Verschätzt, Herr Minister!

Der baden-württembergische Ministerpräsident machte den Vorschlag "Schule ab 9 Uhr". Familien sollten morgens zusammen essen und anschließend zusammen aus dem Haus gehen können. Außerdem wäre es den Schülern dann möglich, abendliche Bildungsmöglichkeiten im Fernsehen wahrzunehmen.

Doch nicht nur in ländlichen Regionen sind Eltern oft Pendler und müssen früher aus dem Haus als ihre Kinder und haben deshalb keine Zeit für ein gemeinsames Frühstück. "Schule ab 9 Uhr" würde auch nicht das leidige Zeit-Totschlagen während der Freistunden in der Schule oder das Warten auf die Heimfahrtmöglichkeiten ändern, denn dafür müssten sowohl komplett neue Fahrpläne als auch neue Stundenplanaufteilungen entstehen. Dadurch, dass die Schule später beginnt, hört sie natürlich auch später auf. Diese eine Stunde wird den Schülern abends dann fehlen. Wenn sie nach Hause kommen, ist es zu spät und es bleibt kaum Zeit, sich zu erholen, Hausaufgaben zu machen, geschweige denn für jegliche Freizeitaktivitäten! Ebenso ist es wahrscheinlicher, dass die Jugendlichen abends die Medien eher zur Unterhaltung nutzen und nicht zur Weiterbildung, da sie vermutlich nach so einem langen Schultag sehr müde sind. Auch Dr. Katja Kansteiner-Schänzlin, Leiterin der Abteilung Schulpädagogik am Institut für Erziehungswissenschaften, Universität Tübingen ist gegen "Schule ab 9 Uhr", da sich "viele Mütter (…) durch den Halbtagsjob auf die Schulzeiten eingestellt" haben. Thorsten Schröder, MSS 11, St.-Willibrord-Gymnasium Bitburg

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