Als der Kaiser in Trier weilte...

Mehrere Hundert Jahre war die Reliquie des Heiligen Rocks in einem Altar im Dom verschlossen – erst Kaiser Maximilian bekam ihn zu sehen. Dies kann man auch auf einem Holzschnitt von dem Künstler Hans Burgkmair sehen.

Wenn ich schon mal hier bin, dann will ich auch den Rock sehen: So ähnlich dürfte der deutsche Kaiser Maximilian I. gedacht haben, als er vor 500 Jahren in Trier weilte. Der Kaiser hatte zum Reichstag an die Mosel eingeladen, und die Mächtigen des Reiches kamen herbei: Fürsten, Bischöfe und Vertreter der Städte. In Trier regierte damals der Erzbischof Richard von Greiffenklau.

Maximilian hatte die Moselstadt ausgewählt, weil sie in der Nähe seiner eigenen Ländereien lag. Die wurden immer wieder von feindlichen Truppen attackiert. Also wollte der Kaiser - falls seine Hilfe benötigt wurde - schnell zur Stelle sein.

Für das kleine Trier war das ein riesiges Ereignis, zum ersten Mal fand ein solcher Reichstag hier statt - und danach übrigens auch nie wieder. So ein Reichstag dauerte aber mehrere Monate. "Und da musste man die Fürsten unterhalten, damit ihnen nicht langweilig wurde", sagt Andreas Tacke. Er ist Professor für Kunstgeschichte an der Universität Trier und hat mit seinen Studierenden ein Buch zur Wallfahrt geschrieben. "Es gab für die Gäste Ritterspiele und Feste. Maximilian ließ sogar mit seinen Kanonen auf alte römische Ruinen schießen", sagt der Experte. Zur Unterhaltung.

Der Kaiser, den manche als "letzten Ritter" bezeichneten, wollte auch die Reliquie des Heiligen Rocks sehen. Das es ihn gab, wusste man. Aber er lag seit vielen Jahren verschlossen im Altar. Maximilian drängte den Bischof, den Altar zu öffnen, am 13. April 1512 war es soweit. Ein Priester holte mehrere kleine Kisten hervor, wenig später wurden sie geöffnet. Bald verbreitete sich die Nachricht - und Gläubige pilgerten nach Trier, um den Rock zu sehen. Die erste Wallfahrt begann.

Und der Kaiser? Er reiste bald vorzeitig wieder ab - befahl aus der Ferne aber den Fürsten, weiter in Köln zu tagen. So zog der mächtige Troß der Abgesandten fort von Trier. Der Rock aber blieb im Dom.

Miguel Castro

Das Heilige Römische Reich

Kaiser! Das klingt nach einem tollen und mächtigen Titel. Schließlich war der Kaiser Chef eines riesigen Reiches, des "Heiligen Römischen Reiches" - römisches Reich, weil der deutsche Kaiser sich als Nachfolger der römischen Herrscher sah. Und heilig, weil er im Auftrag von Gott die Macht ausübte. Auf einer Karte betrachtet, erstreckte sich das Reich damals auch über Gebiete, die heute den Nachbarn Deutschlands gehören - zum Beispiel Frankreich und Luxemburg.

Dieses "Reich" war damals aber in Wirklichkeit alles andere als mächtig. Vielmehr war es eine bunte Mischung kleiner und großer Länder und Städte, die von Grafen, Herzögen oder Raubrittern, von den reichen Einwohnern der Städte, von Bischöfen und Mönchen regiert wurden. Dem Kaiser versprachen sie Treue und Hilfe, wenn er sie brauchte. Dafür konnten sie in ihren Ländern oft schalten und walten, wie sie wollten.

mc

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