Als Babysitter ungeeignet

TRIER. "Fernsehen - aber richtig", so lautete das Thema des Gesundheitstelefons der Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz. Patentrezepte gibt es nicht, wohl aber praktische Hinweise.

"Kinderfilme sind so spannend", sagt die fünfjährige Chiara, ohne den Blick von Heidi und Peter zu wenden. "Hin und wieder benutze ich den Fernseher als Babysitter, damit ich in Ruhe telefonieren oder aufräumen kann", gesteht ihre von einem schlechten Gewissen geplagte Mutter. Auf Knopfdruck präsentieren etliche Kanäle rund um die Uhr Abwechslung, Spannung, Abenteuer und Informationen. Häufig stellen Eltern sich die Frage nach dem richtigen Umgang mit der Glotze. Im Rahmen einer Telefonaktion gab die Landeszentrale für Gesundheitsförderung Antworten: Fernsehsendungen mit ihrem raschen Wechsel von Bildern und Tönen verursachen schnell eine Reizüberflutung.Reizüberflutung kann Kinder überfordern

Das kindliche Gehirn kann nur eine beschränkte Menge an Informationen verarbeiten. Erst im Alter von fünf bis sechs Jahren entwickeln Kinder die Fähigkeit, zwischen Wirklichkeit und filmischer Illusion zu unterscheiden. Einfache Zusammenhänge verstehen sie im Alter von sieben Jahren, und ab dem neunten Lebensjahr lernen sie Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Jupp Arldt, Geschäftsführer der Landeszentrale für Gesundheitsförderung, rät den Eltern, die Dauer des Fernsehkonsums vorzugeben und die Kinder mit zunehmendem Alter an der Auswahl der Sendungen zu beteiligen, indem sie jeweils am Anfang der Woche gemeinsam ein individuelles Programm zusammenstellen. "Kinder gehören nicht alleine vor den Fernseher", sagt Arldt. Doch Eltern müssen nicht unbedingt mitgucken, denn am liebsten sitzen die Sprösslinge mit Geschwistern oder Freunden vor der Flimmerkiste. Im Anschluss an die Sendungen braucht der Nachwuchs allerdings Raum und Zeit, seine Gefühle zu zeigen und sich abzureagieren ­ durch Bewegung, durch körperlichen Kontakt, durch Fragen und Gespräche mit den Eltern über das Gesehene. Den Fernseher als Babysitter einzusetzen ist verlockend und garantiert ein paar ungestörte Minuten. "Und wenn es noch so schwer fällt, der Fernseher sollte als Babysitter ebenso tabu sein wie der Einsatz der Glotze zur Belohnung oder zur Bestrafung", raten die Experten der Landeszentrale. "Ein Kind sollte nie den Eindruck gewinnen, fernsehen zu dürfen sei etwas Besonderes", so Arldt. Die Fachleute finden es wichtig, wenn Kinder erfahren, dass es den Eltern nicht gleichgültig ist, was das Fernsehen mit den Jungen und Mädchen macht und was die Kinder mit dem Fernsehen machen. Als altersgemäße Dosierung des Fernsehkonsums empfiehlt die Landeszentrale für Gesundheitsförderung folgende Zeiten: Für Kleinkinder sollte die Mattscheibe dunkel bleiben, auch wenn Teletubbies & Co noch so reizvoll sind. Vorschulkinder sollten nicht länger als eine halbe Stunde gucken, Grundschulkinder maximal eine Stunde, und 10- bis 13-Jährige sollten höchstens 90 Minuten vor dem Fernseher sitzen.

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