Im Namen Gottes und Allahs

C hristen und Muslime leben in der Region Trier friedlich zusammen - eine Erfolgsgeschichte in Zeiten, in denen sich anderswo auf der Welt die Fronten zwischen den Religionen verhärten. Winfrid Krause, evangelischer Pfarrer aus Thalfang, und der Konzer Muslim Rhandell Ayyub Mathieu erzählen, was sie an Vertretern der jeweils anderen Religion schätzen.

Im Namen Gottes und Allahs
Foto: (g_pol3 )

Nach dem Anschlag auf das französische Sartiremagazin Charlie Hebdo Anfang des Jahres verurteilten Christen und Muslime in der Region Trier den islamistischen Terror in einer gemeinsamen Erklärung.

Ein Ausrufezeichen, das das Miteinander und den Austausch beider Religionen betont. Seit 2008 treffen sich Vertreter des Evangelischen Kirchenkreises, des Bistums und von acht Moscheegemeinden aus Trier und Umgebung regelmäßig an einem Runden Tisch.

Bei Diskussionen über religiöse Fragen und den Umgang miteinander geht es durchaus zur Sache, wie der evangelische Pfarrer Winfrid Krause und der Muslim Rhandell Ayyub Mathieu erzählen, die beide von Anfang an mit am Tisch sitzen. Aber die Hauptsache sei, dass man im Gespräch bleibe und Vorurteile abbaue, sagen sie - und listen auf, was sie voneinander gelernt haben und was sie aneinander bewundern.

Winfrid Krause
Die Muslime sind gesprächsbereit, offen und suchen den Dialog.
Ihr Umgang miteinander ist sehr brüderlich, über die Grenzen von Moschee-Gemeinden hinaus.
Es ist beeindruckend, wie ernst Muslime ihre Religion nehmen.
Die körperliche Form des Betens rührt an - das Niederknien, das Berühren des Bodens mit der Stirn, die Unterwerfung unter Gott.
Der Kontakt mit den Muslimen bereichert unsere religiöse Wahrnehmung, sie leben ihren Glauben anders und teilweise intensiver.
Wir lernen, mit anderen Religionen zusammenzuleben - das ist um des Friedens willen wichtig.
FAZIT: Den Islam als weltweites Phänomen sehe ich nicht unkritisch. Aber ich liebe die Muslime in Deutschland.

Rhandell Ayyub Mathieu
Das Gebot "Liebe deinen Nächsten", weil das auch eine Botschaft des Islam ist - was mir zeigt, dass Jesus und Mohamed ihren Auftrag vom selben Gott/Allah erhalten haben.
Die Christen halten Familie nicht nur hoch, sie leben sie und verbringen aktiv viel Zeit miteinander.
Es gibt ausgeprägte organisatorische Strukturen und viele gemeinsame Veranstaltungen.
Der Umgang miteinander ist ruhig, sachlich und diszipliniert -auch das ist eine Botschaft des Islam, die hierzulande gut umgesetzt wird.
Mir gefallen die Sauberkeit, die Mülltrennung. Den Umweltschutzgedanken gibt es im Islam ebenfalls, aber er wird in islamischen Gesellschaften oft nicht gelebt.
Es gibt viel Warmherzigkeit. Christen hören zu, nehmen Andersdenkende ernst, schließen nicht aus.
FAZIT: Allah hat einen Grund dafür, dass die Menschen unterschiedlich sind. Es ist wie bei einer Suppe: Fehlt nur ein einziges Gewürz, schmeckt sie nicht mehr so gut.

Extra

Winfrid Krause, gebürtiger Westfale, wirkt seit 31 Jahren als evangelischer Pfarrer in Thalfang - "meine erste und letzte Pfarrstelle", wie er sagt. Krause ist Islambeauftragter des Evangelischen Kirchenkreises Trier und hat den Runden Tisch von Christen und Muslimen vor sieben Jahren ins Leben gerufen. Der 57-Jährige hat fünf erwachsene Kinder. Rhandell Ayyub Mathieu ist 38 Jahre alt und wohnt mit seiner Frau und den beiden Kindern in Konz-Könen. Er ist auf den Philippinen geboren, 1987 kam er nach Deutschland. 2008 konvertierte der Versicherungskaufmann vom Christentum zum Islam und sagt: "In mir ist nach wie vor viel Christliches, ich habe den Propheten Mohamed zusätzlich gewonnen." ik

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