Die Hölle im Urlaubsparadies

Trier · Viele TV-Leser sind betroffen über die Lebensgeschichte der elfjährigen, mehrfach behinderten Sahar aus der Nähe von Luxor. Aber die Arbeit des Vereins "Kleine Pyramide" zeigt, dass Sahar kein Einzelfall ist.

 Kann bereits 40 Prozent des Bedarfs für die „Hilfe für Sahar“ verbuchen: Klaus Kürten, Verein Kleine Pyramide. TV-Foto: Friedemann Vetter

Kann bereits 40 Prozent des Bedarfs für die „Hilfe für Sahar“ verbuchen: Klaus Kürten, Verein Kleine Pyramide. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Es ist noch gar nicht so lange her, da kannte Klaus Kürten Ägypten nur aus der malerischen Perspektive, die es Touristen bietet. Bis er, bei einem Urlaub mit seiner Frau, einen Blick hinter die Kulissen warf. "Auf der einen Nil-Seite die Fünf-Sterne-Hotels, auf der anderen die Armenviertel", so fasst er den "echten Kulturschock" im Rückblick zusammen. Seither engagiert er sich für den Verein "Kleine Pyramide" mit Sitz in Trier.

Viele Mitstreiter sind auf diese Weise dazu gekommen, seit der Trierer Unternehmer Willi Koll die Initiative 1998 gegründet hat. 170 Mitglieder gehören dem gemeinnützigen Verein an, der unbürokratisch und ehrenamtlich von Trier aus die Fäden zieht. "Niemand bekommt bei uns Geld" versichert Kürten - selbst die Flüge von Vorstandsmitgliedern nach Ägypten zahlt jeder privat.

Vor Ort in Luxor funktioniert das Prinzip ähnlich. Die aus Konz stammende ehemalige Journalistin Ingrid Wecker ist der Dreh- und Angelpunkt in der "Pyramide" vor Ort, einem kleinen Gebäude mit Behandlungszimmer, Spielflächen und einem Kursraum. Einheimische ehrenamtliche Helfer, die sich in den Armenvierteln von Luxor auskennen, betreuen die Familien, die meist in extremer Armut leben.

Es gilt das Prinzip Hilfe zur Selbsthilfe: In der Pyramide können die Eltern schreiben oder nähen lernen, damit sie später eine Chance haben, sich selbst zu ernähren. Die Kinder, oft krank und durch Mangel-Ernährung gezeichnet, werden medizinisch und physiotherapeutisch betreut.

Weil außer ärztlichen und therapeutischen Leistungen das meiste ehrenamtlich geleistet wird, kostet das Zentrum auf der Westbank von Luxor monatlich nur 1800 Euro - Geld, das die Mutter-Organisation in Trier durch Spenden und Beiträge aufbringt. Um die Nachhaltigkeit der Arbeit zu sichern, gibt es darüber hinaus 180 Patenschaften für Kinder. 25 Euro im Monat zahlen die Paten in Deutschland, und damit ist nicht nur dem Patenkind geholfen. Auch die Geschwister und die Eltern erhalten die Chance, aus dem Elend herauszukommen - sind doch 25 Euro der Gegenwert, für den mancher Tagelöhner einen ganzen Monat arbeiten muss.

Ingrid Wecker und ihre Mitarbeiter besuchen die Patenfamilien regelmäßig, um zu sehen, ob die Hilfe auch sinnvoll eingesetzt wird. Die kritische Internet-Plattform charitywatch.de, die Hilfsorganisationen überprüft, attestiert der Pyramide gute Arbeit und hohe Transparenz.

Trotzdem ist das Aufrechterhalten des Spendenflusses eine ständige Aufgabe. "Wir nehmen jede Chance wahr", erzählt Klaus Kürten. Mal gab es Hilfe von der Unesco, mal half der RTL-Spendenmarathon, mal die Katharina-Witt-Stiftung. Aber für besonders dringende und dramatische Fälle braucht es auch besondere Unterstützung, weil der Jahresetat von rund 70 000 Euro komplett ausgereizt ist. So wie bei der elfjährigen Sahar. Die Pyramide-Mitarbeiter fanden das gelähmte und stumme Mädchen verwahrlost in einem Abstellraum. Nun soll sie über "Meine Hilfe zählt" mit ihren vier Geschwistern eine menschenwürdige Bleibe erhalten. 2580 Euro sind dafür erforderlich, die Wohnung so herzurichten, dass Sahar dort erträglich leben kann ( Projekt-Nr. 4761). Rund 1000 Euro sind schon zusammengekommen. "Wir setzen auf die TV-Leser", sagt Klaus Kürten.

Wer die "Kleine Pyramide" kennenlernen will, kann am 20. November zum Glühwein- und Waffelstand am Pranger in der Trierer Innenstadt kommen.

Wie spende ich?

Per Bank-Überweisung:
Empfänger: betterplace.org, Kontonummer 53333, BLZ 51230800, Kreditinstitut: Wirecard Bank. Wichtig: Im Verwendungszweck an erster Stelle die vierstellige Projektnummer angeben - wenn Sie unser Projekt der Woche, also die kleine Sahar, unterstützen wollen, wäre das die 4761. Dann - nur falls abweichend vom Kontoinhaber - den Namen des Spenders. Falls der Spender in der Zeitung und online veröffentlicht werden will, ein "X" eintragen. Und falls Sie eine Spendenbescheinigung wünschen, Adresse angeben.

Per Onlinespende: Unter www.volksfreund.de/meinehilfe ist das Projekt gelistet. Selbiges dort auswählen und auf den Spendenbutton klicken. Dann die entsprechenden Daten eingeben, die selbstverständlich verschlüsselt übertragen und vertraulich behandelt werden.

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