Rücksicht auf Ramadan

BITBURG. Beim FC Bitburg spielen Kicker aus zahlreichen Ländern. Im TV-KLASSE!-Interview äußert sich Trainer und Präsident Edgar Schmitt zum Thema Ausländer in seinem Klub.

 Ein Herz für seine ausländischen Mitspieler: Bitburgs Trainer Edgar Schmitt. Foto: TV-Archiv/Harald Tittel

Ein Herz für seine ausländischen Mitspieler: Bitburgs Trainer Edgar Schmitt. Foto: TV-Archiv/Harald Tittel

Wie viele Nationen spielen in Ihrer Mannschaft?Schmitt: Um die Jugendlichen von der Straße zu holen, haben wir vor vier Jahren dieses Projekt begonnen. Seitdem sind sechs Nationen in der Mannschaft: Amerikaner, Russen, Weißrussen, Albaner, Libanesen, Mazedonier und Deutsche. Welche Sprache wird auf dem Platz und privat gesprochen?Schmitt: Privat sprechen die meisten ihre Landessprache. Auf dem Platz und in der Kabine herrscht aber das Gesetz, dass alle deutsch sprechen. Das ist nicht immer einfach, da einige die deutsche Sprache nicht so gut können, aber das dient einfach dazu, dass keiner meint, dass man ihn hintergehen will oder schlecht über ihn gesprochen wird. Bestehen Freundschaften innerhalb des Teams, die auch nach dem Spiel gepflegt werden?Schmitt: Da wir sehr viele Kulturen haben, sind wir keine Mannschaft, die bis Mitternacht um die Häuser zieht, sondern wir versuchen, ein gutes Miteinander zu schaffen. Wir legen sehr großen Wert auf Respekt und Achtung. Aber dieses Wir-Gefühl, wie man es von Mannschaften auf den Dörfern kennt, haben wir nicht so stark, da die Interessen bei uns doch sehr verschieden sind. Gibt es Problembereiche oder schweißt der Sport die Mannschaft zusammen?Schmitt: Um Erfolg zu haben, muss eine Mannschaft zusammenhalten. Individuelle Spieler können zwar ein Spiel entscheiden, aber am Ende bringt es nichts, wenn jeder nur für sich spielt. Denn nur die Mannschaft, die Teamgeist hat, gewinnt am Ende die Meisterschaft. Auch das muss man fördern. Wenn Probleme da sind, muss man darüber reden und dann kann man eine Mannschaft sein. Gibt es aufgrund der verschiedenen Kulturen Reibungen, die immer wieder auftreten?Schmitt: Nein, das gibt es bei uns gar nicht. Auch ich habe selbst in vielen Ländern gespielt, für mich macht es keinen Unterschied, welche Hautfarbe oder Nationalität jemand hat. Ein viel größeres Problem ist, dass der Rassismus in Deutschland immer noch da ist - die Jungs werden doch noch sehr oft als "Dönerfresser" oder "Bombenleger" beschimpft und das auch sehr bewusst - das würde ich meiner Mannschaft verbieten. Aber von anderen Mannschaften kommt so was doch noch rüber. Aber untereinander herrscht in unserem Team Respekt voreinander. Bestehen Freundschaften oder Kontakte zu anderen Vereinen?Schmitt: Es gibt Freundschaften, zum Beispiel mit Fließem, wo wir sehr gerne hinfahren. Es herrscht aber immer eine gesunde Rivalität, weil die Mannschaften vom Dorf uns Städter ja immer schlagen wollen. Aber das ist o.k. so. Inwieweit wird der Verein von der Bevölkerung akzeptiert und unterstützt?Schmitt: Mittlerweile kommen doch wieder einige alte Spieler des FC Bitburg und für die ist es egal, welche Nationalität dort spielt, denn es sind alles Bitburger Jungs und sie wollen einfach guten Fußball sehen. An Akzeptanz mangelt es, weil der FC Bitburg doch sehr anonym ist. Das ist nicht wie in einem Dorf, wo es, wenn es Spitzenspiele gibt, eigentlich wichtiger ist, zum Sportplatz zu gehen als morgens in die Kirche. Kommen die ausländischen Spieler gut mit der deutschen Kultur klar?Schmitt: Ich glaube, da merkt man keinen Unterschied mehr. Die sind alle so deutsch, weil sie schon lange hier leben. Es ist eher so, dass wir auf die anderen Kulturen achten. Zum Beispiel, wenn Ramadan ist, wird darauf Rücksicht genommen und damit hat auch niemand ein Problem. Es ist eher interessant, die verschiedenen Kulturen so nahe zu erleben, wenn zum Beispiel jemand heiratet. S Mit Edgar Schmitt sprachen Rainer Backes, Niklas Baker und Dominik Bildhauer vom Euro-BBW Bitburg.

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