Einrichtungen in Pallien.

Der Runde Tisch ist kein starres Gebilde. Im Herbst wollen sich die Beteiligten bei einer Klausurtagung neu positionieren. "Wir sprechen darüber, wie wir uns künftig organisieren, welche Ziele wir uns setzen, wie wir wieder mehr Bewohner einbinden können", sagt Burozzadeh, "schließlich gehe es um die Menschen im Stadtteil."Extra

Dass ein junger Mann aus Trier-West 2013 erster Bundessieger in seinem Handwerksberuf geworden ist, verdankt er dem BOQ an der Kurfürst-Balduin-Realschule plus. Dort führen die Mitarbeiter Jugendliche, die den Anforderungen einer Regelschule nicht gewachsen sind, in ein bis zwei Jahren zur Berufsreife. "Wir machen viel über die Praxis", erklärt Leiter Marc Peifer. Ein Beispiel: Gerade renovieren die 24 Neunt- und Zehntklässler einen Raum in der Schule, bringen Isolierung und Rigipsplatten an, tapezieren und streichen. "Sie bestellen selbst das Material", sagt Peifer. Und lernen dabei: "Man muss Mathematik können, wenn man im Baumarkt steht." Weitere Praxisprojekte vermitteln die Partner am Runden Tisch. So haben die BOQ-Schüler beim Stadtteilfest 2014 mitangepackt und eine Leinwand für das Kurzfilm-Open-Air errichtet. Neben dem Unterricht bei Lehrern der benachbarten Realschule plus haben die BOQler einen Praxistag in einem Betrieb. Das Projekt ist äußerst erfolgreich: "Acht von zwölf Absolventen haben schon eine Lehrstelle", sagt Peifer, im Handwerk und im Verkauf. mehi

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