Sein Outfit ist auf dem neuesten Stand, die Frisur sitzt. Auch wenn er nicht vor der Fernsehkamera steht, macht Marco Schreyl eine gute Figur. Typ "Sunnyboy", Typ Liebling aller Schwiegermütter. "Das ist ein schöneres Image als der ,Hass aller Schwiegermütter'", sagt der 31-Jährige. Die Karriere des Thüringers zeigt steil nach oben, er ist derzeit der "letzte Schreyl" unter den Moderatoren. Über ein Praktikum bei RTL sowie Radio- und Fernseheinsätze beim MDR im Sport und Boulevard kam der ehemalige Bobfahrer zum ZDF. Fünf Jahre war er Moderator von "Hallo Deutschland", dazu - mit Fliege um den Hals - Präsentator der ZDF-Boxnächte. Nun ist er Moderator bei "Deutschland sucht den Superstar" (DSDS) zusammen mit der Niederländerin Tooske Ragas. On air am Samstagabend, und das auch noch live. Ein Traumjob? "DSDS ist ein Format, das sehr von Emotionen lebt, und bei dem der Moderator nicht so im Mittelpunkt steht. Das reizte mich." Schreyl sieht sich als "Freund und Vertrauter" der Finalteilnehmer. "Ich versuche, in den Tagen vor den Mottoshows viel Zeit mit den Kandidaten zu verbringen.” Schreyl kennt ihre Schwächen, ihre Stärken. Einen persönlichen Favoriten will er dennoch nicht haben: "Jeder hat ein Stück in meinem Herzen." Das hatte auch Stephan Darnstaedt bis zu seinem freiwilligen Rückzug. Der 18-Jährige wurde nach einigen nicht getroffenen Tönen hart kritisiert, weinte bitterlich und brach vor laufender Kamera zusammen. Zyniker sehen ihn als Klon von Daniel Küblböck. "Er war ein Kämpfer. Es tat mir Leid, wenn er ausgebuht wurde. Ich versuchte das, so gut es geht, zu unterbinden. Dass er immer weiterkam, zeigt, dass das Publikum ihn liebte. Ob es für ihn gut war, ist eine andere Frage." Drei Schokoriegel zum Aufputschen

Eine Frage ist auch, ob ein Teil des Fernsehpublikums Darnstaedt nur sehen wollte, um ihn vorzuführen. DSDS als Form des Voyeurismus von der heimischen Couch aus? "Es gibt ein Brettspiel, das heißt ,Mensch, ärgere dich nicht'. Wenn wir das spielen, ärgern wir uns meistens dann doch. DSDS ist zwar eine Castingshow, aber am Ende doch nur ein schönes Spiel", widerspricht Schreyl. Ein Spiel, bei dem es emotional zugeht. Nicht nur während der Live-Shows, sondern auch in der einstündigen Pause danach, vor der Verkündung des Zuschauervotums. "In dieser Zeit lassen wir Moderatoren uns die Hemden trocken bügeln. Und ich brauche drei Schokoriegel, um mich wieder aufzuputschen." Bis zum März fliegt pro Mottoshow ein Kandidat raus. Final-Teilnehmer Nevio Passaro erhob jüngst den Vorwurf der Schiebung durch geschickte Kameraschnitte, durch das Pushen bestimmter Kandidaten, durch Technik-Tricks, die leise Stimmen voluminöser erklingen ließen. "Eine Unterhaltungsshow lebt von Gesetzmäßigkeiten der Kameraführung. Ich weiß nicht, woher seine Verärgerung kommt. Er ist ein sehr wichtiger Kandidat. Er kann weit kommen. Doch er sollte sich überlegen, ob zu einem Superstar nur das Singen gehört", sagt Schreyl. Selbst als Star sieht sich der gebürtige Erfurter nicht. "Es dauert noch lange, bis ich mich in Apolda, dem Ort, wo ich aufgewachsen bin, auf eine Stufe mit dem Bier und den Strickwaren stellen kann, für die der Ort bekannt ist." Eine Freundin hat der 31-Jährige (derzeit) nicht. "Ich bin erfolgreicher Single." Schreyl ist gegen Schubladendenken, auch wenn er Verständnis dafür hatte, beim ZDF als Lockvogel fürs ostdeutsche Publikum eingesetzt worden zu sein. Einmal Unterhaltung, immer Unterhaltung? "Nein. Ich will auch zeigen, dass ich mehr als Unterhaltung kann." Den Hochschulabsolventen in Sport-, Erziehungs- und Sprechwissenschaften zieht es nach seinem DSDS-Engagement wieder mehr ins Journalistische. Wenn alles gut geht, bekommt er die Chance dazu im Fußball-WM-Team von RTL - und vielleicht bald auch wieder als Radiomoderator?