Altern ist keine Krankheit

BITBURG. Mit jedem Tag werden wir älter und wir durchleben verschiedene Abschnitte und Stufen, die das Leben zeitlich und in Übergänge einteilt. Der Prozess des Alterns ist ein Naturgesetz, das mit dem Verlauf des menschlichen Lebens unaufhaltbar einhergeht.

 Auch im Alter noch etwas anpacken. Das wollen viele Menschen, die sich im Ruhestand befinden und nach Zerstreuung suchen.Foto: Sebastian Herrmann

Auch im Alter noch etwas anpacken. Das wollen viele Menschen, die sich im Ruhestand befinden und nach Zerstreuung suchen.Foto: Sebastian Herrmann

Ein Gefühl von immer rascher voranschreitendem Zeitvergehen stellt sich im Unterbewusstsein des alternden Menschen ein. Festhalten an gerade Ablaufendem gelingt uns nicht, das wissen wir. Dennoch ist der Mensch bestrebt, die gute Zeit möglichst lange auszuleben und alles Unangenehme schnell zu vergessen und sich von den unschönen Momenten des Lebens möglichst weit zu distanzieren.Immer Öfter suchen sich Pensionäre oder Frührentner eine oder sogar mehrere Nebenbeschäftigungen, um ihre Freizeit sinnvoll zu gestalten. Jakob Lorse aus Birresborn ist 67 Jahre alt und beschäftigt sich seit seiner Pensionierung intensiv auf verschiedenen Gebieten der Hobbygärtnerei und Bienenzucht. Er war Angestellter der Deutschen Bahn. Mit 58 Jahren ist Lorse in Rente gegangen und seit acht Jahren Pensionär. "Ich habe auch nach meinem Berufsleben noch Arbeit genug, so ist das ja nicht", räumt er ein.Eine Passion neben der Pension

"Meine beiden Gärten erfordern sehr viel Arbeit. Neben dem Eigenanbau von zahlreichen Gemüsearten und Obstbäumen- und Sträuchern züchte ich Blumen. Außerdem habe ich ein Bienenhaus, das ständige Pflege fordert", erklärt der Hobbygärtner. Jakob Lorse kann seine Vorlieben und Interessen nun voll ausleben und sieht in der Naturarbeit eine Passion neben der Pension. Vor kurzem hat der ehemalige Bahnangestellte zudem zehn Festmeter Brennholz aus eigenem Waldbestand gehauen und neben dem Wohnhaus aufgestapelt. Für die nächste Woche ist das Aushacken dichtgewachsener Lauchpflanzen und das Verpflanzen einiger Blumen in den Garten vorgesehen.Das Gefühl, etwas leisten zu können und etwas geleistet zu haben, prägt die Zufriedenheit im Alter. Die Voraussetzungen selbstbewussten Alterns stützten sich auf Ereignisse der Vergangenheit. Nicht immer können Menschen dem Älterwerden optimistisch und ohne Angstgefühl entgegen schauen. Gesundheit und Wohlbefinden spielen dabei eine große Rolle.Junge Menschen haben oft Vorurteile gegenüber Alten. Die Bedeutung des Alterns im Sinne von "dem Lebensende entgegen blicken" ist bei Jugendlichen wohl kaum ein Thema.Der Gedanke an den Lebensherbst in "hohem" Alter liegt aus deren Perspektive schließlich weit entfernt und wird bis ins späte Erwachsenenalter getrost verdrängt.Dass alte Menschen auf ein Leben zurückblicken und Junge ihres noch vor sich haben, erkennen auch zwei 80-jährige Damen, die ihre Namen nicht nennen möchten. Die Rentnerinnen aus dem Altersheim "Eifelhaus" in Bitburg schauen mit Eigenrespekt auf ihr Leben zurück und gehen mit der Situation Altern differenziert um. "Alte Menschen müssen in jedem Fall von jungen mehr respektiert und akzeptiert werden", sagt eine der beiden Bewohnerinnen. "Mit 30 oder 40 Jahren kann man meiner Meinung nach noch nicht von Lebenserfahrung sprechen", sagt sie und hält die Hand ihrer Sitznachbarin. "Meiner Mitbewohnerin kommen oft die Tränen, wenn wir über früher sprechen und sie sich an ergreifende familiäre Ereignisse erinnert", erklärt sie.Frührente aus gesundheitlichen Gründen muss kein verfrühtes Rasten und Rosten nach dem Arbeitsleben bedeuten. Das zeigt Herbert Kreten, aus Oberkail. Er ist seit 1958 im Holzhandhandwerk tätig. "Nun bin ich Mitte sechzig und habe davon 39 Jahre lang einer Tischlerei gearbeitet." Danach ist der Holzbearbeiter aus gesundheitlichen Gründen frühzeitig in Rente gegangen. "Durch mein Hobby Tischlern hat sich mein Gesundheitszustand wieder sehr verbessert", erklärt Kreten.Ein ausgeglichenes Leben im Rentenalter zu finden ist nicht immer einfach. Äußere und innere Zustände beeinflussen auch den dritten Lebensabschnitt. Nach psychologischen Erkenntnissen gehören konstruktives Streiten mit einem Lebenspartner ebenso zum Seniorenleben, wie ein zur Ruhe kommen, um im Altern einen natürlichen Vorgang zu sehen. Denn: Altern ist schließlich keine Krankheit.

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