Couchsurfen um die ganze Welt

Trier. Nein, Couchsurfing (CS) ist keine neue Extremsportart für Stubenhocker. Es ist eine Internetplattform, die kontaktfreudigen und reiselustigen Menschen die Möglichkeit bietet, Leute zu treffen, ein kostenloses Bett zu ergattern sowie andere Lebensweisen und Kulturen kennenzulernen.



Es geht ganz einfach: Auf www.couchsurfing.com registrieren, Profil erstellen und Durchreisenden die eigene Couch oder ein Treffen auf eine Tasse Kaffee anbieten. Oder aber selbst eine geeignete Couch suchen. Die Aufenthalte können unterschiedlich lange dauern. Meistens handelt es sich jedoch um ein bis fünf Nächte.

Oft geht der Kontakt aber über das bloße Übernachten hinaus. Es wird gemeinsam gekocht, gefeiert und geredet.

Die Gastgeber zeigen ihrem Besuch die Stadt und die Umgebung - Fremdenführer gibt's also inklusive.

Auch in Trier werden Sofas auf diese Weise angeboten. Sarah Russwurm ist seit rund anderthalb Jahren dabei. Die Studentin hat seitdem circa 20 Surfer beherbergt. Sie hat schon Couchs in Spanien, Italien, Deutschland und Belgien "belagert". "Mir geht es nicht darum, beim Reisen Geld zu sparen. Es ist viel wichtiger, Menschen zu treffen, mit denen man gut klar kommt", erzählt die 22-Jährige begeistert.

Die BWL-Studentin ist eine enorm aktive Couchsurferin. Sie trifft sich mindestens einmal pro Woche mit anderen Mitgliedern aus Trier. CS organisiert auch internationale Camps, bei denen sich Menschen aus der ganzen Welt treffen. Das nächste findet in Rom statt. Sarah Russwurm reist natürlich auch dort an. Sie kann mittlerweile 111 Surfer ihre "Friends" nennen. Ein beachtliches Netzwerk, das beim Reisen nützlich sein kann.

Bei ihrem bevorstehenden Südostasien-Trip erhält sie zum Beispiel Hilfe von einem Thailänder, den sie einmal auf einem internationalen CS-Camp kennengelernt hat. Er beherbergt sie am Anfang ihrer Reise und gibt ihr Tipps für die Reiseroute.

Sarah Seelbach ist im Gegensatz zu Sarah Russwurm noch eine CS-Einsteigerin. Sie hat erst fünf Reisende beherbergt und selbst noch nie bei anderen Couchsurfern übernachtet. Sie hat sich angemeldet, weil sie eine Schlafmöglichkeit in Stockholm gesucht hat. Doch ihr wurde schnell klar, dass es nicht darum geht, billig um die Welt zu kommen. "In den Bewertungen, die man anderen Couchsurfern hinterlassen kann, steht nie: Die Wohnung war sauber, sondern, über was man sich unterhalten hat", erklärt Sarah Seelbach. Der Mensch steht klar im Vordergrund. Die Mutter der 23-Jährigen war anfangs besorgt, als Sarah zum ersten Mal Fremde in ihrer Wohnung aufgenommen hat. Mittlerweile ist sie entspannter, da Sarah ihr viel über ihre ausschließlich positiven Erfahrungen erzählt hat. "Ich hatte nie das Gefühl, dass ich mir Sorgen machen muss."

Auch Sarah Russwurm hat keine Bedenken. Dank ihres ausgedehnten Netzwerks kann sie oft auf Empfehlungen ihrer Freunde zurückgreifen. Die beiden Sarahs finden ein gut ausgefülltes Profil wichtig, um sich ein Bild über die Couchsurfer machen zu können. Einen besonders hohen Stellenwert haben Bewertungen und Referenzen, die von anderen auf dem jeweiligen Profil hinterlassen wurden.

CS bietet eine verifizierte Mitgliedschaft an, die durch ein grünes Schloss gekennzeichnet wird. Sie zeigt an, dass CS die Richtigkeit der angegebenen Adresse und des Namens überprüft hat. Außerdem können Couchsurfer füreinander garantieren. Das Qualitätssiegel kann man erst vergeben, wenn man selbst drei solche gesammelt hat.

Trotz alledem basiert CS vor allem auf Vertrauen. Sowohl Gastgeber als auch Reisende sollten sich im Voraus reflektiert mit dem Gegenüber auseinandersetzen. Und sich vielleicht erstmal auf einen Kaffee treffen.

Die Rate der negativen Erfahrungen liegt momentan bei weniger als 0,3 Prozent. Wenn die Nutzer weiterhin vorsichtig sind und das Netzwerk nicht missbraucht wird, stehen die Chancen gut, dass noch viele Couchsurfer so positive Erfahrungen sammeln wie Sarah Russwurm. "Ich habe da zum Teil die besten Freunde meines Lebens gefunden."

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