Alten Rechenknechten neues Leben einhauchen

Aachen/Hamburg (dpa/gms) - Wenn Computerspiele dem Daumenkino gleich über den Bildschirm ruckeln, wird es Zeit, dem Rechner eine Frischkur zu verordnen. Doch viele Anwender stolpern beim Einbau neuer Komponenten, den zudem nicht alle Experten befürworten.

„Das Aufrüsten von PCs lohnt sich in der Regel selten“, sagt Martin Kunath, Technik-Redakteur beim Internet-Dienst „Computerhilfen.de“ in Aachen. Günstige Rechner seien im Preis kaum teurer als Einzelteile. Zudem seien alle Komponenten neu und aufeinander abgestimmt.

Doch viele Anwender hängen an ihrem alten Rechenknecht und versuchen, ihm so lange wie möglich die Treue zu halten. Hinsichtlich der Leistungsfähigkeit des alten Computers bewirkt das Aufrüsten mitunter durchaus Wunder. Allerdings sollten alte und neue Bauteile miteinander harmonieren: „Das Motherboard muss mit der neuen Komponente kompatibel sein“, sagt Bernd Böhm, Betreiber der Website „computer-greenhorn.de“ in Köln. Er rät deshalb, vor dem Austausch einen Blick ins Handbuch der Hauptplatine zu werfen.

Vorsicht ist beim Wechsel eines Prozessors angebracht, dem Herz des PCs. „Um hier einen deutlichen Leistungsgewinn zu erzielen, muss eine wesentlich größere CPU eingesetzt werden“, sagt Dirk Weltermann, Produktmanager beim Hersteller Acer Computer im schleswig-holsteinischen Ahrensburg. Der Experte zählt gleich zwei mögliche Probleme auf: Entweder unterstützt das Mainboard die CPU nicht oder der vorhandene Systemspeicher ist für den Prozessor zu langsam.

Um den PC mit wenig Aufwand und Kosten zu beschleunigen, lohnt sich die Erweiterung des Hauptspeichers (RAM). „Dies ist für Profis sehr einfach, da neue Bausteine ohne Installation eingesteckt werden können“, sagt Kunath. Wegen der verschiedenen RAM-Module sollte der Laie jedoch einen Fachhändler konsultieren.

Gamer sind meist scharf auf eine topaktuelle Grafikkarte. Doch nur wenigen Spielern gelingt der Tausch auf Anhieb: „Werden High-End-Grafikkarten verwendet, benötigen diese sehr viel Strom“, sagt Weltermann. Der hohe Energiebedarf einer modernen Grafikkarte zwingt den Nutzer häufig, das Netzteil gleich mit auszutauschen - eine heikle Aufgabe. Es kommt für den Spieler aber noch schlimmer: Damit der Rechner stabil läuft, benötigt er laut Weltermann oft eine zusätzliche Kühlung. Auch wenn der Einbau der Grafikkarte schließlich gelingt, ist ein Plus an Leistung damit keineswegs garantiert.

Glück hat, wer seinen PC nur für Internet und Textverarbeitung nutzt. Diese Anwender können aufs Nachrüsten getrost verzichten: „Das wichtigste Nadelöhr im Internet sind die langsamen Leitungen, nicht die Computer selbst“, sagt Martina Nolte, Sozialpädagogin und Projektleiterin des Projekts „Mook wat PC“ in Hamburg. In dem gemeinnützigen Verein sind 18 Jugendliche damit beschäftigt, betagte PCs auf den optimalen Stand aufzurüsten.

Zum Kauf neuer Komponenten empfiehlt Nolte Läden, die mit gebrauchten PCs und Einzelteilen handeln. „Als Neuling sollte man die technischen Daten seines Computers detailliert aufschreiben und sich vom Händler bei der Auswahl der Komponenten beraten lassen“. Wer nicht weiß, was in seinem Rechner eigentlich steckt, findet dies über das kostenlose Analyse-Programm AIDA schnell heraus.

Beim Umrüsten dürfen Bastler keine Gewalt anwenden. Steckerverbindungen und sonstige Anschlüsse im Computer müssen locker und leicht aufeinander passen. Die Nachrüstaktion selbst ist nicht ungefährlich - wobei die größte Gefahr von der statischen Aufladung ausgeht. Vor einer Operation am PC sollten sich Anwender deshalb entladen, indem sie zum Beispiel mit einem Metallteil das blanke Metall eines Heizkörpers oder einer Wasserleitung berühren.

Wer sich nicht hundertprozentig sicher ist, sollte das Umrüsten lieber einem Experten überlassen. Das kostet zwar einen Aufpreis, dafür trägt der Händler nicht nur die Verantwortung für die Funktionsfähigkeit der Teile, sondern auch für den Einbau. Manche Händler sehen sich den PC vor Ort an und testen gleich im Laden die in Frage kommenden Zusatzteile. „Wenn dies nicht geht, sollte sich der Käufer ein Rückgaberecht sichern“, sagt Nolte. Nützliche Hinweise zum Einbau neuer PC-Teile bieten auch Frage-und-Antwort-Listen - so genannte FAQs - auf den Internetseiten der jeweiligen Hersteller.

Der Tausch von PC-Komponenten geht aber schnell ins Geld. Nolte warnt vor der Salami-Taktik, also sich Teile nach und nach zu kaufen. Vor dem Kauf sollten die Preise aller in absehbarer Zeit benötigten Ersatzteile addiert werden. „Ab einer bestimmten Summe ist der Kauf eines neuen Computers vielleicht doch sinnvoller“, so die Expertin.

Wenn allerdings nur ein USB-Anschluss fehlt, lohnt sich das Tuning. Besonders, da Komponenten, die noch vor sechs oder zwölf Monaten fast unbezahlbar waren, in Elektronik-Märkten und PC-Discountern heute für wenig Geld angeboten werden. So bleibt ein PC etliche Jahre länger fit. Auch wer nur mehr Speicher benötigt, zum Beispiel für die Bearbeitung von Videos, sollte in den alten PC investieren. Neue Festplatten, CD/DVD-Laufwerke oder Brenner ließen sich ebenfalls problemlos nachrüsten, so Kunath.

Mookwat PC. www.mookwat-pc.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort