Dem Schall auf der Spur Gebäude der Cüppers-Schule feiert 20. Geburtstag

Trier. (ves) Seit 129 Jahren gibt es die Wilhelm-Hubert-Cüppers-Schule, die nach ihrem ersten Schulleiter benannt ist. Was heute "Landesschule für Gehörlose und Schwerhörige" heißt, wurde früher "Taubstummenanstalt" genannt.



Doch von einer Anstalt hat die Schule am Trimmelter Hof nichts an sich. Sie ist eine von drei Landesschulen neben Neuwied und Frankenthal und hat daher ein weites Einzugsgebiet, das Teile von Rheinland-Pfalz sowie das Saarland und Luxemburg umfasst. Vorher war die Schule in älteren Gebäuden in der Kaiserstraße untergebracht. Das 1988 bezogene Gebäude auf der Trimmelter Höhe aber ist speziell auf die Bedürfnisse der 146 hörgeschädigten Kinder abgestimmt. Alexandra Forster, die seit August 2007 hier Schulleiterin ist, erklärt den Sinn der speziellen Architektur: "Sowohl das Foyer, das für Gemeinschaftsveranstaltungen genutzt wird, als auch die einzelnen Klassenräume sind alle sehr hell ausgeleuchtet." Extra Dachgauben im oberen Geschoss des zweistöckigen Gebäudekomplexes geben zusätzliches Licht. Das sei wichtig, damit die Kinder von den Gesichtern ablesen könnten, so Forster. "Denn einige helfen sich mit Lippenlesen weiter."

Die Klassenräume sind zudem mit Teppichboden und Akustikdecken ausgekleidet, die den Schall absorbieren. Die Klassenräume sind miteinander verbunden und besitzen einen zusätzlichen kleinen Raum zum Einzelunterricht. Zusätzlich gibt es Lautsprecheranlagen und Headset-Mikrofone für die Lehrer. Das Pausenklingeln ist in dieser Schule nicht zu hören. Dafür blinkt ein Lämpchen in jedem Raum auf. Zudem bietet das Schulgelände einen weitläufigen Park mit Spiel- und Sportstätten, die nachmittags auch für die Kinder aus der Nachbarschaft geöffnet sind.

Außerdem gibt es ein Internatgebäude für die Schüler, die mehr als 50 Kilometer von Trier entfernt wohnen. 42 Kinder leben in fünf Gruppen im Internat. Ein festes Erzieherteam aus insgesamt 22 Erziehern betreut die Bewohner rund um die Uhr. "Wir versuchen, eine Familienatmosphäre zu schaffen", erklärt Heilpädagogin Elke Thiel. Seit April 1988 ist sie tätig.

"Da entstehen ganz schön enge Bindungen, wenn man mit den Kindern so viel Zeit verbringt." Neben Hausaufgabenbetreuung, gemeinsamen Essenszeiten, Ausflügen und Unternehmungen gibt es auch Elterntage für die Familien. Damit sich die Kinder in Trier zurechtfinden, absolvieren sie zudem ein Stadttraining. "Wir sprechen die Buspläne durch und üben, Passanten anzusprechen, wenn man sich nicht mehr zurechtfindet", erklärt Thiel. Bei den meisten hörgeschädigten Kindern sei dies kein Problem.

Die Schüler besuchen die Schulzweige Grund, Haupt und Real und erwerben ganz normal anerkannte Abschlüsse. Das Lehrer-/Schülerverhältnis liegt bei 1:7. Wolfgang Romann, Leiter des Realschulzweigs, ist stolz auf seine Schüler: "60 Prozent sind im vergangenen Jahr auf eine weiterführende Schule gegangen und möchten ihr Abitur machen, die anderen machen eine Berufsausbildung." Unter den 56 Lehrern ist auch eine gehörlose Kollegin, einige sind selber hörgeschädigt. Zusätzlich gibt es eine integrative Förderung für eine kleine Gruppe hörgeschädigter Kinder, die zudem geistig behindert sind.

Die Kinder zwischen der fünften und der zehnten Klasse sind unterschiedlich schwer hörgeschädigt. Nur zwölf sind komplett gehörlos und erhalten ihren Unterricht auf Deutscher Gebärdensprache. Immer weniger seien gehörlos. Das liegt daran, dass die Hörschäden immer früher entdeckt werden können. "Früher begann das erst mit zweieinhalb", weiß Gabi Linster, Leiterin der sinnesspezifischen Frühförderung. "Heute kann ein Hörschaden schon wenige Monate nach der Geburt festgestellt werden." Linster und sechs weitere Kollegen betreuen außerhalb der Schule in der Region derzeit 35 Kinder unter sechs Jahren und deren Familien. Linster: "Wir leisten Aufklärungsarbeit, stehen den Familien bei allen wichtigen Entscheidungen bei und begleiten die Kinder durch ihr Kindergarten- und Schulleben."

Ebenfalls im Haus ist die Pädagogische Audiologie untergebracht. Rund 1200 genormte Hörüberprüfungen nimmt Anja Kuhn jährlich vor. "Wir testen Kinder bis zur Stufe 13, erstellen Verlaufsdiagnostiken unserer eigenen und externer Schüler und sind auch bei akuten Notfällen immer zugegen", erklärt Kuhn. Auch Hals-Nasen-Ohrenärzte oder Logopäden schicken Kinder in die Audiologie. Zudem kommt einmal in der Woche eine Akustikerin, die die Hörgeräte der Schüler überprüft.

Zusätzlich besitzt die Wilhelm-Hubert-Cüppers-Schule eine eigene Schulküche. "Wir achten besonders auf eine frische, saisonale und gesunde Kost", erklärt Hauswirtschafterin Karin Scherer. Mit ihren vier Kolleginnen und zwei Auszubildenden versorgt sie täglich 104 Kinder in zwei Schichten. Die Internatskinder holen sich ihr Essen ab, um gemeinsam "zu Hause" zu essen.

"Auch wenn sich unsere Schule in zahlreiche Bereiche gliedert, so geht es hier doch sehr familiär zu", sagt Schulleiterin Forster. Durch die kleine Anzahl der Schüler kenne hier jeder jeden. "Diese persönlichen Beziehungen sind besonders für die Entwicklung hörgeschädigter Kinder enorm wichtig." Die Trierer Wilhelm-Hubert-Cüppers-Schule feiert das 20-jährige Bestehen ihres Gebäude. Interessierte sind herzlich eingeladen, am Samstag, 13. September, die Schule, Am Trimmelter Hof 201, zu besuchen. Ab 10 Uhr wird es Schülervorführungen in der Turnhalle geben. Ab 11.30 Uhr lädt eine Spielstraße zum Ausprobieren ein. Außerdem gibt es einen Bücher- und Kinderspielzeugflohmarkt. Während die Medien-AG ihre selbstgedrehten Filme präsentiert, führt die Theater-AG das Stück "Max und Moritz" auf. Zudem spielt zwischen 12 und 14 Uhr der Musikverein Tarforst. Wer mag, kann in der Audiologie an kostenlosen Hörüberprüfungen teilnehmen. Das Schulfest, das auch Treffpunkt für ehemalige Schüler sein soll, wird voraussichtlich gegen 16 Uhr enden. (ves)

Jubiläum/Schulfest Samstag, 13. SeptembeR

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