An die Kamera, fertig, los!

Es gibt viele Möglichkeiten, an einen Fotowettbewerb heranzugehen. Alte Bilder einschicken zum Beispiel. Oder aber sich ganz bewusst auf das vorgegebene Thema einlassen und "professioneller" an den Wettbewerb rangehen.

Doch was muss man beim Fotografieren beachten? Was unterscheidet ein geknipstes von einem richtig fotografierten Bild? Und wo und wie sucht man das ultimative Motiv? Wir haben mit Eike Bock, einem jungen Trierer Fotografen, gesprochen. Er hat Tipps für alle Spurwechsel-Leser und potenzielle Foto-Wettbewerb-Teilnehmer parat.

Herr Bock, wie kann man ein Foto machen, was nicht wie ein 08/15-Foto aussieht?

Aus meiner Sicht ist es jedem ambitionierten Fotografen möglich, mit wenig Aufwand ein gutes Bild zu schießen. Ein Patentrezept gibt es natürlich nicht. In erster Linie ist das "Sehen" wichtig. Bevor wir den Auslöser drücken, sollten wir uns Zeit nehmen, unsere Umgebung genau zu beobachten.

Was macht ein gutes Foto aus?

Sicherlich ist das die Gretchen-Frage. Über Ästhetik kann man sicherlich einen weiten Diskurs führen. Jedoch sollte ein gutes Bild den Betrachter nicht langweilen. Da die Fotografie ein künstlerisches Ausdruckmittel ist, sollte ein gutes Bild eine emotionale Wirkung besitzen und dem Betrachter eine Geschichte erzählen.

Kann man üben, einen Blick für das Besondere zu bekommen?



Es ist wie beim Zeichnen. Um Zeichnen zu können, gehört neben ein wenig Talent vor allem Übung, Übung, Übung - und das lebenslang. Ganz genau wie beim Sehen. Betrachten Sie mal genau einen Bleistift auf Ihrem Schreibtisch. Nach und nach werden Sie mehr entdecken als ein schnödes Stück Holz. Sie sehen zum Beispiel den Schatten oder Reflexe. Aber wie ist die Beschaffenheit des Schattens? Wie würden Sie ihn zeichnen? Jetzt übersetzen Sie dieses Beispiel in die Fotografie. Betrachten Sie die Gesichter Ihrer Mitmenschen und Sie werden merken, dass sich das Bild, das Sie sehen, ständig im Licht verändert.

Das Sonderthema für die Jugendlichen beim Fotowettbewerb "Blende 2008" heißt "unterwegs": Wie würden Sie an ein solches Thema rangehen?

Zunächst würde ich mit der Definition von "unterwegs" auseinandersetzen. Was bedeutet "unterwegs" eigentlich? Was bedeutet es für mich ganz persönlich? Welche Emotionen und Vibrationen stecken darunter? In dem Begriff "unterwegs" stecken natürlich hunderte kleine Geschichten, die es zu entdecken gibt.

Wie geht man generell an ein gutes Motiv ran?

Steht das Motiv fest, überlege ich mir die Gestaltung des Bildes. Die wichtigsten Gestaltungsmittel für mich sind Licht, Schärfe und Perspektive beziehungsweise der Ausschnitt. Je nach Sujet sollte man verschiedene Details beachten. Bei einem Urlaubsbild vielleicht den störenden Strommasten mit Leitung beachten. Einfach ein paar Meter weitergehen. Das spart Zeit in der Bearbeitung. Dabei sollte man nichts dem Zufall überlassen.

Haben Sie Tipps für eine Fotosafari in der Region?

Auch wenn man es nicht glauben mag, Motive findet man überall.

Was macht für Sie den Reiz am Fotografieren aus?

Fotografie ist für mich ein Ausdrucksmittel. Man kann dem Betrachter seine Sicht auf die Welt zeigen. Der Fotograf kann Zeit einfangen. Dabei ist er Gestalter. Seine Welt selbst zu ge stalten ist sicherlich ein kleines Stück Freiheit.

Welche Einstiegskamera würden Sie empfehlen?

Eine analoge Spiegelreflex-Kamera ohne Programme mit einem 50 mm Objektiv. Das wäre heute immer noch der beste Einstieg. Warum? Weil man sich als Fotograf bei der manuellen Handhabung über Blende und Verschlusszeit Gedanken machen muss. Auch die manuelle Lichtmessung mit einem Belichtungsmesser ist ein guter Lehrmeister. Aber eine digitale Spiegelreflex-Kamera mit allen manuellen Einstellungsmöglichkeiten ist heute realistischer, da sie auf Dauer günstiger ist, als der analoge Film und die digitale Bearbeitung am PC für jeden zu handhaben ist - gegenüber der Laborarbeit. Kleine Kompaktkameras kann ich eher nicht empfehlen. Kompaktkameras besitzen zum Beispiel keinen Sucher. Ohne Sucher kann ich nicht genau die Schärfe kontrollieren. Die Gestaltung des Ausschnittes bei Sonnenlicht ist mit einem Display auch nur schwer möglich.

Auf was muss man bei einer guten Kamera achten?

Eigentlich ist die Kamera beziehungsweise das Gehäuse nicht der ausschlaggebende Punkt. Die meisten Spiegelreflex-Kameras schießen heutzutage gute Fotos. Je nach Geldbeutel sollte ein potenzieller Käufer abwägen, wie viel er ausgeben möchte und was er wirklich benötigt. Dabei spielen die Objektive eine sehr wichtige Rolle. Ich kann mir die beste Kamera kaufen. Mit einem schlechten Objektiv mache ich damit keine besseren Bilder. Für den Anfang empfehle ich Objektive mit Festbrennweite, da sie lichtstärker sind als gleichteure Zoomobjektive. Außerdem bieten sie dem Anfänger einen weiteren Vorteil: Ich muss mich mit der Kamera bewegen. Ein Zoomobjektiv verleitet den Fotografen zu mehr Faulheit. Bei aller Liebe zu Technik spielt der Wille zu gestalten für mich die übergeordnete Rolle.

TEILNAHMEBEDINGUNGEN

Zum Wettbewerb "Blende 2008" zugelassen sind Bilder bis zu einer Größe von 20x30 Zentimetern. Aus organisatorischen Gründen können die Bilder nicht zurückgeschickt werden. Auf der Rückseite jedes Fotos müssen Thema und Fotograf mit vollständiger Adresse und Alter vermerkt sein. Digitale Fotos müssen mindestens 1600 Pixel breit und im Format JPEG sein. Schickt Eure Bilder (maximal eins pro Thema) bis Sonntag, 22. September, an: Trierischer Volksfreund, Stichwort Blende, Hanns-Martin-Schleyer-Straße 8, 54292 Trier, oder per E-Mail an

blende@volksfreund.de. Die besten Einsendungen sendet der TV weiter zum Blende-Bundesentscheid.

Weitere Informationen gibt's unter www.volksfreund.de/blende.

SPURWECHSEL - THEMA DER WOCHE

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort