Die ABC-Schützen starten ins Schulleben - Zahl der Erstklässler sinkt erneut

Region · Viele Jungen und Mädchen haben am Montag und Dienstag in der Region ihren ersten Schultag gefeiert. Die Klassenfotos der i-Dötzchen finden Sie in unserem Special. Unterdessen macht der demografische Wandel vor dem Schultor nicht halt: Die Zahl der Erstklässer sinkt insgesamt erneut. Auch darauf muss Bildungspolitik Antworten finden.

 Grundschule Klüsserath, Klasse 1, Klassenlehrerin Frau Fassian

Grundschule Klüsserath, Klasse 1, Klassenlehrerin Frau Fassian

Foto: privat

(api/ren) Manchmal ist sie fast zu groß, manchmal fast zu schwer, aber egal wie: Hunderte Kinder tragen sie dieser Tage voller Stolz in den Armen und präsentieren sie ihren Verwandten und Freunden. Die mit allerlei Begehrenswertem gefüllte Schultüte steht am Montag und Dienstag im Zentrum der Aufmerksamkeit zahlreicher Mädchen und Jungen.

Nach Auskunft der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Rheinland-Pfalz erleben im Kreis Trier-Saarburg knapp 1200 Kinder ihren ersten Schultag, viele weitere spannende Stunden warten auf sie – genauso wie neue Freundschaften mit Klassenkameraden, Erfahrungen mit den Lehrern, und Neues in einer ungewohnten Umgebung.

Die meisten Erstklässler gibt es in der Verbandsgemeinde Konz. Dort sind es rund 250. Und mit Blick auf die einzelnen Grundschulen liegen die Standorte St. Johann Konz, Schweich, St. Marien Saarburg und Hermeskeil mit jeweils rund 60 Erstklässlern vorn. Im Gegensatz dazu heißen die Grundschulen in Greimerath und Pellingen jeweils knapp zehn Neulinge willkommen.

36 000 Erstklässler stürmen in diesen Tagen die rheinland-pfälzischen Grundschulen , 600 weniger als im Sommer zuvor. Seit Jahren sinkt die Zahl der Schüler an allgemeinbildenden Schulen, also ohne Berufsschulen. Aktuell liegt sie bei 451 600. Das sind 7700 weniger als im Vorjahr und 41?000 weniger als vor sechs Jahren.

Nur die Oberstufe ist noch auf Wachstumskurs: Zum einen ist der Ansturm aufs Gymnasium ungebrochen. Zum anderen stammen die Eltern der heutigen Oberstufenschüler aus den geburtenstärksten Jahrgängen. Doch in den Klassenstufen fünf bis zehn sind die Zahlen seit 2004 rückläufig, während Schüler und Eltern der Hauptschule den Rücken kehrten.

Eine Antwort der SPD-Landesregierung auf beide Probleme heißt Realschule plus. Sie bietet Hauptschul- und Realschulabschluss unter einem Dach, soll mehr Schüler zu höheren Abschlüssen führen und die Abbrecherquote von derzeit 6,7 Prozent senken. Zum Schulanfang gehen 52 Realschulen plus neu an den Start. Sie entstehen meist durch Zusammenschluss von Haupt- und Realschulen.

Bereits im vergangenen Schuljahr wurden 122 Realschulen plus gebildet. Den größten Teil machten aber die früheren Regionalen Schulen und Dualen Oberschulen aus, die automatisch in die neue Schulform überführt wurden. Die größere pädagogische Herausforderung steht jetzt bevor: 52 neu zusammengestellte Lehrerkollegien müssen ihre Erfahrungen mit gemischten Klassen in der gemeinsamen Orientierungsstufe der Klassen fünf und sechs noch sammeln.

Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD) kann ihre Reform der Sekundarstufe I schon „auf der Zielgeraden“ sehen. Nur rund 40 selbstständige Haupt- und Realschulennehmen noch Fünftklässler auf. Sie sollen spätestens zum Schuljahr 2013/2014 umgewandelt sein. Trotz Skepsis der CDU und Kritik von der FDP, die eher die Hauptschüler und Hauptschulen stärken wollten, ist die Reform über den Wahltermin hinaus längst unumkehrbar.

Ahnens Verbündete sind die Landräte und Stadtbürgermeister, die unabhängig von ihrem Parteibuch lieber eine Realschule plus beantragen als wegen sinkender Anmeldezahlen ihren Schulstandort zu riskieren. Die Bildungsgewerkschaft GEW, Landeselternbeirat und die außerparlamentarischen Grünen werfen Ahnen vor, sie gehe nicht weit genug, indem sie die Gymnasien außen vor lässt. Der SPD war aber klar, dass eine verpflichtende gemeinsame Orientierungsstufe für alle Kinder nicht durchsetzbar wäre. Der Schulstreit in Hamburg gab ihr Recht.

An zwölf Realschulen plus wissen die Schüler jetzt, dass ihnen an ihrer Schule der Weg zum Fachabitur offen steht: Anträge auf eine zweijährige Fachoberschule wurden neben anderen in Asbach (Kreis Neuwied), Hachenburg (Westerwaldkreis) und Sohren-Büchenbeuren (Rhein-Hunsrück-Kreis) bewilligt.

Der Boom der Integrierten Gesamtschulen (IGS) geht weiter: Mit 17 neuen Standorten, unter anderem in Trier, steigt ihre Zahl auf 52 im Land. Vereinzelt werden sogar Realschulen plus zu IGS umgewandelt. Die GEW jubelt: Endlich setze sich das Vorbild der Pisa-Sieger-Länder durch. Dagegen argwöhnt die Opposition die Einführung der „Einheitsschule durch die Hintertür“.

Beim 2001 gestarteten Ausbau der Ganztagsschulen hat die Regierung ihr Ziel erreicht: Bis 2011 sollten ein Drittel der allgemeinbildenden Schulen an vier Tagen in der Woche ein Ganztagsangebot haben. Jetzt gehen 49 weitere an den Start, ihre Gesamtzahl steigt auf 537.

Als eines von sieben Bundesländern nimmt Rheinland-Pfalz am Schulobst-Programm der EU teil. Nach einer Erprobungsphase an 250 Grundschulen werden ab Ende August alle Grund- und Förderschulen einmal pro Woche kostenlos mit Obst und Gemüse beliefert. Zubereitet und gegessen wird gemeinsam, zum Beispiel beim Schulfrühstück. Die Kosten von 2,4 Millionen Euro teilen sich das Land und die EU.

Ihre erste Bewährungsprobe erlebt die Schulbuchausleihe: 54 Prozent der Schüler in den Klassen fünf bis zehn wurden von ihren Eltern dafür angemeldet. Sie erhalten dieser Tage ihre Buchpakete gegen eine Leihgebühr von rund einem Drittel des Kaufpreises. Ahnen hatte das Thema nicht auf der Agenda. Sie musste aber nach drängenden CDU-Vorstößen reagieren, zumal nur noch in Rheinland-Pfalz die allermeisten Eltern voll für die Bücher zahlten. Ob die Teilnehmerquote gut oder zu niedrig ist, bleibt umstritten. Fest steht für die Organisatoren in den Kommunen, dass der Aufwand in den nächsten Jahren wächst. Die Bücher müssen eingesammelt und neu verteilt werden, in Etappen kommen die Oberstufe und die Grundschulen hinzu.
.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort