Angeklickt und angehört!

Immerhin 40 Prozent aller amerikanischen Internetbenutzer laden MP3s herunter. Durchschnittlich hat jeder User 305 Musikdateien auf seinem Rechner gespeichert, die 25- bis 34-Jährigen sogar 721 Dateien.

Das berichten zumindest amerikanische Internetdienste. Alles Raubkopien? Falsch! Längst machen legale MP3-Downloads einen gewichtigen Teil der Musiksammlung aus. Das MP3-Portal iTunes meldete im vergangenen Jahr bereits, über fünf Milliarden Songs per MP3 über das Netz verkauft zu haben - früher haben sich in den Wohnungen MCs und CDs gestapelt, heute wird Musik tera byteweise verkauft. Doch aus dem Hauptmarkt, der von Apple und Co. dominiert wird, haben sich in den Weiten des Netzes schon seit Jahren Gegenkulturen gebildet, die sich gegen die Uniformität und den Konsum der Pop-Musikindustrie wehren - mit der mächtigsten Waffe: Die Musik wird gratis unters Volk gebracht.

Dabei marschieren die Netlabels vorweg. Netlabels sind reine internetbasierte Plattenfirmen, die neue Vermarktungswege für junge Künstler eröffnen: Es werden keine CDs mehr gepresst, Musik wird nicht über den Fachhandel, sondern meist direkt auf den eigenen Labelhomepages vertrieben. Dabei sind einige Künstler auch selbst ihr eigenes Label. Denn die Songs sind in der Regel gratis herunterzuladen.

Viele Alben werden lediglich per Spendenprinzip verkauft. Für viele Künstler rechnet sich daher der Vertriebsweg Internet längst noch nicht, der Anteil der Netlabels am gesamten Umsatz in der Musikbranche ist noch recht gering. Doch sie sind eine Möglichkeit, zumindest einmal gehört zu werden. Daraus können sich dann zum Beispiel Chancen für Auftritte - oder gar für Plattenverträge - ergeben. Andere Netlabels verstehen sich als reine Gegenbewegung zum Kommerz und Uniformismus der Pop-Musikbranche - und verzichten deshalb auf eine finanzielle Gegenleistung.

Die Musik wird in der Regel als "Creative Commons" (deutsch: für den gemeinschaftlichen Nutzen bestimmt) vertrieben. Sie ist urheberrechts- und Gema-frei, sie kann frei vervielfältigt, auf der eigenen Party gespielt und zum Teil auch beliebig verändert werden.

Die Netlabels schaffen einen universellen Musikkosmos, in dem sich unbeschreiblich viele Möglichkeiten ergeben. Dabei machen sie vor allem Nischenmusik leicht verfügbar: Von Flamenco, indischer Sitar-Musik, japanischen Trommelklängen bis hin zu Merengue und Salsa. Oder man nimmt Teil an den neuesten Underground-Sound aus den englischen Industriestädten. Man kann sich durch die Welt hören, mit einem Klick. Jeder Benutzer kann sich so seinen eigenen perfekten Mix erstellen. Wir stellen erste Anlaufstellen vor - ihre Liste lässt sich aber fast beliebig erweitern.

Katalogware

Das Kernstück der Netzmusik bleiben die Netlabels. Ihre Zahl wächst täglich, so auch die Anzahl an Veröffentlichungen von Künstlern. Für die ersten Schritte in der Welt der Netzlabel bieten sich Netlabel-Kataloge an. Die Musikmagazine Phlow und De:bug, um nur zwei zu nennen, bieten auf ihren Homepages gute und aktuelle Übersichten über aktuelle Neuerscheinungen und neue Labels an.

Der Vorteil: Sie sind redaktionell betreut, qualitativ minderwertige Produktionen werden von vorneherein ausgeschlossen. De:bug aus Berlin hat sich dabei auf das Kerngeschäft der Netlabels spezialisiert: elektronische Musik, auch aus den kleinsten Nischen. Das Phlow-Magazine aus Köln erfasst und bespricht auch Veröffentlichungen aus dem Hip-Hop- und Indie-Bereich.

Weitere Anlaufstellen im Netz: wundertunes.de, wesharemusic.com, numia.org, rowolo.de, netaudio.blogspot.com

Künstler aller Länder

Mit mehr als 9 000 Künstlern und über 200 000 Musiktiteln hat sich Jamendo von Luxemburg aus zu einem der größten Portale für "freie Musik" entwickelt. Hier ist vor allem Musik zu finden, die nicht über die

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