Was wird aus der "Kö"?

WITTLICH. Vor ein paar Tagen schlenderte ich durch die Wittlicher Innenstadt. Die Hauptgeschäftsstraßen bieten ein trostloses Bild: Viele Geschäftsräume stehen leer, sogar die in der Nobelmeile, "Wittlichs Kö", der Burgstraße. Teilweise werden die leer stehenden Läden und Schaufenster für Ausstellungen genutzt.

Viele Geschäfte sind Filialen von großen Ketten, die man in jeder Stadt findet, so dass sich überall das gleiche Bild bietet. Dadurch geht die persönliche Note der Stadt verloren - sehr schade, wie ich finde. Warum ist das so? Auch wenn die Mieten in den vergangenen Jahren immer mehr abgesenkt wurden, scheinen sie im Verhältnis zur Ladengröße und dem Umsatz noch zu hoch zu sein. Auch die Personalkosten können viele Händler nicht mehr aus dem Erlös erzielen. Die Gewinnspanne ist beim Einzelhandel entweder zu niedrig, weil der Einkaufspreis schon höher liegt als für die Firmen-Ketten oder Supermärkte, oder weil die Kundschaft gar nicht erst die teureren Artikel kauft. Supermärkte, die ursprünglich fast reine Lebensmittelmärkte waren, haben ihr Warensortiment stark erweitert. Obwohl der Stadtrat festschreibt, wie hoch der Anteil der Waren sein darf, die auch in der Innenstadt von Einzelhändlern angeboten werden, so werden genau diese Artikel - meist für den täglichen Gebrauch - in den großen Märkten angeboten, zusammen mit einem gut sortierten Lebensmittel-Sortiment. So sind es meist Sportartikel, Campingausrüstung, Einrichtungsgegenstände, Textilien, Bekleidung, Unterhaltungselektronik, Haushaltwaren etc. Wenn also die Kunden schon Lebensmittel in den Supermärkten kaufen, können sie gleich die oft viel günstigeren Angebote im so genannten Non-Food-Bereich nutzen. Die Parole "Geiz ist geil"!, findet hier ihre Anwendung und gibt den kleinen Geschäften keine Chance. Ein weiterer Nachteil für Geschäfte in der Innenstadt ist, dass die Kunden sich erst einen Parkplatz suchen müssen. Bei einem Aufenthalt über 30 Minuten fallen dann Parkgebühren an. Dann haben die Kunden noch einen Fußweg zu den verschiedenen Geschäften. Wenn man mehrere verschiedene Geschäfte aufsucht, ist das ziemlich anstrengend und zeitaufwändig; besonders wenn man noch kleine Kinder dabei hat. In manchen kleinen Läden sind Kinder zudem auch nicht immer willkommen, zum Beispiel wenn sie mit einer Eiswaffel in ein vornehmes Geschäft für Damenkleidung gehen. Auf der "grünen Wiese", also außerhalb der Kernzone, können die Kunden vor dem Supermarkt direkt kostenlos parken und dort in aller Ruhe schauen. Die Kunden werden dort zwar nicht bedient oder beraten, dafür fühlen sie sich auch nie zu einer Kaufentscheidung gedrängt. Manche Märkte bieten auch eine "Kinderecke" an. Bei den langen Öffnungszeiten, die die Supermärkte anbieten, können die Einzelhändler in der Innenstadt nicht mithalten; denn sie arbeiten überwiegend in kleinen Familienbetrieben. Auch sind die Öffnungszeiten für die Verkäufer und Verkäuferinnen, die Familie haben, schwierig. Ein Supermarkt beschäftigt im Verhältnis dazu viel weniger Personal. Da stellen sich folgende Fragen: Wird es bald keine Einzelhändler mehr geben? Und was wird nur aus Wittlichs Kö? Julia Spang, Klasse 10 c, Cusanus-Gymnasium Wittlich

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