Menschen helfen, Spaß haben - ein Danke bekommen

Trier · Auf ehrenamtliche Arbeit kann die Gesellschaft nicht verzichten. Die Bereitschaft, sich zu engagieren ist groß. Auch wenn nicht jeder eine Funktion im Vorstand übernehmen will.

 Carsten Müller-Meine, Leiter der Ehrenamtsagentur Trier und Sprecher des Landesverbands der Ehrenamtsagenturen.

Carsten Müller-Meine, Leiter der Ehrenamtsagentur Trier und Sprecher des Landesverbands der Ehrenamtsagenturen.

Foto: Rainer Neubert

Carsten Müller-Meine ist ein Ehrenamtler wie aus dem Bilderbuch. Nicht im sportlichen Bereich oder bei der Feuerwehr. Sein Augenmerk galt immer dem Sozialen. "Ich habe mich schon als Kind engagiert", sagt der 41-Jährige. "Später kam die ganze Palette an Tätigkeiten im Elternbeirat von Kindergarten und Schulen."

Der Vater zweier Töchter hat sein Engagement zum Beruf gemacht, ist Leiter der Ehrenamtsagentur sowie der Selbsthilfe- und Informationsstelle (Sekis) in Trier. Seine ehrenamtlichen Tätigkeiten: Regionalsprecher des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes und Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaften der Freiwilligenagenturen (Lagfa) sowie der Selbsthilfekontaktstellen (LAG Kiss RLP).

Bestens vernetzt, ist er ein begehrter Ansprechpartner, wenn es um das Thema Ehrenamt geht. "Ich erlebe sehr viel Menschen, die sich einbringen wollen", versichert er. Bei Weitem seien das nicht nur ältere Männer und Frauen. "Es gibt jede Menge Formen der ehrenamtlichen Arbeit, in der sich auch junge Menschen engagieren können." Das Angebot sei groß und reiche von der Lesehilfe für Grundschüler bis hin zur Vorsitzendenposition bei einem großen Verein."

Mit einer Engagement-Quote von mehr als 40 Prozent sei Rheinland-Pfalz bundesweit in einer Vorbildfunktion, sagt der Diplompädagoge und gelernte Bankkaufmann. "In Trier liegen wir bei 30 Prozent, das ist für eine Großstadt viel. Im ländlichen Raum, mit seinen traditionelleren Strukturen, ist der Anteil der Menschen, die sich engagieren aber vermutlich sogar bei weit mehr als 40 Prozent." Nicht selten kämen da auf einzelne Personen bis zu acht Ehrenämter, weshalb die genaue statistische Erfassung schwierig sei.

Aber warum engagieren sich die Menschen ehrenamtlich? Antworten auf Fragen wie diese bietet das Freiwilligkeitssurvey 2009, eine umfassende Studie des Bundesfamilienministeriums, das in diesem Jahr fortgeschrieben wird. Als häufige Motive für ehrenamtliches Engagement wird dort der Spaß an der jeweiligen Tätigkeit ebenso genannt wie die Chance, etwas für das Gemeinwohl zu tun und sein persönliches Lebensumfeld mitzugestalten. Zudem haben viele Ehrenamtler den Wunsch, die eigenen Fähigkeiten zu verbessern und Neues zu lernen.

"Der menschliche Aspekt steht im Vordergrund", sagt Carsten Müller-Meine. "Viele, die zu uns kommen, wollen Menschen kennenlernen, Spaß haben und ein Danke bekommen."

580 Vereine gibt es in Trier. Hinzu kommen die häufig nicht als Vereine organisierten Selbsthilfegruppen. Das Bistum Trier organisiert die Freiwilligendienste und verfügt über eine eigene Ehrenamtsförderung für Tätigkeiten im kirchlichen Bereich. Offizielle Anlaufstellen für nicht kirchliche Vereine und Menschen auf der Suche nach einer ehrenamtlichen Aufgabe gibt es auch in den Kreisen Trier-Saarburg und im Bernkastel-Wittlich. Im Eifelkreis übernehmen Rotes Kreuz und Caritas diese Funktion. Im Vulkaneifelkreis wenden sich die Menschen, die sich engagieren wollen, ebenfalls unmittelbar an die Vereine oder Einrichtungen. Kreissprecherin Verenna Bernardy "Ehrenamtliches Engagement ist für das bürgerschaftliche Leben unerlässlich und gerade in Zeiten des demographischen Wandels von zunehmender Bedeutung."

Und auch Monika Scheid, bei der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich verantwortlich für die Servicestelle Freiwilliges Engagement, verdeutlicht, wie wichtig ehrenamtliches Engagement für das öffentliche Leben ist: "Tagtäglich leisten Zehntausende Menschen in unserem Kreis Unverzichtbares und Wertvolles in sozialen Einrichtungen, in Wohlfahrtsverbänden, in kirchlichen Organisationen, bei der Freiwilligen Feuerwehr, in kulturellen Vereinigungen und Sportvereinen, in der Senioren-, Behinderten- und Jugendbetreuung, in der Familienarbeit, in Selbsthilfegruppen, im Umweltschutz und in den vielfältigen Gremien und Ausschüssen. Ohne sie stünden in unserer Gesellschaft viele Räder still."

Von dieser Bedeutung weiß natürlich auch Ehrenamtsprofi Carsten Müller-Meine: "Ehrenamt ist wichtig und vielfältig. Jeder, der etwas tun will, kann etwas für die Allgemeinheit leisten. Auch eine Stunde pro Woche ist wertvoll." Eine deutliche Grenze setzt er allerdings, wenn Ehrenamt hauptamtliche Strukturen ersetzen soll. "Das Ehrenamt braucht das Hauptamt zur Unterstützung. Es kann nicht Ersatz dafür sein."Anlaufstellen für Ehrenamtliche


Trier:
Ehrenamtsagentur Trier: Balduinstraße 6, Telefon 0651-9120702, Fax 0651-9120751, E-Mail: kontakt@ehrenamtsagentur-trier.de ; www.ehrenamtsagentur-trier.de

Selbsthilfe Kontakt- und Informationsstelle (zuständig für die gesamte Region): Balduinstraße 6, Telefon 0651/141180, kontakt@sekis-trier.de ; www.sekis-trier.de

Kontaktstelle Ehrenamt der Kreisverwaltung Trier-Saarburg, Willy-Brand-Platz 1, Telefon 0651/715-324, dieter.ackermann@trier-saarburg.de

Saarburg: Ehrenamtsbörse in der Verbandsgemeinde Saarburg, Staden 130, Telefon 06581/2336, ehrenamt@kulturgiesserei-saarburg.de , www.kulturgiesserei-saarburg.de/ehrenamtsbörse

Wittlich: Servicestelle Freiwilliges Engagement und Netzwerk "Landkreis aktiv", Kurfürstenstraße 15, 06571/142208, monika.scheid@bernkastel-wittlich.de

Bernkastel-Kues: Ehrenamtsbörse Bernkastel-Kues, Gestade 18, Telefon 06531/54114

Im Eifelkreis Bitburg-Prüm und im Vulkaneifelkreis gibt es keine zentrale Anlaufstelle für Vereine und Ehrenamtliche.

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