Wie kommt der Brief nach Aserbaidschan?

FRANKFURT/TRIER. Eine KLASSE!(n)-Fahrt der anderen Art: Die Klasse 9d des Trierer Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums hat den Artikelwettbewerb des KLASSE!-Partners Deutsche Post gewonnen. Der Preis für die 27 Schüler war eine Besichtigung des Internationalen Postzentrums am Frankfurter Flughafen.

Es ist laut, es ist hektisch. Überall fahren Gabelstapler und andere Transportfahrzeuge durch die riesigen Hallen. Wie Schweinehälften hängen Säcke voller Briefe an Haken und werden auf einer Länge von 4,5 Kilometern auf Transportbändern durch das Internationale Postzentrum (IPZ) am Frankfurter Flughafen befördert. Überall herrscht Betriebsamkeit: Mitarbeiter sortieren Briefe und Päckchen nach Größe und Format, bevor sie auf Mulden und Bändern zu Sortiermaschinen gelangen. Insgesamt 3,1 Millionen Briefe sowie 26 500 Pakete und Päckchen werden durchschnittlich pro Tag im IPZ, dem größten Post-Logistikzentrum Europas am größten Frachtflughafen Europas, umgeschlagen."Das ist schon eine andere Dimension als das Briefzentrum in Trier", sagt Christoph Buring. Er muss es wissen, denn der Neuntklässler vom Friedrich-Wilhelm-Gymnasium Trier war als Reporter im Rahmen des TV-Medienprojekts KLASSE! im Trierer Briefzentrum, hat gemeinsam mit drei Klassenkameradinnen und -Kameraden mehr als eine komplette TV-KLASSE!-Seite über die Deutsche Post verfasst.

Was geschieht im Briefzentrum? Wie sieht der Tagesablauf eines Zustellers aus? Was passiert in einer Postfiliale und wie kommt ein Brief vom Absender zum Empfänger? Mit diesen Fragen haben sich Christoph, Nils Orth, Daniel Blattner und Marina Brittner befasst. Der Lohn war der erste Preis im KLASSE!-Artikel-Wettbewerb der Deutschen Post. Der "gelbe Riese" lud die Klasse zu einem Besuch im IPZ ein, die Fraport AG legte noch eine exklusive Rundfahrt über das Flughafen-Gelände drauf.

Schlangen aus dem Kongo, Drogen aus Kolumbien

Erst einmal wurde die IPZ-Kantine gestürmt, ehe die Klasse in zwei Gruppen das riesige Zentrum besichtigte - und dabei viel Wissenswertes erfuhr. Jeder Brief, der in Deutschland aufgegeben wird und fürs Ausland bestimmt ist, landet am Frankfurter Flughafen. Von dort aus geht es mit Flugzeugen oder LKW weiter. Mit einer Ausnahme: Der kleine Grenzverkehr zwischen dem Bereich Trier und Luxemburg - nur dort geht die Post direkt über die Grenze. "Selbst die Post, die von Saarbrücken nach Metz befördert werden muss, wird in Frankfurt bearbeitet", sagt Hans-Jürgen Thomeczek, der Pressesprecher der Deutschen Post AG, der den Besuch organisierte.

Neben der "exportierten" Post ist das IPZ auch Drehscheibe für alle ausländische Post, die nach Deutschland kommt. Und der "gelbe Riese" garantiert: Alle ausländische Post, die in Frankfurt ankommt, ist binnen eines Tages beim Empfänger (zumindest in 96 Prozent aller Fälle). Und in der Post (vor allem in Päckchen und Paketen) wimmelt es teilweise von Absurditäten: In einen Postsack, der aus dem Kongo kam, hatte sich eine Schlange verirrt, aus Hongkong wurden vergangenen Monat Vogelspinnen, als Spielzeug deklariert, eingeführt. Damit schnell klar ist, was sich in den Sendungen verbirgt, arbeitet der Zoll Hand in Hand mit der Post. Pakete, die aus bestimmten Ländern wie Kolumbien ankommen, werden per se kontrolliert, gleiches gilt zum Beispiel für alle Post, die nach Israel weiter transportiert wird.

