Der Spitzenreiter kommt aus Trier

TRIER/POTSDAM. Beim Bundestreffen der Vertreter aller Kinder- und Jugendtelefone in Potsdam wurde die Jahresstatistik veröffentlicht. Mit rund 19 000 Anrufen liegt Trier vor Schaumburg (17 000) und Frankfurt/M. (14 000).

 Beim Trierer Kinder- und Jugendtelefon liefen im vergangenen Jahr die Drähte heiß.Foto: Gabriela Böhm

Beim Trierer Kinder- und Jugendtelefon liefen im vergangenen Jahr die Drähte heiß.Foto: Gabriela Böhm

Wenn beim Trierer Kinder- und Jugendtelefon (KJT) die "Nummer gegen Kummer" angewählt wird, sind die Gründe für den kostenlosen und anonymen Anruf vielfältig. "Manchmal sind es vollkommen banale Dinge", erläutert Bruno Worst, einer von 45 ehrenamtlichen Beratern.Da kommt es schon mal vor, dass Kinder am Telefon vorsingen möchten, um ihre Qualifikation für "Deutschland sucht den Superstar" zu testen.Worst berichtet jedoch auch von Anrufen, in denen es um Suizid oder sexuellen Missbrauch geht. Um mit der starken psychischen Belastung nach diesen Gesprächen fertig zu werden, steht den Beratern eine Supervisorin zur Seite.Liebe, Schule und Sexualität

Themenschwerpunkte bei den Anrufen sind Partnerschaft, Liebe und Sexualität, auch Inhalte zu Ausbildung und Schule interessieren die Kinder und Jugendlichen.Genau 19 262 Anrufe gingen im 2002 beim Trierer KJT ein, im Jahr zuvor waren es noch 11 000 gewesen. Die meisten Anrufe (64 Prozent) kommen von Mädchen, doch auch die Jungen greifen zunehmend zum Hörer.Dass das Trierer KJT bundesweit die meisten Anrufe hat, liegt nicht etwa an besonders zahlreichen bekümmerten Jugendlichen in der Region. Vielmehr hat man das Gesprächsangebot in Trier Anfang 2002 mit dem zweiten geschalteten Telefon verdoppelt. Zu den Gesprächszeiten von montags bis freitags wurden die Telefone zusätzlich auch samstags besetzt. "Wir könnten noch viel mehr Anrufe entgegen nehmen", weiß Ursula Günther, die das Trierer KJT als Projektleiterin betreut.Das Einzugsgebiet erstreckt sich zwischen Prüm, Kell am See, Traben-Trarbach und Saarburg. Günther berichtet von bundesweit 827 795 angenommenen Anrufen im Jahr 2002, die meisten kommen von Jugendlichen zwischen zwölf und 15 Jahren. Nach Angaben der Telekom versuchten vier Millionen Anrufer, 2002 eine Verbindung mit Beratern aufzunehmen. Die Trierer 0800/111 0 333-"Nummer gegen den Kummer" wählten 25 Prozent aller Anrufer aus der Region, die das Trierer KJT direkt über das Festnetz erreichen. Die übrigen 75 Prozent waren Handy-Anrufe, die - je nach Verfügbarkeit - einen Gesprächspartner in einem der 93 bundesweiten KJT finden.Ursula Günther macht nicht nur die verstärkte Präsenz in Trier für den enormen Anstieg der Telefonate verantwortlich. Andere Gründe seien beispielsweise der hohe Bekanntheitsgrad des KJT, da Busunternehmen kostenlose Werbung für das Beratungsangebot machen."Unsere Berater sind sehr zuverlässig und pflichtbewusst", stellt Günther einen weiteren Pluspunkt des Trierer Berater-Teams heraus. So kann man garantieren, dass zu den Beratungszeiten das Telefon tatsächlich besetzt ist - das war früher nicht immer so. Männer und Frauen jeden Alters und aller beruflichen Sparten machen den ehrenamtlichen Job, geschult in einer halbjährigen Ausbildung.Bei dem Bundestreffen des Deutschen Kinderschutzbundes (DKSB), Bundesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendtelefon (BAG KJT e.V.) in Potsdam am vergangenen Wochenende referierte auch Doris Schröder-Köpf. Die Frau des Bundeskanzlers, Schirmherrin des KJT, warb dort für eine Gemeinschaftsstiftung auf Bundesebene. Mit dieser sollen Zukunftsprojekte finanziert werden, wie beispielsweise Internet-Beratung. "Eine Möglichkeit, besser mit Jungen in Kontakt zu treten", sagt Ursula Günther.Die Nummer gegen Kummer: 0800-1110333. Das Trierer KJT hat Sprechzeiten montags bis freitags von 15 bis 19 Uhr und samstags von 11 bis 16 Uhr.

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