Fußball-Bundesliga An Tagen wie diesen

München · Was ist nur beim FC Bayern los? Nach dem 3:3 gegen Düsseldorf fährt Hoeneß zum Tegernsee.

 Wenn selbst Fortuna Düsseldorf in München obenauf ist, ... Jérôme Boateng und der FC Bayern stecken tief in der Krise.

Wenn selbst Fortuna Düsseldorf in München obenauf ist, ... Jérôme Boateng und der FC Bayern stecken tief in der Krise.

Foto: dpa/Matthias Balk

(dpa) Nachdem Uli Hoeneß „völlig down“ und innerlich brodelnd den Fußball-Notstand beim FC Bayern ausgerufen hatte, zog sich der Vereinspatron zum Nachdenken an den Tegernsee zurück. Die Münchner Bosse verspüren nach einem weiteren Schockerlebnis akuten Handlungsbedarf: „Das, was heute passiert ist, ist absolut nicht akzeptabel“, sagte Hoeneß drohend. Und wer dem Präsidenten am Samstagabend über eine Stunde nach dem alarmierenden 3:3 (2:1) gegen Fortuna Düsseldorf bei dessen siebenminütiger Zustandsbeschreibung zuhörte, muss bezweifeln, dass Niko Kovac noch Teil der Lösung sein wird. Zumal der Präsident dem 47-jährigen Kroaten nur noch eine Gnadenfrist einräumte: „Wir spielen am Dienstag gegen Benfica, und da wird unser Trainer sicherlich Niko Kovac sein.“

Die Jobgarantie gilt also bis zu dieser Champions-League-Partie, in der die Bayern gegen Lissabon das Achtelfinal-Ticket lösen können. Selbst ein Erfolg würde keine dauerhafte Garantie für Kovac bedeuten. „Dann müssen wir mal eine Analyse machen, wo wir stehen“, sagte Hoeneß. Schockiert hatte er auf der Tribüne mit Sitznachbar Karl-Heinz Rummenigge Szenen wie in „Slapstick-Filmen“ (O-Ton Hoeneß) erlebt. Nach dem dritten Torstreich des Düsseldorfers Turbostürmers Dodi Lukebakio dachte Hoeneß spontan, „die Welt geht unter“.

Weltuntergang in München? Den werden die Münchner Bosse, die Kovac eine überalterte und schwer anzuleitende Mannschaft übertragen haben, nicht zulassen wollen. Hoeneß blutet das Bayern-Herz. Der 66-Jährige rückte erstmals ab von Kovac, für den er bislang „bis aufs Blut“ kämpfen wollte. Die Frage, ob der Nachfolger von Jupp Heynckes an der Dimension FC Bayern scheitern könnte, wich Hoeneß aus: „Das kann ich im Moment nicht sagen. Wir müssen beim FC Bayern jetzt alles hinterfragen, warum wir so spielen, wie wir spielen. Wir können nicht sagen, es wird schon werden. Das ist nie Position des FC Bayern gewesen.“ Es gehe nun darum, die „richtige Lösung zu finden“.

Die Bosse, die nach dem vierten sieglosen Heimspiel am Stück und einer verspielten 2:0- und 3:1-Führung ungewöhnlich lange bei der Mannschaft in der Kabine verweilten, zwangen sich dazu, nicht aus der Emotion heraus zu handeln. „Uns ist jetzt wichtig, dass wir Ruhe bewahren. Das fällt schwer, das gebe ich absolut zu“, gestand Hoeneß. Der Trainermarkt dürfte spätestens jetzt intensiv sondiert werden.

Denn Hoeneß‘ Zustandsbeschreibung der „total verunsicherten Mannschaft“ fiel verheerend aus. Er prangerte die „dilettantischen Fehler“ bei den Gegentoren an. Bei jedem Angriff der Gegner herrsche inzwischen höchste Gefahrenstufe. Das Gesamturteil war vernichtend, gerade für Kovac: „Wir spielen sehr schlechten Fußball, einen uninspirierten Fußball und einen Fußball ohne Selbstvertrauen.“

Der Daumen über Kovac senkt sich. „Nach den ersten sechs Wochen hatte ich das Gefühl, wir haben alles richtig gemacht. Und jetzt die letzten sechs Wochen ist es ins Gegenteil umgekehrt“, sagte Hoeneß. Schon nach zwölf Spieltagen geht es um Schadensbegrenzung. „Tatsache ist, dass wir natürlich jetzt eine schwierige Ausgangsposition für den Rest der Saison sehen“, sagte Hoeneß. Bei nun neun Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Borussia Dortmund noch vom Meistertitel zu reden nannte der Präsident „etwas überheblich“.

