Angela Merkel und Edmund Stoiber: Ein Doppelporträt

Berlin (dpa) - Einfach war das Verhältnis der Parteichefs von CDU und CSU noch nie. Die Spannungen jetzt erinnern an die legendäre Rivalität von Helmut Kohl und Franz Josef Strauss. Im Gegensatz zu damals ist das Kräftemessen von Angela merkel und Edmund Stoiber jedoch subtiler. Ein Doppelporträt:

In der Geschichte der CDU nimmt ANGELA MERKEL schon jetzt einen herausragenden Platz ein. Neben Konrad Adenauer (1950 bis 1964), Helmut Kohl (1973 bis 1998) und Kurt Georg Kiesinger (1967 bis 1971) gehört die 48-Jährige zum erlauchten Kreis der Parteichefs, die in ihrem Amt mindestens einmal bestätigt wurden.

Wie keine andere Frau hat die promovierte Physikerin in der CDU Karriere gemacht. Sie wurde am 17. Juli 1954 als Pfarrerstochter in Hamburg geboren und wuchs im ostbrandenburgischen Templin auf. In der Wendezeit war sie über den „Demokratischen Aufbruch“ 1990 zur CDU gekommen. Schon ein Jahr später avancierte sie zur Stellvertreterin des CDU-Vorsitzenden Helmut Kohl.

Im ersten gesamtdeutschen Kabinett wurde Merkel Ministerin für Frauen und Jugend, übernahm nach der Wahl 1994 dann das Umweltressort. Nach der Wahlniederlage 1998 machte sie der neue Parteichef Wolfgang Schäuble für viele überraschend zur Generalsekretärin. In der CDU-Spendenaffäre war Merkel diejenige in der Führung, der die Bürger noch am ehesten Vertrauen schenkten. Auf dem Parteitag in Essen vor zwei Jahren wurde sie als Hoffnungsträgerin für einen Neuanfang mit rund 96 Prozent gewählt - ein Ergebnis, das sich Kohl manches Mal gewünscht hätte.

Andererseits blieben viele in der CDU skeptisch gegenüber der Frau aus dem Osten, die noch dazu protestantisch und einmal geschieden ist. In der Parteiführung wurde ihr das Leben teils von den eigenen Parteifreunden schwer gemacht, teils machte sie auch selbst Fehler. Den ganz großen Wurf, den Gewinn der Bundestagswahl, trauten ihr viele nicht zu. Im Januar 2002 beugte sich Merkel dem Druck aus den eigenen Reihen und verzichtete zu Gunsten des bayerischen Ministerpräsidenten Stoiber auf die Kanzlerkandidatur.

Die Rolle als erste Mitstreiterin an Stoibers Seite absolvierte sie zur Überraschung vieler in strenger Solidarität. So wurde ihr denn auch die Niederlage bei den Wahlen nicht angelastet. Von Stoiber gestützt, übernahm sie sogar den CDU/CSU-Fraktionsvorsitz von Friedrich Merz. Spätestens von da an hatte sie alle Macht in der CDU in den Händen.

Den Streit um den Kanzlerkandidaten der Union hat EDMUND STOIBER schon einmal für sich entschieden. Vor zwei Jahren schickten die Unionsparteien nach Franz Josef Strauß zum zweiten Mal einen CSU-Mann in das Rennen um die Kanzlerschaft. Unter dem Wahlkampf-Label „Kantig. Echt. Erfolgreich“ bewarb sich ein Kandidat, der sich nach steiler Karriere im CSU-geprägten Land Bayern bundespolitisch zunächst keinen Erfolg hatte: Stoiber unterlag, wenn auch hauchdünn, Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD).

Der am 28. September 1941 in Oberaudorf am Inn geborene Kaufmannssohn startete nach einem Jura-Prädikatsexamen unter dem damaligen Ministerpräsidenten Strauß eine schnelle Karriere. Als CSU-Generalsekretär (1978 bis 1983), Leiter der Staatskanzlei (1982 bis 1988) und bayerischer Innenminister (1988 bis 1993) erwarb er sich den Ruf als „Wadlbeißer“ und das „blonde Fallbeil“. Im Wahlkampf 2002 versuchte er dem entschieden mit einem veränderten Image zu begegnen.

Nach dem Rücktritt von Ministerpräsident Max Streibl (CSU) 1993 wurde Stoiber Regierungschef. Anfang 1999 - schon gerühmt als erfolgreicher Manager der „Bayern AG“ - übernahm er auch die Führung der Partei und avancierte nach dem Ende der Ära Kohl zu einer Schlüsselfigur in der Union. Seit 34 Jahren ist Stoiber mit Ehefrau Karin verheiratet.

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