Heimlich Karten spielen

Als ich Albert Dederichs fragte, ob er etwas über polnische Zwangsarbeiter während des Zweiten Weltkriegs weiß, sagte er, dass er damals noch sehr jung war, aber einiges über die polnischen Zwangsarbeiter aus Erzählungen weiß.

So berichtete er mir, dass polnische Zwangsarbeiter nach Berk zu den Landwirten beziehungsweise deren Familien kamen. Die Familien, die einen Bauernhof besaßen und deren Männer und Söhne in den Krieg ziehen mussten, hatten einen Anspruch auf einen polnischen Zwangsarbeiter. Nach Berk kamen insgesamt zehn polnische Zwangsarbeiter. Diese waren noch sehr jung, meist etwa 20 Jahre alt. Sie blieben für ungefähr sechs Jahre in Berk in den jeweiligen Familien. Sie mussten auf dem Bauernhof schwere körperliche Arbeiten verrichten und waren der Ersatz für die Männer und Söhne, die in den Krieg ziehen mussten, und deshalb mussten sie die Arbeiten, die auf einem Bauernhof anfallen, ganz alleine machen. Die polnischen Zwangsarbeiter mussten zum Beispiel die Kühe melken, alle Tiere füttern, den Stall misten, Heu machen. Sie durften nicht mit der Familie an einem Tisch sitzen um zu essen. Die Familie kochte zwar für den Zwangsarbeiter mit, aber er musste während des Essens stets alleine am Tisch sitzen und aß dann, wenn die Familie fertig war. Die polnischen Zwangsarbeiter durften nur so wenig Kontakt wie möglich zu ihren Familien haben. Sie schliefen in einem kleinen Raum im Haus der Familie. Die polnischen Zwangsarbeiter durften nicht mit den anderen polnischen Zwangsarbeitern Karten spielen. Sie haben es aber trotzdem getan. Sie trafen sich dazu jeden Sonntag heimlich hinter einem großen Heuhaufen auf dem Dorfplatz. Albert Dederichs ist 72 Jahre alt und Rentner. Früher war er Landwirt und führte einen kleinen Bauernhof in Berk. Das Interview führte Christina Dederichs aus der 10a des Regino-Gymnasiums Prüm.

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