Kovac startete am Sonntag den Versuch, den Fokus auf die Aufgabe gegen Benfica zu richten. Das Training begann erst nach einer längeren Besprechung. Vielleicht gab es intern jene „Generalschelte“, die sich Kovac in der Pressekonferenz am Vorabend versagt hatte.

Immerhin zeigte sich der nach außen stets kontrollierte Coach nach dem Düsseldorf-Flop angefressen wie nie zuvor in seiner kurzen Münchner Amtszeit. „Ich weiß nicht, ob es eine Steigerung von sauer gibt“, sagte er. Kovac rügte trotz der Treffer von Niklas Süle und des zweimal erfolgreichen Thomas Müller die „Sorglosigkeit“ im Angriff. Vor allem aber ärgerte er sich über den nächsten verspielten Vorsprung und die nächsten späten Gegentore: „Das sind individuelle Fehler, die kann kein Trainer der Welt verhindern.“

Auch Hoeneß sparte die Profis nicht aus: „Es gibt auch den einen oder anderen Spieler, der über sich mal nachdenken muss.“ Jérôme Boateng und Süle wurden vom 21-jährigen Lukebakio genarrt. Außer Müller durfte kein Akteur mit seiner Leistung zufrieden sein. „Vielleicht fehlt die hundertprozentige Schärfe bei der ganzen Mannschaft“, spekulierte Müller. „Unverzeihlich“ nannte Kapitän Manuel Neuer den Auftritt: „Wir haben aus unseren Fehlern nichts gelernt.“

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
„Alexander Meier ist Eintracht Frankfurt.“ (Frankfurts Trainer Niko Kovac über den Status des Eintracht-Routiniers nach dessen Comeback mit Tor beim 3:0 gegen den Hamburger SV) „Rechnung offen klingt immer so martialisch, das klingt immer so nach Drogenhandel. Wir würden gerne gewinnen.“ ((Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann zur Ausgangssituation im Rennen um die Champions League vor dem Heimspiel gegen Dortmund am 34. Spieltag) „Es sind genügend Menschen im Stadion, die den VfB lieben und gefeiert haben. Da ist es nicht so schlimm, wenn der Trainer etwas schüchtern ist.“ (VfB-Trainer Tayfun Korkut auf die Bemerkung eines Journalisten, er habe bei den Feierlichkeiten nach dem 2:0 gegen Hoffenheim etwas schüchtern am Mittelkreis gestanden) „Ich will ihn nicht mit Franz Beckenbauer vergleichen. Aber der Franz hat ja auch viele Eigentore gemacht.“ (Bayern-Trainer Jupp Heynckes über das bereits dritte Saison-Eigentor von Niklas Süle) „Ich werde immer Fan von Werder Bremen sein.“ (Bremens Kapitän Zlatko Junuzovic, der am Samstag verabschiedet wurde) „Lewandowski kommt nicht.“ (96-Präsident Martin Kind zu den Personalplanungen im Sommer) „Dann hältst du den Controller falschrum.“ (Hannovers Stürmer Martin Harnik (Foto: dpa) zu einem Reporter, der so ein Tor wie Harnik gegen Hertha schon jahrelang auf der Konsole versuche) ⇥(dpa)
„Alexander Meier ist Eintracht Frankfurt.“ (Frankfurts Trainer Niko Kovac über den Status des Eintracht-Routiniers nach dessen Comeback mit Tor beim 3:0 gegen den Hamburger SV) „Rechnung offen klingt immer so martialisch, das klingt immer so nach Drogenhandel. Wir würden gerne gewinnen.“ ((Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann zur Ausgangssituation im Rennen um die Champions League vor dem Heimspiel gegen Dortmund am 34. Spieltag) „Es sind genügend Menschen im Stadion, die den VfB lieben und gefeiert haben. Da ist es nicht so schlimm, wenn der Trainer etwas schüchtern ist.“ (VfB-Trainer Tayfun Korkut auf die Bemerkung eines Journalisten, er habe bei den Feierlichkeiten nach dem 2:0 gegen Hoffenheim etwas schüchtern am Mittelkreis gestanden) „Ich will ihn nicht mit Franz Beckenbauer vergleichen. Aber der Franz hat ja auch viele Eigentore gemacht.“ (Bayern-Trainer Jupp Heynckes über das bereits dritte Saison-Eigentor von Niklas Süle) „Ich werde immer Fan von Werder Bremen sein.“ (Bremens Kapitän Zlatko Junuzovic, der am Samstag verabschiedet wurde) „Lewandowski kommt nicht.“ (96-Präsident Martin Kind zu den Personalplanungen im Sommer) „Dann hältst du den Controller falschrum.“ (Hannovers Stürmer Martin Harnik (Foto: dpa) zu einem Reporter, der so ein Tor wie Harnik gegen Hertha schon jahrelang auf der Konsole versuche) ⇥(dpa)
Aus dem Ressort