Alltäglicher Wahnsinn

TRIER. Oft treten sie bei geschlossenen Gesellschaften auf, haben aber auch schon in einem gut gefüllten Fußballstadion gespielt. Die Wahrheit dessen, was Christoph Metz und Kai Troeger mit ihrer Comedy-Show können, liegt wie so oft dazwischen. Nach Selbstauskunft wollen sie als Duo "Die Alzheimer" überqualifizierte Comedy bieten.

Über mangelnde Betreuung und Nähe muss sich ein Publikum nicht beklagen, wenn das Duo "Die Alzheimer" zum zweistündigen Scherzen und Frotzeln bittet. Mit Handschlag begrüßten Kai Troeger und Christoph Metz die Zuschauer in der Trierer Tufa. "Kai Ahnung" und "Chris de Zuviel" nennen sich die beiden kalauernden Karlsruher - eine Wortspielerei, die schon in den 80-er Jahren neben Reiner Zufall und Axel Schweiß kursierte. Aber eben aus dieser Zeit hat das Zweiergespann Troeger-Metz einiges zu berichten: Über ihre Freundschaft, die seit gemeinsamen Spielen im Sandkasten besteht, die Jugend und die erste Liebe - Themen, die sie auch im Lied "Weißt Du noch?" verarbeiten. Heute sei es für sie nach Langzeitstudium, unendlichem Job-Marathon und beruflichen Missgeschicken "kurz nach Hartz IV", stellen die beiden Ingenieure mit dem Drang zur Bühne singend fest. Ihr Programm enthält Enthüllungen über den alltäglichen Wahnsinn und den Kampf der Geschlechter. Sie sinnieren über Menschen, die sonntags in "hübsch-dezenten ballonseidenen Arrangements" zum Bäcker gehen, kosmetische Experimente von Ehefrauen, die mit ihrem "angeborenen femininen Sadismus" für Stunden das Bad blockieren, und den Einsatz von Nasenhaar-Trimmern im reiferen Alter am eigenen männlichen Zinken. Dabei bedient sich das Duo musikalisch ebenfalls in der guten alten Zeit und macht einen Spaziergang durch die deutsche Schlagergeschichte, von Peter Schillings "Major Tom" bis Bata Ilics "Micaela", deren Melodien sie mit eigenen Texten und neuem Sinn bestücken. "Wir recyceln alles", geben Metz und Troeger zu. Mit der alkoholischen und der süßen Geschichte, die Kai Ahnung erzählt, indem er Namen und Sorten aus dem Getränkemarkt und Süßigkeiten-Regal in verwirrenden Kombinationen aneinander reiht, erntet der Karlsruher einige Lacher. Mit mehr Sprechtempo statt der badischen Gemütlichkeit wären die ausgefeilten Pointen noch wirksamer gewesen. Mit der Wahl der "Fänin des Abends" und dem musikalischen Finale gingen "Die Alzheimer" noch einmal auf Tuchfühlung mit dem Publikum. Kai Troeger im bauchfreien T-Shirt gestand als tuffige Howard-Carpendale-Persiflage einem Zuschauer: "Dein Schnäuzer macht mich so spitz, ich muss mal wieder Billard spielen", während Kollege Metz die Klampfe bearbeitete. Die Ekstase blieb beim Trierer Publikum zwar aus, konstatierte das Karlsruher Doppel auf "sym-badische" Art - Troeger und Metz schienen auf der Bühne aber ihren Spaß gehabt zu haben. Nach einer halbstündigen Zugabe verabschiedete sich das Duo, nicht ohne Werbung in eigener Sache für die Homepage und mit kostenlos feilgebotenen Tonträgern für Metz' Band "Na und...?" zu machen.

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