6. August 1914: Es stand im Volksfreund vor 100 Jahren

Für Kriegsfreiwillige gibt es keinen Platz mehr in den Trierer Regimentern, und Fleischliebhaber durften sich über vollwertiges Rindfleisch zu fünf Pfennig das Pfund freuen. Diese und weitere Meldungen aus dem TV vom 6. August 1914 lesen Sie hier.

 Deutsche Truppen überschreiten im Ersten Weltkrieg im Sommer 1914 die Grenze nach Frankreich.

Deutsche Truppen überschreiten im Ersten Weltkrieg im Sommer 1914 die Grenze nach Frankreich.

Foto: dpa

Der Trierische Volksfreund berichtet am 6. August 1914 im Lokalteil von einem schweren Unfall: "Auf dem Palastplatz wurde heute morgen ein Mann vom Lande von einem Pferde geschlagen und so schwer verletzt, daß er ins Krankenhaus gebracht werden mußte."

Außerdem wird aus Trier berichtet, dass "die Gläubigen […] dem Ruf zur Kirche recht zahlreich Folge geleistet" haben und "die weiten Hallen des Domes […] bis auf den letzten Platz gefüllt" waren am Bettag. Auch die anderen Kirchen in der Moselstadt waren gut gefüllt: "Auch in den Pfarrkirchen war der Gottesdienst stark besucht, das gleiche gilt von den anderen Konfessionen."

Ob dies daran lag, dass die Kirchen auf die Kriegswirren reagierten und eigens Beichtstunden für zum Militär eingezogene Männer anboten? Jedenfalls meldet der Volksfreund: "Bis auf weiteres ist für Einberufene in der Domkirche täglich morgens von 6-9 und abends von 5-7 Uhr, auf Wunsch auch zu anderen Zeiten, Gelegenheit zur Beichte gegeben."

Zwei Weltkriege später dürfte es heutigen Lesern schwer fallen, die Kriegsbegeisterung nachzuvollziehen, die in der folgenden Meldung zum Ausdruck kommt: "Für die Kriegsbegeisterung, die in Trier herrscht, spricht der Umstand, daß die hiesigen Regimenter keine freiwilligen mehr annehmen. Die sich Anbietenden wurden gestern schon nach Koblenz verwiesen."

Begeisterung hin oder her, der Erste Weltkrieg wirkte sich im August 1914 unmittelbar auf das tägliche Leben der Menschen aus. Das spiegelt sich auch in den Anzeigen wieder, die am 6. August 1914 im Volksfreund veröffentlicht wurden. Da wirbt beispielsweise die Trierer Zweigstelle der Deutschen Bank damit, "Vermögensverwaltung von Personen, die infolge des Krieges an eigener Wahrnehmung ihrer Interessen verhindert sind", zu übernehmen.

Im TV vom 6. August finden sich auch diverse Stellengesuche - strikt getrennt nach Geschlechtern: So wird "ein Friseurgehilfe und ein Friseurlehrling per 15. August gesucht", und ein Arzt benötigt sofort einen "Chauffeur". Ein Betrieb braucht "Lohnfuhrleute, zu melden in der Brauerei Heiligkreuz". Jobangebote für Frauen sind hingegen offenbar auf den Haushalt ausgerichtet: "Ein Dienstmädchen, das auch etwas servieren kann, gesucht, Lohn 20 bis 25 Reichsmark", heißt es in einer Anzeige, anderswo ist von einem "Jüngeren Mädchen zu Kinder und für Hausarbeit" die Rede. Und auch ein "herrschaftlicher Haushalt" benötigt ein "braves und fleißiges Mädchen mit guten Zeugnissen".

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