Alpha und Omega: Zu Besuch im Adler- und Wolfspark Kasselburg

Kasselburg · Wölfe fressen alte Großmütterchen und Geißlein, pusten Häuser um und jagen bei Schnee und Kälte einsame Wanderer – alles Märchen. Oder doch nicht? Der Wolf ist ein Jäger, auf dessen Speisekarte auch Rehe und Schafe stehen. Um Menschen macht er hingegen einen eher großen Bogen. In Wolfsparks könnt ihr mit euren Eltern dem wilden Verwandten des Hundes beim Essen und Herumstreifen zuschauen – ohne Gefahr für beide Seiten, denn Zäune trennen Mensch und Wolf. Lucky hat sich in zwei solchen Parks umgeschaut, und erklärt, warum es keine frei lebenden Wölfe in den Wäldern unserer Region mehr gibt ...

Wenn Tierpflegerin Julia Kranz sich dem Gehege der Wölfe nähert, die im Adler- und Wolfspark Kasselburg in Pelm leben, werden die Tiere ganz aufgeregt. Die Timberwölfe, die eigentlich aus Nordamerika stammen, wissen genau, dass Julia ihnen frisches Futter bringt. Heute gibt es Schlachtabfälle aus einer Metzgerei.

Was für Menschen in rohem Zustand ungenießbar wäre, ist für die Raubtiere ein richtiger Leckerbissen. Mit großem Tempo stürzen sich die Wölfe auf das Futter und rupfen es mit ihren Reißzähnen auseinander. Weil sie in ihrem Gehege nicht selbst jagen, sind sie auf die Fütterung von Menschenhand angewiesen.

Timberwölfe wie die im Wolfspark Kasselburg kommen zwar in Europa nicht in freier Wildbahn vor. Und sie sehen auch ein bisschen anders aus als ihre Verwandten aus Europa. Sie sind schwarz anstatt hellgrau und auch etwas kleiner. "Was ihr Sozialverhalten in der Gruppe angeht, sind die Timberwölfe aber genau so wie der europäische Wolf", erklärt Tierpflegerin Julia Kranz. Das bedeutet, dass die Tiere in einem Rudel leben, also in einer festen Gruppe. Im Wolfspark besteht dieses Rudel zurzeit aus 16 Tieren. Diese Tiere haben innerhalb der Gruppe alle einen festen Platz.

Jedes Rudel hat ein Anführer-Pärchen, das sind die sogenannten Alpha-Tiere. Das Alpha-Weibchen und das Alpha-Männchen sind diejenigen Wölfe, die in freier Wildbahn die Beute für das ganze Rudel töten und auch als erste fressen dürfen. Die anderen müssen warten. Das letzte Tier in der Gruppe, das erst dann zu fressen bekommt, wenn alle anderen satt sind, ist das Omega-Tier. Dieser Wolf ist auch für die Versorgung der Wolfsjungen zuständig.

In Pelm erkennt man die Alpha-Wölfin ziemlich gut. Sie ist das älteste weibliche Tier im Rudel und hat schon ziemlich viele graue Haare in ihrem Fell. Sie ist auch die einzige Wölfin, die Nachwuchs bekommt.

Die Jungtiere, davon gibt es im Wolfspark zurzeit fünf Stück, sind kaum noch von den anderen zu unterscheiden. Die Wolfsjungen wurden im Frühjahr geboren und sind schon fast genauso groß wie ihre Eltern.

Dass die Tiere viel Wert auf das Leben im Rudel legen, erkennt man auch daran, dass sie sich merkwürdig verhalten, wenn zum Beispiel ein alter Wolf stirbt. Julia Kranz erinnert sich noch gut daran, als der alte Alpha-Wolf gestorben ist: "Als ob sie traurig wären, haben die anderen Wölfe tagelang an der Stelle geheult, wo er gestorben ist."

Sarah-Lena Gombert

Infos zum Park

Der Adler- und Wolfspark Kasselburg liegt bei Pelm, einem Ort in der Vulkaneifel. Wer die Wölfe dort besuchen möchte, kann das momentan nur am Wochenende tun. Dann ist der Park samstags und sonntags von 11 bis 16 Uhr für Besucher geöffnet. Jeweils um 14 Uhr kann man bei der Wolfsfütterung zusehen. Der Eintritt in den Park kostet 4 Euro für Kinder und 5 Euro für Erwachsene. Mehr Infos im Internet auf www.adler-wolfspark.de.

slg

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