Alles andere als ein „Spielzeug“

TRIER. Sie sehen aus wie echte Waffen, die so genannten Softair-Waffen. Seit Jahren erfreut sich das „Spielzeug“ großer Beliebtheit bei Kindern und Jugendlichen.

Von weitem könnte man meinen, auf dem Parkplatz findet ein Manöver der Bundeswehr statt. Doch bei genauem Hinsehen erkennt man hinter den Schutzbrillen, die Gesichter von 14-jährigen Jungs. In ihren Händen: täuschend echte Nachbildungen von Maschinengewehren und -pistolen, so genannte Softair-Waffen. Selbst für Kinder sind sie frei erhältlich. Einmal pro Woche treffen sich die vier heranwachsenden Jungen, die namentlich nicht genannt werden wollen, in Tarnkleidung und Springerstiefel, um wie sie selbst sagen "Action" zu erleben und Spaß zu haben.

Vom Treffpunkt, einem kleinen Parkplatz aus geht es dann in den Wald und das Spiel beginnt. Ziel des Spiels ist es, sich gegenseitig mit den Plastikkugeln zu beschießen. "Nein, das hat nichts mit Krieg zu tun, es ist wie ein Ballerspiel am Computer, der Unterschied ist nur dass wir an der frischen Luft sind", versichert einer der Jugendlichen. Als harmloses Spiel sieht die Polizei den Umgang mit Softair-Waffen nicht. Auf die Gefahren, die von dem "Spielzeug" ausgehen, macht sie seit Jahren aufmerksam. "Das Problem ist, dass Softair-Waffen vom Original nicht zu unterscheiden sind", sagt Reinhard Rothgerber, Pressesprecher im Polizeipräsidium Trier. Die Nachbauten scharfer Pistolen und Maschinenpistolen sind schon ab 20 Euro im Internet und in Waffengeschäften zu haben. Ein Albtraum für jeden Polizisten ist es, in Sekundenschnelle entscheiden zu müssen, ob er von einer Softair-Pistole oder einer scharfen Waffe bedroht wird.

"Zum Glück hatten wir noch nicht solch eine Situation", erzählt Reinhard Rothgerber. In der Region Trier, so zeigen es die Erfahrungen der Polizeibeamten spielen Softair-Waffen in der tagtäglichen Arbeit eine eher untergeordnete Rolle. Im Bereich der Polizeiinspektion Trier gab es seit Beginn des Jahres vier Fälle, an denen Softair-Waffen eine Rolle gespielt hatten. Andere Dienstellen in der Region berichten auch von einem Rückgang. Waffen mit enormer Schusskraft Von den Softair-Waffen selbst geht auch eine Verletzungsgefahr aus. Erst Anfang September wurde im Trierer Stadtteil Pluwig ein Jugendlicher auf seinem Nachhauseweg verletzt. Er hatte Glück im Unglück, denn seine Brille schützte ihn vor ernsthaften Augenverletzungen. Augenärzte warnen schon seit Langem vor den Gefahren.

"Solche Waffen sind kein Spielzeug. Sie gehören nicht in Kinderhände", warnt Georg Gossen, Oberarzt an der Augenklinik des Evangelischen Krankenhauses in Essen-Werden. Welche Kraft von dem vermeidlichen Spielzeug ausgeht, zeigte eine Testreihe der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Sie bewies, dass mit handelsüblichen Softair-Waffen, also mit einer Bewegungsenergie von maximal 0,5 Joule auf fünf Meter Distanz eine CD-Hülle glatt durchschossen werden kann.

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