Blauer Hund

Das "Problem" bei den Bilderbüchern sind die Bilder! Bilder setzen nämlich in jedem andere Emotionen frei. Erwachsene erschrecken vor schwarzen Panthern, vor deren Klauen sie ihre Kinder bewahrt sehen möchten.

Für Kinder hingegen, die ihre Eindrücke von Schönem und Erschreckendem noch nicht verbal ausdrücken können, ist der Panther das Symbol für Angst. Wenn Kinder Angst haben, so ist das für Eltern oft nervenaufreibend, denn der Satz "du brauchst keine Angst zu haben" hilft erfahrungsgemäß wenig. Wie schön, wenn man dann dem Kind Bilder zeigen kann, die ihm signalisieren: Ich weiß, was du fühlst. Natürlich nur, wenn man selbst mutig genug ist, den "dunklen Seiten" des Lebens ins Auge zu blicken. Blauer Hund ist so ein Buch, das mit märchenhaften Motiven (der Weg, die Fantasiegestalt, das Wunderbare) die Bearbeitung von kindlicher Angst vor Nachtgeistern gestattet - indem man dem Kind vorliest, mit ihm über den gefährlichen Panther spricht, Fragen beantwortet. Es muss ja nicht gerade abends sein! Der Dialog über die großflächigen Bilder in kräftigen Farben erspart vielleicht manche schlaflose Nacht. Nicht nach dem Motto: Man nehme eine Geschichte und das Kind ist zufrieden - nein, manchmal braucht es eine längere Zeit, häufigeres Vorlesen der selben Geschichte, vielleicht noch eine andere Geschichte, andere Bilder. Aber irgendwann wachen Sie morgens auf und stellen fest: Wir haben durchgeschlafen. Denn "Blauer Hund" hat alle bewacht. Nadja "Blauer Hund" Moritz Verlag 1994Ulrike Erb-May Referentin für Leseerziehung ulrike_erb_ may@web.de Die Autorin unserer Kolumne lebt in Jünkerath in der Eifel und beschäftigt sich seit gut einem Jahrzehnt mit dem Thema Vorlesen. Nach ihrer Überzeugung wissen noch immer zu wenige Menschen, wie wichtig tägliches Vorlesen im Kleinkindalter ist.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort