Mit der "Geheimsprache" zu anderen finden

Trier · Ob schüchtern, beeinträchtigt oder aus einem anderen Land. Manchmal sind die Hürden hoch, um mit anderen Kindern kommunizieren zu können. Mit dem Meine-Hilfe-zählt-Projekt "Wir singen mit den Händen" lernen Kinder Gebärden, die die Sprache unterstützen und Brücken zu anderen bauen.

 Mit Händen singen: Elemente aus der Gebärdensprache können helfen, Sprachbarrieren zu überwinden. Fidibus Trier will ein Projekt dazu mit Kindern starten. Foto: Fidibus

Mit Händen singen: Elemente aus der Gebärdensprache können helfen, Sprachbarrieren zu überwinden. Fidibus Trier will ein Projekt dazu mit Kindern starten. Foto: Fidibus

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Trier. Kommunikation ist weitaus mehr als nur Sprache. Ein Wimpernschlag, ein Blick, ein Schulterzucken, ein Fingerzeig sagen manchmal mehr als tausend Worte - und können Menschen helfen, die unsichtbare Wand zu anderen zu durchbrechen. "Denn wer sich nicht oder nur ungenau verständigen kann, ist oft sehr einsam und frustriert", sagt Silvia Willwertz vom Familienzentrum Fidibus in Trier. Nicht oder ungenau sprechen zu können, kann viele Ursachen haben: Sie können körperlich sein, aufgrund von Schüchternheit oder einfach nur, weil man aus einem anderen Land kommt und die Sprache nicht spricht. Mit dem Meine-Hilfe-zählt-Projekt "Wir singen mit den Händen" sollen Kinder und Erzieher sogenannte lautsprachunterstützende Gebärden kennenlernen. Das bedeutet, dass nur sinntragende Schlüsselwörter eines gesprochenen Satzes mit einer Bewegung beispielsweise der Hand ausgedrückt werden. Geplant ist laut Willwertz, dass eine Musikpädagogin eine Kindertagesstätte erst einmal über sechs Wochen begleitet. In dem Einführungskurs üben Kinder und Erzieher beim gemeinsamen Singen und Musizieren die lautsprachunterstützenden Gebärden ein. Die Idee zu dem Projekt hatte die Fidibus-Vereinsvorsitzende Willwertz selbst: "Beim Musizieren, Tanzen und Bewegen mit Kindern verwendet man ohnehin immer Gebärden - warum nicht die aus der deutschen Gebärdensprache nehmen?", sagt sie.
Ihre Erfahrungen seien so positiv, dass es ihr ein Herzensanliegen sei, das Projekt vielen Menschen zugänglich zu machen. Denn mit einfachen Mitteln könne viel erreicht werden. "Schon nach vier Wochen setzte bei einigen Kindern, die bis dahin keine oder kaum Lautsprache verwendet haben, ein Riesenerfolg ein", weiß Willwertz. Ein schüchterner Junge habe etwa während des Fahrzeuglieds gelernt, ein Stoppzeichen darzustellen, das alle anderen Kinder akzeptierten. Bei einem Kind mit einer schweren Beeinträchtigung seien Ärzte bislang davon ausgegangen, dass das Kind sich nicht mitteilen könne und auch die kognitive Entwicklung kaum möglich sei, sagt Willwertz. Mit Hilfe der Gebärden könne das Kind nun zeigen, was es mag und was es nicht mag. Und es sei viel fröhlicher geworden. "Ein enormer Gewinn für alle", sagt Willwertz. Das Erlernen der lautsprachunterstützenden Gebärden hat für die Kinder wohl etwas Geheimnisvolles. "Sie empfinden sie als eine Art Geheimsprache", sagt die Fidibus-Leiterin. Das Familienzentrum arbeitet mit dem Trierer Hör-Beratungs- und Informationszentrum (HörBiz) eng zusammen, einige Kitas haben schon ihr Interesse an dem Projekt bekundet.
TV-Leser können das auf Spenden angewiesene Meine-Hilfe-zählt-Projekt finanziell unter der Projektnummer 41614 unterstützen - damit noch mehr Kinder aus ihrer Isolation ausbrechen können.
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