August 1914: Lebensmittel werden knapp und teuer

Trier · Etliche Trierer Bürger - vorwiegend Frauen aus begüterten Schichten -, hatten in den Tagen vor und nach Kriegsausbruch in übertriebener Vorsicht große Mengen an Nahrungsmitteln eingekauft. Dadurch und infolge des hohen Lebensmittelverbrauchs durch die bedeutende Einquartierung trat vorübergehend ein Mangel und eine Verteuerung der Lebensmittel ein.


Landwirte und Händler forderten unverhältnismäßig hohe Preise, so dass sich die Polizeiverwaltung Trier am 7. August 1914 erstmalig genötigt sah, den Höchstverkaufspreis für Kartoffeln auf fünf Mark/Zentner festzusetzen. Da diese Maßnahme nicht den Beifall der Produzenten fand, boykottierten diese umgehend den Trierer Markt (Ratsprotokoll vom 9. September 1914).
Als erste ernährungswirtschaftliche Maßnahme zur Sicherstellung der Grundnahrungsmittel Mehl, Kartoffeln, Fleisch, Milch usw. wurde bereits in der Ratssondersitzung am 2. August 1914 die Einrichtung einer Verpflegungskommission beschlossen und mit Stadtverordneten und Kaufleuten besetzt. Durch günstige Einkäufe erreichte man, dass die von den Produzenten geforderten hohen Preise binnen weniger Tage wieder auf Vorkriegsniveau fielen.
Da die allmählich erkennbaren Ernährungsschwierigkeiten eine ernste Gefahr für die heranwachsende Jugend bedeuteten, richtete man für Trierer Kinder Kriegskinderhorte ein, in denen bereits Ende August 1914 etwa 650 Kinder im Alter von drei bis 14 Lebensjahr ganztägig verpflegt und betreut wurden (TV vom 26. August und TLZ vom 10. September 1914).
Nachdem die Stadt Trier im ersten Kriegshalbjahr ihre Bevölkerung durch zahlreiche Appelle zu einem sparsamen Umgang mit den Grundnahrungsmitteln aufgefordert hatte, erfolgte am 15. März 1915 als erste Maßnahme der Zwangsbewirtschaftung die Brotrationierung, die erst im Spätherst 1923 endete. mwi

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