1700 Euro für eine Kommunion?

TRIER. Kaum ist Weihnachten vorüber, stecken einige Eltern schon in den Vorbereitungen für das nächste große kirchliche Ereignis: die erste heilige Kommunion ihres Kindes. Die passende Kleidung muss gekauft, das Essen ausgerichtet, Einladungskarten müssen geschrieben werden. Und das ist noch lange nicht alles.

Was da an Organisation und Kosten auf Eltern zukommen, ist fast vergleichbar mit einer Hochzeit. Nehmen wir an, Verena Wiegand (Name fiktiv) geht im Mai zur Kommunion. In einem Modehaus in Trier kaufen die Eltern die komplette Ausstattung. Familie Wiegand entscheidet sich für ein Kleid im Wert von 179 Euro, nimmt die Strumpfhose für 12 Euro, die Strickjacke für 59 Euro, den Haarschmuck für 22,95 Euro, Kerzenröckchen und Tropfenfänger, macht zusammen 295,95 Euro.Alles soll möglichst schick sein

Nebenan im Schuhgeschäft wird ein Paar Schuhe für 35 Euro gekauft. Auch Mutter Wiegand braucht neue Schuhe, passend zum neuen Kostüm. Macht 60 Euro. Zur Feier des Tages gönnen sich sogar Vater und Sohn eine bescheidene Aufbesserung der Ausstattung. Zusammen mit dem Kostüm der Mutter schlagen 300 Euro zu Buche. Verena geht noch zum Friseur und bekommt einen Schülerschnitt für 20 Euro. Der Rest der Familie zahlt 80 Euro.Für 25 Personen (davon fünf Kinder) ist mittags ein Tisch in einem gutbürgerlichen Restaurant bestellt. Macht 22 Euro inclusive Getränke pro Erwachsener, Kinder bis zehn Jahre zahlen hier die Hälfte. Für den Tischschmuck (drei Gestecke) werden 35 Euro in Rechnung gestellt.Kaffee und Kuchen serviert die Familie zu Hause, dafür hat Frau Wiegand Zutaten für 30 Euro eingekauft. Für den Nachbarschaftskaffee fallen noch mal 60 Euro an, da geht's nicht ohne Kuchen aus der Bäckerei. Vor die Haustür stellt Familie Wiegand zwei geschmückte Bäumchen, die sie in der Gärtnerei für je 12,50 Euro gekauft hat.In der darauf folgenden Woche geht es zum Fotografen. Dieser bekommt 35 Euro für die Aufnahmen. Vater Wiegand bestellt als Danksagung 150 Fotokarten, Stück für 70 Cent. Da nicht alle Gratulanten im Dorf wohnen, verschickt Mutter Wiegand die Danksagungen teilweise per Post. Für das Porto zahlt sie 70 Euro.Die Kommunionsmappe für den Unterricht hat zehn Euro gekostet ­ das Geschenk für die Katecheten wird nicht vergessen. Dann kommt der Strich drunter: Familie Wiegand hat für die Kommunion ihrer Tochter stolze 1665,90 Euro ausgeben.Die Wiegands haben zwar ihren Kuchen selbst gebacken, ansonsten aber alles machen lassen. Dass mit viel Eigenarbeit eine Kommunionsfeier nicht ganz so teuer sein muss, liegt auf der Hand. Wer Zeit hat, um Hand anzulegen, kann auch mit 1000 Euro auskommen, ohne große Abstriche zu machen.Wer noch weniger auf den Tisch blättern will, wird allerdings Probleme haben, den üblichen "Standard" zu halten. Pastoralreferentin Petra Schweisthal (Pronsfeld) glaubt dennoch nicht, dass die Kommunionfeier den finanziellen Rahmen einer Familie sprengt. Wer sich wie viel zumute, sei allein Entscheidung der Familie."Einem Kommunionkleid sieht man nicht an, ob es schon mal getragen wurde", sagt sie. Die Basare mit gebrauchter Kommunionskleidung erfreuen sich seit Jahren großer Beliebtheit. "Hier kann man für einen Bruchteil des Neupreises Kleidung kaufen."Durch das Tragen einer gemeinsamen Kutte werde das Fest indes finanziell nicht überschaubarer, glaubt die Pastoralreferentin. Sie hätte beobachtet, dass die Kinder sofort nach der Kirche die Kutten auszögen und dann darunter neue Kleider trügen. Außerdem müssten die Kutten nach Gebrauch gereinigt werden.Generell könne sich jede Familie eine Kommunion "leisten", sagt Petra Schweisthal. Bei manchen würde das Fest eben aufgezogen wie eine Hochzeit. Es gebe aber durchaus auch Eltern, die nicht alles mitmachen.

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