Alarm in der Tierwelt

Der Eisbär ist in Gefahr. Der Gorilla auch. Ebenso der Tiger. Und es gibt noch viel mehr Säugetiere, Insekten, Pflanzen oder Vögel, die bedroht sind. Manche von ihnen könnten aussterben, das heißt, es würde sie dann nicht mehr geben. Die Gefahr für Tiere und Pflanzen kommt – von uns. Uns Menschen. Warum wir mit unseren Straßen und Fabriken die Vielfalt an Arten auf der Erde bedrohen und was wir dagegen tun können, erklärt Experte Volker Homes im Lucky-Interview.

Warum ist der Eisbär bedroht?Volker Homes: Daran ist neben der Jagd durch den Menschen besonders der Klimawandel schuld. Der Eisbär lebt rund um den Nordpol. Das ist ein Gebiet, das vor allem aus gefrorenem Wasser besteht. Wissenschaftler glauben, dass dieses Eis in der Zukunft – also wenn ihr etwa so alt wie euer Opa seid – im Sommer verschwinden könnte. Dann müsste der Bär an viel weiter entfernten Meeresküsten leben, um nicht im Wasser zu ertrinken. Nur gibt es dort nicht die Robben, die der Eisbär als Nahrung braucht. Und der Tiger und der Gorilla?Volker Homes: Bedrohte Tiger leben in den Wäldern von Südostasien, zum Beispiel auf der Insel Sumatra. Dort fällen Menschen aber die Bäume, um das Holz zu verkaufen. Außerdem werden Tiger trotz eines Verbots getötet, um aus ihrem Körper eine Medizin zu gewinnen. Die Menschen in Asien glauben, dass diese Medizin hilft, sie ist aber nur Hokuspokus. Gorillas gibt es nur in den Wäldern von Zentral- und Westafrika. Auch hier dringen Holzfäller in den Lebensraum der Menschenaffen ein. Ist der Wald dann weg, kommen andere Menschen, die dort Häuser bauen und für immer bleiben. Und Wilderer jagen Gorillas, um ihr Fleisch zu verkaufen – manche Menschen essen gern Gorillafleisch. Heißt das, es gibt bald überhaupt keine Tiger oder Eisbären mehr?Volker Homes: Ich glaube, dass viele dieser Arten in einem hohen Maß in Gefahr sind. Und manche gibt es zum Beispiel auch gar nicht mehr: Als ich vor 20 Jahren begann, mich für den Schutz der Arten einzusetzen, lebte eine Nashornart, das sogenannte Java-Nashorn, in mehreren Ländern. Jetzt gibt es das Tier nur noch auf der Insel Java. Auf dem Festland ist es verschwunden. Es gibt aber auch gute Nachrichten. Früher lebten zum Beispiel nur noch 40 Amur-Tiger in Russland. Jetzt sind es wieder 450 Tiere, weil sie besser geschützt werden und ihr Lebensraum nicht zerstört wird. Eigentlich machen wir noch zu wenig für den Artenschutz. Die Staaten dieser Erde treffen sich ja immer wieder, um den Schutz der Arten zu beschließen oder auszuweiten. Das heißt, der Mensch weiß, was er dafür tun muss, aber er macht es nicht immer. Das ist wie mit dem Rauchen: Es ist schlecht für unseren Körper, trotzdem rauchen manche Erwachsene. Es sind ja auch Insekten oder Fische gefährdet ... Volker Homes: Jede dritte Art ist gefährdet. Das ist sehr viel. Die größte Veränderung kommt durch den Klimawandel. Dazu kommen die Wünsche von Menschen: Im Süden von Afrika jagen und erschießen Wilderer zum Beispiel viele Nashörner nur wegen ihres Horns. Das Horn wird nämlich zerrieben, um damit ein Pulver, das angeblich gegen Gift hilft, zu bekommen. Das Pulver hilft nicht wirklich, kostet aber viel Geld, weil bestimmte Menschen daran glauben. Das können sich also nur Reiche leisten. Aber wir brauchen doch Computer und Autos, oder?Volker Homes: Wir wollen nicht zurück in die Steinzeit. Aber wenn wir konsumieren, also etwas essen, trinken oder benutzen, dann muss es nachhaltig sein. Was bedeutet das?Volker Homes: Beim Fischfang wird zum Beispiel aufgepasst, dass nicht zu viele Fische aus einem Meeresgebiet gezogen werden. So was nennt man „Überfischung“. Passiert das – fehlen also die Fische –, hätten zum Beispiel Haie oder Wale weniger Futter. Also berechnen Wissenschaftler, wann und wie viele Fische gefangen werden dürfen. Zur Kontrolle, dass da nicht geschummelt wird, schaut sich ein Experte die Fischfangschiffe und die Fabriken an, wo der Fisch zum Beispiel sortiert und zerkleinert wird. Wenn alles in Ordnung ist, bekommt die Fischfirma ein Siegel, das sogenannte MSC-Gütesiegel – und ich als Kunde im Supermarkt weiß dann, ob der Fisch aus einem solchen geschützten Meeresgebiet kommt.Interview: Miguel Castro

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