Spenden Studierende helfen Flüchtlingen

Trier  · „Meine Hilfe zählt“: Angehende Juristen beraten kostenlos Asylbewerber – TV-Leser können die Refugee Law Clinic Trier unterstützen.

 Jura-Studenten der Refugee Law Clinic Trier im Beratungsgespräch mit  einem  Asylbewerber.

Jura-Studenten der Refugee Law Clinic Trier im Beratungsgespräch mit  einem  Asylbewerber.

Foto: Privat

Seit zwei Jahren helfen auch in Trier Jura-Studenten Geflüchteten, sich im Paragrafendschungel zurechtzufinden. Einer der ersten Mandanten der ehrenamtlichen Berater war Hamza Sayed Abdullah. Als Minderjähriger, ohne Eltern an seiner Seite, ist er vor dem Krieg aus Syrien geflohen. Denn als Heranwachsender wäre er zur Wehrpflicht in der syrischen Armee herangezogen worden und hätte für das Assad-Regime kämpfen müssen. Wer den Dienst verweigert, wird vom Militär verfolgt. Über den Libanon, die Türkei ist er nach Griechenland geflohen und seit 2015 in Deutschland – in Trier. So ist es im Magazin der Refugee Law Clinic Trier zu lesen.

Seit 2016 gibt es die Refugee Law Clinic (RLC) auch an der Mosel (der TV berichtete) und aktuell in rund weiteren 30 Städten in Deutschland. Hinter den RLC verbergen sich Vereine, die sich zum Ziel gesetzt haben, Flüchtlingen kostenlos zu ihrem Recht zu verhelfen. Denn Menschen wie Hamza Sayed Abdullah, die in einem fremden Land ankommen und Schutz suchen, müssen sich unter anderem in einem Dschungel aus Paragrafen zurechtfinden. Die fremde Sprache macht dies noch schwieriger.

Weil der junge Syrer, so wie viele Geflüchtete, unsicher war, was mit ihm passieren würde, hatte er sich an die RLC Trier gewandt. Beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge war er zu diesem Zeitpunkt bereits angehört worden. Einen Tag bevor er den ersten Beratungstermin mit den Trierer Jura-Studierenden hatte, wurde er als Flüchtling anerkannt. Den Termin hat er trotzdem genutzt. Denn Hamza Sayed Abdullah wollte wissen, wie seine Eltern, die ältere Schwester und der jüngere Bruder, die noch in Damaskus lebten, nach Deutschland nachkommen könnten. Die jungen RLC-Berater haben ihm erklärt, unter welchen Umständen ein Familiennachzug möglich ist, sie haben beim Erstellen eines Visumantrags der Eltern an die deutsche Botschaft in Damaskus geholfen.

Georg Kuhs ist Vorstandsvorsitzender des Vereins Refugee Law Clinic Trier. „Seit dem Start im Jahr 2016 hatten wir 114 Beratungen“, sagt er. 39 mal sei es um Familienzusammenführung, 20 mal um abgelehnte Asylbescheide, 16 mal um Anhörungsvorbereitungen und 39 mal um sonstige Themen gegangen. Mittlerweile zählt der Verein 180 Mitglieder.

Die Jura-Studierenden opfern nicht nur ihre Zeit für die Beratungen, sie bilden sich auch freiwillig weiter. Denn alle Vereinsmitglieder, die beraten wollen, müssen ein aus Vorlesungen, Tutorien und Hospitationen bestehendes Ausbildungsprogramm durchlaufen. So erwerben sie die notwendigen theoretischen Kenntnisse im Asyl- und Ausländerrecht, und mit Hilfe der Hospitationen erfahren sie, was die Beratung praktisch bedeutet. Schirmherrin des Ausbildungsprogramms ist die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer.

Vor Kurzem wurde der mittlerweile dritte Ausbildungsdurchgang an der Uni Trier abgeschlossen. 52  Jura-Studierende hatten daran teilgenommen.

Die RLC-Berater tragen ehrenamtlich und ohne eine Aufwandsentschädigung zu erhalten, dazu bei, dass Geflüchtete die ihnen zustehenden Rechte wahrnehmen können. Die Beratung durch die RLC ist häufig die einzige Form der Unterstützung im Asylverfahren für Geflüchtete.

 Mitglieder der Refugee Law Clinic Trier, die Asylbewerber  beraten wollen, müssen zuvor ein intensives Schulungsprogramm durchlaufen.

Mitglieder der Refugee Law Clinic Trier, die Asylbewerber  beraten wollen, müssen zuvor ein intensives Schulungsprogramm durchlaufen.

Foto: Privat
 Meine Hilfe zählt Studenten

Meine Hilfe zählt Studenten

Foto: Privat

Unter dem „Meine Hilfe zählt“-Projekt mit der Nummer 58019 bittet der Trierer Verein um finanzielle Unterstützung, um Büromaterialien und Telefonkosten, die Ausbildung der Berater und etwa den Druck von Flyern und Plakaten bezahlen  zu können. Denn auch Öffentlichkeitsarbeit ist Teil des ehrenamtlichen Engagements. Die angehenden Juristen beziehen, jetzt wo rechtspopulistische und rassistische Töne wieder salonfähiger werden, klar Stellung für Menschlichkeit und gegen Fremdenhass. So steht es auf der Internetseite der TV-Spendenplattform „Meine Hilfe zählt“. Sie treten für die universale Geltung von Menschenrechten ein. „Und befähigen Asylsuchende dazu, diese Rechte wahrzunehmen“, sagt Vorsitzender Georg Kuhs.

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