28. September 1914: Es stand im Volksfreund vor 100 Jahren

Der Bischof besucht Verwundete im Lazarett an der Treviris, in den Höhenlagen hört man Kanonenschläge und auf dem Kriegsfriedhof steigt die Anzahl der Toten. Diese und weitere Meldungen, die vor hundert Jahren im Trierischen Volksfreund standen, lesen Sie hier.

In der TV-Ausgabe vom 28. September 1914 ist der Lokalteil voll mit Meldungen, die in direktem Zusammenhang mit dem ersten Weltkrieg stehen. So besuchte der "hochwürdige Bischof" am 26. September das "Reservelazarett 2 (Treveris)". Dort unterhielt er "sich teilnahmsvoll mit allen Verwundeten und gab ihnen die Hand. Die Einrichtung der Treveris mit ihren hohen Räumen als Lazarett fand seinen besonderen Beifall, auch lobte er die in eine Liegehalle umgewandelte Terrasse. Diese und der prachtvolle Garten sind für die Erholung der Verwundeten aber auch geradezu vorbildlich."

Schlechte Nachrichten gibt es vom Kriegsfriedhof: "Die Zahl der Beerdigungen betrug bis gestern 174, davon waren 101 Deutsche und 73 Franzosen."

Eine weitere beunruhigende Nachricht für die Trierer: In den Höhenlagen kann man den Krieg hören. Im "Biewertal (unterhalb Weishaus) konnte man tatsächlich die Schläge hören, die unzweifelhaft vom Artilleriekampf zeugten", schreibt der TV. "Dumpfe, kurze Schläge, als ob ein gewaltiger Hammer auf den Erdboden treffe, zuweilen rollende Salven tönten für aufmerksame Ohren stundenlang herüber."

Daneben bestimmt der lokale Arbeitsmarkt die Berichterstattung. "Gestern abend fanden sich im Rathaus annähernd 100 Angehörige aller Berufsstände und Organisationen ein, die sich bereit erklärt hatten, die von der Stadt in Verbindung mit verschiedenen Organisationen geplante Arbeitslosen-Zählung am Sonntag vormittag vorzunehmen. Herr Arbeitssekretär Bull leitete die Versammlung und legte in kurzen Worten die Bedeutung und den Wert der Zählung auseinander."

In der Rubrik "Aus Westdeutschland" informiert der TV über Obstversteigerungen in Saarburg. Dabei "stellte sich der Preis für Tafelobst auf 3-4 Mark […] und für Zwetschen auf 1-1,50 Mark pro Zentner am Baum. Der Ertrag des Obstes ist in diesem Jahre ein mittelguter."

Im benachbarten Saarland ereignete sich ein schwerer Unfall: "Dem Eisenbahnbeamten Schumacher aus Fitten, früher im Stellwerk Merzig am hl. Kreuz, wurden diese Nacht beide Unterschenkel angefahren."

Der Sport-Verein Trier 1905 e.V. weist im Volksfreund auf eine Veranstaltung hin: "Sonntag, 27. September, nachm. 3 Uhr Preisschiessen auf dem Schiesstand des Herrn Büchsenmacherstr. Wagner in der Eurener Schlucht. Es wird geschossen mit Militärgewehr Modell 98. Jede Serie zu 3 Schuss kostet 50 Pfg. Probeschüsse sind von 2-3 Uhr gegen 50 Pfg. erlaubt. Im Interesse der edlen Sache wird um zahlreiche Beteiligung gebeten. Gäste können durch Mitglieder eingeführt werden. Der Vorstand".

In den Stellenanzeigen wird währenddessen ein "sauberes Stundenmädchen für vormittags gesucht. Perusstr. 21, 2. Et."

Ein heute noch erhältliches Waschmittel schaltet folgende Anzeige, über die man in Zeiten von Waschmaschinen ein wenig schmunzeln muss: "Persil das selbsttätige Waschmittel. Wäscht von selbst ohne Reiben und Bürsten. Bleicht und desinfiziert. Garantiert unschädlich."

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