BREITENSPORT: Auf der Suche nach schwimmenden Senioren

Von unserem Mitarbeiter HOLGER TEUSCH DAUN/BERNKASTEL-KUES/TRIER. Knapp ein Viertel aller Deutschen kann nicht oder kaum schwimmen, zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG). Tod im Jünkerather Stausee: Die schreckliche Nachricht eines ertrunkenen Schwimmers führte 1965 zur Gründung der DLRG-Ortsgruppe Stadtkyll. Das wachsende Freizeitangebot an Badeseen und in Schwimmbädern forderte Sicherungsmaßnahmen. Die DLRG ist neben Schwimmbädern, Schulen, Sportvereinen und privaten Schwimmschulen eine der Säulen der Schwimm-Ausbildung in Deutschland. Eine von der DLRG in Auftrag gegebene Studie brachte nun an den Tag, dass trotz des insgesamt guten Angebots an Schwimmkursen 18 Millionen Menschen in Deutschland (23,3 Prozent) nicht oder kaum schwimmen können. Vor allem viele ältere Menschen zählen zu den Nichtschwimmern. Nur 44 Prozent der über 60-Jährigen glaubt, sich gut über Wasser halten zu können. Bei den 14- bis 19-Jährigen sind es fast 93 Prozent. "Früher war es viel gravierender", beschreibt Paul Blings das Nichtschwimmer-Problem in den 60er Jahren. Nach dem Zweiten Weltkrieg seien die Möglichkeiten, Schwimmen zu lernen, sehr viel schlechter gewesen als heute. Aus Hermeskeil und Bitburg seien die Leute nach Trier gekommen, berichtet der Geschäftsführer des SSV Trier, der in 37 Berufsjahren als Schwimmmeister nach eigenen Angaben mehr als 25 000 Menschen das Schwimmen beibrachte. Die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Geborenen sind die heutigen Nichtschwimmer. Erst durch den so genannten "Goldenen Plan" wurde vor etwas mehr als drei Jahrzehnten die Schwimmbad-Infrastruktur ausgebaut. Das Angebot an Schwimmkursen ist seitdem gewachsen. "Manche haben schon unter der Dusche Angst" Kinder ab fünf Jahre können überall da, wo es Bäder gibt, auch Schwimmen lernen. "Wer bei den heutigen Möglichkeiten nicht Schwimmen lernt, ist selber schuld", meint Blings. Allerdings gibt es für die meisten Kurse der Fünf- bis Neunjährigen Wartelisten. "Die Kurse sind alle schnell ausgebucht", erklärt die Geschäftsführerin des TV Bitburg, Andrea Ernst. Weniger Möglichkeiten gibt es für erwachsene Nichtschwimmer. Manchmal auf Grund fehlender Nachfrage: "Die Nachfrage nach Schwimmkursen für Erwachsene ist mehr als gering. Wir hatten in zwei Jahren eine Anfrage", sagt Ernst. In Daun sind es fehlende Hallenkapazitäten, die den TuS Daun daran hindert, neben Kinder- auch Erwachsenen-Schwimmkurse anzubieten: "Die Stadt Daun kann uns keine zusätzlichen Hallenzeiten zur Verfügung stellen", sagt Helga Sprünker. Die Schwimm-Abteilungsleiterin des TuS Daun sieht allerdings auch bei Kindern noch Probleme: "Es ist erschreckend, wie viele Kinder im Alter von zehn Jahren noch nicht Schwimmen können. Dann wird es für den Übungsleiter schwer. In diesem Alter ist es nicht leicht, die Kinder ans Wasser zu gewöhnen", plädiert Sprünker für eine frühzeitige Ausbildung. Je schlechter die Eltern schwimmen, desto später kämen oft auch die Kinder zur Wassergewöhnung. Beim SFG Bernkastel-Kues gibt es neben Schwimmkursen für Kinder auch Angebote für Erwachsene. Die Gruppen umfassen nur zehn Personen. "Mehr geht auch kaum, da individuell auf die Leute eingegangen werden muss", erklärt SFG-Geschäftsführer Jens Schug. 16 statt der normalen zehn Einheiten umfassen die Erwachsenenkurse. Der Mehraufwand sei nötig: "Es gibt Leute, die haben sogar unter der Dusche Angst", sagt Schug. Die Hemmschwelle, sich einem Nichtschwimmerkurs anzuschließen, sei natürlich groß. "Wir versuchen das so rüber zu bringen, dass es viele Gründe geben kann, dass man nicht schwimmen kann", erklärt Schug die erfolgversprechendste Taktik. Einer dieser Gründe, fehlende Möglichkeiten und Angebote, wird nun wieder aktuell. Das marode Schwimmbad in Wittlich-Wengerohr musste bereits geschlossen werden. "Wir sind froh, so lange wir das Bad noch haben", hofft Sprünker, dass das Hallenbad in Daun rechtzeitig saniert wird.

