Das Grauen hat eine Frisur

TRIER. Alles Gute kommt irgendwann wieder zurück. Manchmal ist aber auch der Rest irgendwann wieder da: Die Mode der 80er-Jahre hält wieder Einzug in die Kleiderschränke.

8000 Jahre vor Christus: Damals sind vermutlich die ersten Spiegel entstanden, die von Menschen geschaffen wurden. Es hätte aber auch 1990 sein können. Heute ist es nämlich kaum zu glauben, dass die Menschen in den Achtzigern einen Blick in den Spiegel geworfen haben, bevor sie aus dem Haus gingen. Keine Frage: Die Achtziger sind wieder da. Ringelpullis, Röhrenjeans und Chucks, soweit das Auge sieht. Was vor ein paar Jahren noch als alternativ und "öko" verschrien war, ist plötzlich wieder in. Bei Jura-Studenten genauso wie bei Werbedesignern oder KFZ-Mechanikern. Das sind allerdings die eher positiven Mode-Comebacks der Zeit von Nena, Dallas und BMX-Rädern. Gerade haben die Betroffenen von damals ihre Modesünden verdrängt, da bekommen sie sie auf Magazincovern und in Videoclips wieder präsentiert. Er: "Vokuhila", Sie: Dauerwelle

Zur Erinnerung: Das typische 80er-Jahre-Pärchen war zwar modebewusst, aus heutiger Sicht aber nur bedingt stilsicher. Er trug den berühmt-berüchtigten "Vokuhila" (eben vorne kurz, dafür hinten umso länger). Und als sei dies noch nicht genug Haar, dazu noch einen Schnäuzer - mittlerweile besser bekannt als Rotzbremse oder Pornobalken. Enge Jeans waren Pflicht, und sie hatten eine Menge mit Mathematik zu tun: Die Weite der Jeans verhielt sich nämlich proportional zum Gang - je enger die Jeans, desto breitbeiniger lief Mann in John-Wayne-Manier über die Straße. Apropos John Wayne: Cowboystiefel waren dazu ein absolutes Muss. Neben ihm eine Frau, deren Gesicht wegen der toupierten Löwenmähne (Dauerwelle, klar!) oft gar nicht zu erkennen war. Dazu trug sie schwarze Leggins. Im besten Fall. Im schlechtesten Fall war die Leggings wild gemustert, drei Nummern zu klein und kombiniert mit einem Oberteil in neonpink, das aufgrund seiner Form auch durchaus eine dreiköpfige Familie beim Campingurlaub hätte beherbergen können. Dann gab's da noch die pastellfarbenen Sakkos aus Seide mit den lässig hochgekrempelten Ärmeln. Was an "Crockett" und "Tubbs" in "Miami Vice" noch cool aussah, wirkte an Nicht-Hollywoodstars gleich viel weniger souverän. Und nun dachten alle, dass die modischen Sünden der Achtziger längst der Vergangenheit angehören - da holt uns das Grauen wieder ein. Nicht nur an Karneval, sondern auch in der Disko und im Supermarkt. Während sich die, die Karotten und Tennissocken damals aus Überzeugung trugen, heute für ihre modische Vergangenheit schämen, halten Röhrenjeans, Schweißbänder & Co. wieder Einzug in die Kleiderschränke der Jüngeren. Bis zum nächsten Jahr. Dann gibt es bestimmt einen neuen Trend, der so neu gar nicht mehr ist, weil er von Eltern und Großeltern schon mal getragen worden ist. Socken in Sandalen, Pullunder oder Hosenträger zum Beispiel.

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