Damit die Briefe und Pakete auch dort ankommen, wo sie hinsollen, steht eine ausgeklügelte Technik zur Verfügung: Fürs Ausland bestimmte Briefe werden zum Großteil maschinell eingelesen, wandern dann durch Scanner, die die Post dann genau in den Kasten eines langen Bandes befördern, der zum Beispiel Aserbaidschan, China oder Dänemark zugeordnet ist. Ist der Kasten voll, füllen Mitarbeiter die Post in Versandkisten, die dann - wiederum mit einem Scancode versehen - den richtigen Flugzeugen zugeordnet werden. Bei unleserlicher Schrift - oder arabischen oder kyrillischen Zeichen - erfolgt die Sortierung per Hand. Gleiches gilt für die eingehende Post: Jede Sendung wird elektronisch erfasst, erhält einen Strichcode und wandert dann über Förderbänder in die passenden Boxen, die dann von LKW abgeholt werden.

Von 6.30 Uhr bis 22.30 Uhr wird ausgehende Post, dazwischen eingehende bearbeitet - innereuropäische Sendungen genießen dabei Vorrang. Dann ist zum Beispiel der gleiche Container, der tagsüber für Dänemark "zuständig" war, für Post in das Briefzentrum Trier bestimmt. Daneben ist Frankfurt internationales Drehkreuz für alle Transit-Post: Das heißt: Wird ein Paket in Tunesien mit dem Bestimmungsort Argentinien aufgegeben, wandert es automatisch über Frankfurt.

Über 1730 Mitarbeiter aus 45 Ländern arbeiten im IPZ, in dem es vor allem vor Weihnachten und in den Sommermonaten noch hektischer wird. Pro Jahr kommen alleine 55 Millionen Postkarten in Frankfurt an. "Das ist schon genial durchdacht alles", meint Christoph Buring nach dem Rundgang. Marina Brittner konnte sich mit dem "Führer" sehr fundiert unterhalten, denn ihre Eltern betreiben die Postfiliale in Trier-Süd.

Apropos Trier: Wegen mangelnder Sicherheitsvorkehrungen und tausender gestohlener Briefe war die Post ins Gerede gekommen. Im IPZ ist jeder Bereich Kamera-überwacht. Nur, wer einen speziellen Ausweis vorzeigen kann, darf das Gebäude betreten. Tafeln im gesamten Gebäude warnen "schwarze Schafe".

25 0000 Quadratmeter Fußbodenheizung

Ähnliche Sicherheitsvorkehrungen warten auf die Trierer Schüler bei der anschließenden Rundfahrt über den Flughafen. Bevor sie den Bus betreten dürfen, werden sie mittels eines Metalldetektors kontrolliert. Dann geht es über das Rollfeld. Dort werden Maschinen aller Typen erläutert, wird erklärt, wo später der neue Riesen-Airbus A380 gewartet wird, wo die neue Startbahn gebaut werden soll - und dass die 25 000 Quadratmeter große Lufthansa-Wartungshalle komplett mit Fußbodenheizung ausgestattet ist. Am Ende der KLASSE!(n)-Fahrt sind die Schüler und ihre Lehrerin Leonie Eiden-Benedum überwältigt: "Bei solchen Preisen sollten wir noch mal an einem KLASSE!-Wettbewerb teilnehmen", meint sie.

Für alle Klassen, die an KLASSE! 2005/2006 teilnehmen, winkt wieder eine Besichtigung des Frankfurter IPZ und des Flughafens. Das Mitmachen ist ganz einfach: Ein Schüler oder die ganze Klasse müssen sich nur in Artikeln dem Thema Post widmen. Eine Jury wählt dann den Sieger aus.

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