 Wo sind die Schwimmer älteren Semesters? Nach einer aktuellen Studie im Auftrag der DLRG sind nur 44 Prozent der über 60-Jährigen davon überzeugt, sich gut über Wasser halten zu können.Foto: TV -Archiv/Patrick Lux

Wo sind die Schwimmer älteren Semesters? Nach einer aktuellen Studie im Auftrag der DLRG sind nur 44 Prozent der über 60-Jährigen davon überzeugt, sich gut über Wasser halten zu können.Foto: TV -Archiv/Patrick Lux

Tod im Jünkerather Stausee: Die schreckliche Nachricht eines ertrunkenen Schwimmers führte 1965 zur Gründung der DLRG-Ortsgruppe Stadtkyll. Das wachsende Freizeitangebot an Badeseen und in Schwimmbädern forderte Sicherungsmaßnahmen. Die DLRG ist neben Schwimmbädern, Schulen, Sportvereinen und privaten Schwimmschulen eine der Säulen der Schwimm-Ausbildung in Deutschland. Eine von der DLRG in Auftrag gegebene Studie brachte nun an den Tag, dass trotz des insgesamt guten Angebots an Schwimmkursen 18 Millionen Menschen in Deutschland (23,3 Prozent) nicht oder kaum schwimmen können. Vor allem viele ältere Menschen zählen zu den Nichtschwimmern. Nur 44 Prozent der über 60-Jährigen glaubt, sich gut über Wasser halten zu können. Bei den 14- bis 19-Jährigen sind es fast 93 Prozent. "Früher war es viel gravierender", beschreibt Paul Blings das Nichtschwimmer-Problem in den 60er Jahren. Nach dem Zweiten Weltkrieg seien die Möglichkeiten, Schwimmen zu lernen, sehr viel schlechter gewesen als heute. Aus Hermeskeil und Bitburg seien die Leute nach Trier gekommen, berichtet der Geschäftsführer des SSV Trier, der in 37 Berufsjahren als Schwimmmeister nach eigenen Angaben mehr als 25 000 Menschen das Schwimmen beibrachte. Die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Geborenen sind die heutigen Nichtschwimmer. Erst durch den so genannten "Goldenen Plan" wurde vor etwas mehr als drei Jahrzehnten die Schwimmbad-Infrastruktur ausgebaut. Das Angebot an Schwimmkursen ist seitdem gewachsen."Manche haben schon unter der Dusche Angst"

Kinder ab fünf Jahre können überall da, wo es Bäder gibt, auch Schwimmen lernen. "Wer bei den heutigen Möglichkeiten nicht Schwimmen lernt, ist selber schuld", meint Blings. Allerdings gibt es für die meisten Kurse der Fünf- bis Neunjährigen Wartelisten. "Die Kurse sind alle schnell ausgebucht", erklärt die Geschäftsführerin des TV Bitburg, Andrea Ernst. Weniger Möglichkeiten gibt es für erwachsene Nichtschwimmer. Manchmal auf Grund fehlender Nachfrage: "Die Nachfrage nach Schwimmkursen für Erwachsene ist mehr als gering. Wir hatten in zwei Jahren eine Anfrage", sagt Ernst. In Daun sind es fehlende Hallenkapazitäten, die den TuS Daun daran hindert, neben Kinder- auch Erwachsenen-Schwimmkurse anzubieten: "Die Stadt Daun kann uns keine zusätzlichen Hallenzeiten zur Verfügung stellen", sagt Helga Sprünker. Die Schwimm-Abteilungsleiterin des TuS Daun sieht allerdings auch bei Kindern noch Probleme: "Es ist erschreckend, wie viele Kinder im Alter von zehn Jahren noch nicht Schwimmen können. Dann wird es für den Übungsleiter schwer. In diesem Alter ist es nicht leicht, die Kinder ans Wasser zu gewöhnen", plädiert Sprünker für eine frühzeitige Ausbildung. Je schlechter die Eltern schwimmen, desto später kämen oft auch die Kinder zur Wassergewöhnung. Beim SFG Bernkastel-Kues gibt es neben Schwimmkursen für Kinder auch Angebote für Erwachsene. Die Gruppen umfassen nur zehn Personen. "Mehr geht auch kaum, da individuell auf die Leute eingegangen werden muss", erklärt SFG-Geschäftsführer Jens Schug. 16 statt der normalen zehn Einheiten umfassen die Erwachsenenkurse. Der Mehraufwand sei nötig: "Es gibt Leute, die haben sogar unter der Dusche Angst", sagt Schug. Die Hemmschwelle, sich einem Nichtschwimmerkurs anzuschließen, sei natürlich groß. "Wir versuchen das so rüber zu bringen, dass es viele Gründe geben kann, dass man nicht schwimmen kann", erklärt Schug die erfolgversprechendste Taktik. Einer dieser Gründe, fehlende Möglichkeiten und Angebote, wird nun wieder aktuell. Das marode Schwimmbad in Wittlich-Wengerohr musste bereits geschlossen werden. "Wir sind froh, so lange wir das Bad noch haben", hofft Sprünker, dass das Hallenbad in Daun rechtzeitig saniert wird.

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