42 Kilometer Freiheit

Laufen bedeutet Freiheit - das haben neun Strafgefangene der Justizvollzugsanstalt (JVA) Wittlich beim "Knastmarathon" in Darmstadt am eigenen Leib erfahren und für das Leben nach ihrer Strafe gelernt.

Darmstadt. (teu) Marathon verändert Menschen. Das merkt jeder, der 42,195 Kilometer am Stück läuft. Die Gefangenen der JVA Wittlich, die am Knastmarathon in Darmstadt teilnahmen, gehen aber nicht nur mit ihrem Körper besser um, sind ausgeglichener und selbstbewusster geworden, sondern haben auch für das Leben nach der Entlassung aus dem Gefängnis gelernt. Das jedenfalls hofft Rainer Schuler, der die Gruppe betreut hat.

Mit zwei Gefangenentransportern und einem Begleitfahrzeug ging es am vergangenen Sonntagmorgen zum Marathon nach Darmstadt. Die acht Justizvollzugsbeamten, die den Tross begleiteten, wurden für fünf Stunden zu Lauf-Betreuern, reichten Wasser und feuerten "ihre" Gefangenen an. "In der Gefangenenwertung haben wir die beiden ersten Plätze belegt", sagt Schuler, betont aber: "Das war nicht das Ziel. Wir wollten alle Leute durchbringen, und das haben wir geschafft." Der Schnellste lief die 42,195 Kilometer auf der 1,7 Kilometer langen Runde entlang der Darmstädter Gefängnismauern in 3:37:51 Stunden.

In Gesprächen hat Schuler bemerkt, dass Laufen für die Häftlinge noch mehr bedeutet,als für andere. "Die hatten nur noch Marathon im Kopf." Einer seiner Schützlinge habe ihm erzählt, er laufe für eine bessere Zukunft. "Endlich kann ich am Horizont die Sonne sehen", habe er gesagt. Ein anderer antwortete auf die Frage, ob fünf Stunden Laufen nicht sehr lang wären: "Das waren fünf Stunden Freiheit für mich."

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