"Wir sind überall, wo Wein wächst"

Von Wittlich aus (fast) in die ganze Welt: Die Firma Clemens fertigt Spezialmaschinen für den Weinbau, die in mehr als 50 Ländern zum Einsatz kommen. Das mittelständische Unterneh-men mit seinen 130 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 16,2 Millionen Euro im vergangenen Jahr ist damit im Bereich Weinbautechnik Weltmarktführer.

"Wir sind überall, wo Wein wächst"
Foto: (g_pol3 )

Wer einen Lippenpflegestift braucht, fragt nach einem "Labello". Wird ein Taschentuch benötigt, bitten viele um ein "Tempo". Sucht jemand im Internet, "googelt" er. Wer in den USA als Winzer mit seinen Maschinen in den Weinberg fährt, sagt: "We go clemensing."

Der Firma Clemens GmbH & Co. KG aus Wittlich ist damit etwas gelungen, was nur wenige Unternehmen schaffen: Ihr Name hat - zumindest in Amerika - Eingang in den allgemeinen Sprachgebrauch gefunden.

Zudem gilt das mittelständische Unternehmen mit seinen 130 Mitarbeitern als "hidden champion". Als "heimlicher Gewinner" also, der zwar in seinem Bereich Weltmarktführer, der Öffentlichkeit aber kaum bekannt ist, weil er in einer Nische arbeitet.

Eben so wie die Firma Clemens: Sie fertigt in Wittlich spezielle Maschinen für den Weinbau und verkauft diese (fast) in die ganze Welt. "Wir sind überall, wo Wein wächst", sagt Bernhard Clemens, Geschäftsführer des 1952 vom Vater in Zemmer gegründeten Unternehmens. Heute kommt in mehr als 50 Ländern - neben den USA etwa auch Südafrika, Australien, Korea, Israel, Indien und Libanon - Weinbautechnik aus Wittlich zum Einsatz: Spezialmaschinen wie der Rebholzzieher, der abgeschnittene Reben einsammelt, oder auch die satellitengesteuerte Rebenpflanzung. Der Exportanteil in diesem Geschäftsbereich liegt bei 80 Prozent.

Das Geheimnis des Erfolgs? "Wir sind stark, wenn es um technische Weiterentwicklung geht, und wir sind stark im Vertrieb", erklärt Geschäftsführer Clemens. Sein Bruder Thomas leitet die Niederlassung in Sacramento (USA), darüber hinaus sind in Frankreich und in Italien Mitarbeiter als Ansprechpartner für die Kunden vor Ort. Weltweit vertreiben rund 1000 Händler die Spezialtechnik - Qualität "made in Germany", die weltweit geschätzt wird, wie Bernhard Clemens betont: "Ob in China, in osteuropäischen Ländern oder in Amerika: Deutsche Produkte werden gerne gekauft."

Das wiederum hatte bereits Firmengründer Bernard Clemens erkannt. "Mein Vater hat von Anfang an den Weg ins Ausland gesucht" sagt der heutige Geschäftsführer, "der Name Cle-mens war ab den 1970er Jahren in vielen Ländern präsent." Und so ist die Firma Clemens, die 2014 einen Jahresumsatz von 16,2 Millionen Euro verzeichnen konnte, heute nicht von ungefähr international aufgestellt: In vier Sprachen gibt es einen jeweils eigenen Newsletter. Darüber hinaus ist das Unternehmen im Sozialen Netzwerk Facebook sowie im Online-Nachrichtendienst Twitter präsent und betreibt einen eigenen Youtube-Kanal.

Ein weiterer Grund für den Erfolg: "Wir haben keine Fluktua-tion", sagt der Geschäftsführer und lobt die "sehr loyale Firmenbelegschaft, die auch schon durch schwere Zeiten mit uns gegangen ist." Die meisten Mitarbeiter, die für Clemens arbeiten, wurden bereits im Unternehmen ausgebildet.

Ohnehin haben Ausbildung und Förderung der Jugend einen hohen Stellenwert (siehe Extra). "Die Jugend ist sowohl für die Firma als auch für die Gesellschaft Basis für die Zukunft", sagt Bernhard Clemens. Eine Zukunft, die für den Wittlicher Maschinenbau-Spezialisten bereits gesichert ist: Sowohl Bernhard als auch sein Bruder Thomas Clemens haben drei Kinder, die das Unternehmen mittel- oder langfristig übernehmen können. "Die dritte Generation steht in den Startlöchern."Extra Nachwuchsförderung

Als "Investition in die eigene Wettbewerbsfähigkeit" nicht nur für die eigene Firma, sondern für die gesamte Wittlicher Wirtschaft bezeichnet Geschäftsführer Bernhard Clemens die Förderung gut ausgebildeten Nachwuchses. Unter den derzeit 130 Mitarbeitern sind mehr als 30 Auszubildende. Seit Jahren bildet die Wittlicher Firma über den Eigenbedarf aus. Zudem holt sie mit dem Programm "Go West" junge Menschen aus Ostdeutschland, Polen und Tschechien nach Wittlich und macht diese zu Facharbeitern - Grund für Bundespräsident Joachim Gauck, dem Betrieb im September 2014 einen Besuch abzustatten. Seit 2012 wird zudem jährlich der Bernard-Clemens-Förderpreis an die drei jeweils besten Abiturienten der Wittlicher Gymnasien verliehen. Jeder der drei Preisträger erhält 500 Euro zur freien Verfügung. Der insgesamt beste Abiturient erhält außerdem 4500 Euro zweckgebunden für einen Auslandsaufenthalt. nebFür Kinder

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Foto: klaus kimmling (g_pol3 )

"Jeder fängt mal klein an", be-sagt ein Sprichwort. Das trifft auch auf die Wittlicher Firma Clemens zu. Diese gibt es bereits seit 63 Jahren. Heute ist sie vor allem bekannt für ihre Maschinen, die in ganz vielen Ländern der Welt im Weinbau eingesetzt werden. Doch natürlich war das nicht immer so. Angefangen hat die Firma nämlich ziemlich klein: In einem Stall und einer Scheune wurden Wagen für die Landwirtschaft gebaut, Eisen-, Haushaltswaren, Fahrräder und Motorräder verkauft und eine Tankstelle betrieben. Mitte der 1950er Jahre allerdings entwickelte die Firma eine besondere Maschine, die Winzern das Arbeiten im Weinberg erleichterte: einen sogenannten Sitzpflug, der durch Seilwinden gezogen wurde. Die Winzer waren begeistert. Von da an entwickelte das Unternehmen - bis heute - immer wieder neue, modernere Spezialmaschinen für den Weinbau. Außerdem fertigt Clemens auch für andere Bereiche Sondermaschinen auf Wunsch und verkauft Produkte für die Kellereitechnik. neb

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