Schutzlos und doch nicht nutzlos?

BITBURG. Es gibt viele Ansichten zum Thema Nacktschnecken. Rein biologisch gesehen ist der Begriff "Nacktschnecke" der Sammelbegriff für verschiedene Schnecken mit stark zurückgebildeter oder fehlender Schale, wie bei der Weg- und Ackerschnecke. Doch die Ansichten der Zweibeiner sind oft völlig anders.

Einige Ansichten gehen ins Fanatische über, andere sind eher rein sachlicher Natur. Doch wir haben bei Menschen nachgefragt, die sowohl Klasse als auch Kenntnisse bewiesen haben. Der Biologe und Oberstudienrat Werner Thomas findet Nacktschnecken auf ihre eigene Weise faszinierend. Tiere, die trotz des fehlenden Schutzes doch geschützt sind - schutzlos, aber doch nicht schutz-los! "Nacktschnecken leben in gut aufbereiteten Gärten. Im Winter halten sie sich in Erdspalten relativ weit unter dem Boden auf." Jetzt wissen wir, wo sich der Staatsfeind Nummer eins des Gartens im Winter versteckt hält! Sie fressen jegliche Gärtnerprodukte, am liebsten die Studentenblume. Doch das Erschreckende ist, dass Nacktschnecken nicht mal vor ihrer eignen Rasse zurückschrecken, denn sie sind gemeine Kannibalen. Wenn sie abgetötete Artgenossen finden, machen sie sich direkt über sie her! Daher erfolgt womöglich auch die schnelle Vermehrung. Das Nacktschnecken die Vorläufer des FKK waren, haben wir zwar immer vermutet, es wurde uns aber nun auch sogar vom Biologen bestätigt: "Leider haben sie ansonsten keinen Nutzen für uns. Zwar für sich selbst, aber nicht für andere Lebewesen! Sie sind für alle Tiere, außer den Nacktschnecken selbst, ungenießbar. Es gibt aber eine kleine, hellbraune Art, die sehr gerne von Enten und Vögeln gefressen wird, doch die langen, braunen Schleimer, die uns geläufig sind, tragen in keinster Weise zum Ökosystem bei!". Doch was sagt der größte Feind der Nacktschnecke über die verhassten Plagegeister? Der Gärtner Patrik Seibel-Buschmann bezeichnet sie jedenfalls als größtes Übel, das einem Garten passieren kann. Doch sieht er an den Schleimern denn auch etwas Positives? "Nein, sie sind eine Plage! Ohne die Schnecken wären wir besser dran. Schließlich wollen wir unseren Kunden einen schönen Garten ermöglichen!" Einen Nutzen für die Menschheit kann er nicht in ihnen erkennen. Dafür kennt er aber eine ganze Palette von fiesen Vernichtungsmitteln! Die klassische Variante sei das Schneckenkorn, das die Schnecke durch Diffusion (Konzentrationsausgleich) austrocknet. Den Schneckenzaun empfiehlt er nicht. Schnecken kriechen mühelos darüber, genauso wie über eine Rasierklinge. Natürliche Bekämpfungsmittel seien Salz, das der Schnecke das Wasser entzieht, und Bier, welches die Schnecken anlockt und sie in der Lache ertrinken lässt. Dieses sei jedoch nur bei einer nicht so großen Anzahl von Schnecken zu empfehlen, da die Schnecken aus der Nachbarschaft sonst angelockt werden. Und was meint Otto-Normal-Verbraucher? Wir haben Menschen in der Bitburger Fußgängerzone gebeten, uns ihre Erfahrungen mit den gefräßigen Biestern zu schildern. Ihre Aussagen decken sich größtenteils mit denen des Gärtners und zum Teil auch mit denen des Biologen. Viele sehen in den Schnecken keinen Nutzen und bekämpfen sie mit Schneckenkorn. Manche nennen auch Bier als nützliches Mittel zur Fernhaltung der Schleimer. "Das Jahr 2003 war ein sehr schlimmes Schneckenjahr", berichtete uns eine Hobbygärtnerin: "Ich hatte 50 Tagetes gesetzt. Bis auf vier wurden alle von den Nacktschnecken gefressen!" Doch trotz des Schadens, den die Schnecken in den Gärten anrichten, reagieren die Hobbygärtner durchaus positiv auf die schleimigen Tierchen, wenn diese sich nicht in ihrem Garten befinden. Eine Frau verband sogar etwas ganz Besonderes mit den sonst so verhassten Schädlingen. "Nach dem Krieg wurde ich als junges Mädchen sehr von schrecklichen Warzen geplagt und der Schleim der Schnecken, den ich auf diese tat, ließ die Warzen verschwinden." Luisa Backendorf, Simon Esch, Maike Finsterhölzl, Nadine Gutjahr, Julia Pritzen, Daniel Reckinger, MSS 11, St.-Willibrord-Gymnasium Bitburg

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