Die Jugend wird ausgebremst

TRIER/SCHWEICH. Unentbehrlich: der Führerschein. Wer die Mittel hat, strebt mit dem Erwachsenwerden die Fahrerlaubnis an. Und mit dem Erwerb des Führerscheins geht‘s mit den Kosten erst los: Hohe Benzinpreise interessieren die meisten Jugendlichen dann, wenn sie den Sprit aus der eigenen Tasche zahlen müssen.

Daniel Schmitz (17) aus Riol drückt zur Zeit die Fahrschulbank. Hohe Benzinpreise sind noch kein Thema für ihn. "Da mache ich mir erst Gedanken drüber, wenn ich ein eigenes Auto habe und den Sprit selbst bezahlen muss", sagt der Fahrschüler. Auch Hanna Öltscher möchte bald am Steuer sitzen. Sie wird das Auto der Eltern benutzen und denkt, dass sie sich bei den Benzinpreisen als Schülerin zweimal überlegen wird, mit dem Auto zu fahren. "Solange meine Eltern zahlen, interessieren mich Benzinpreise nicht", sagt hingegen Selina aus Trier. So wie Markus aus Fell, seit vier Monaten hat er den Führerschein in der Tasche. "Spritkosten sind mir egal. Mein Auto schluckt 15 Liter, das interessiert mich nicht."Fährt kein Bus, ist man auf das Auto angewiesen

Philipp Willwert dagegen hat, obwohl auch seine Eltern den Sprit finanzieren, ein Bewusstsein dafür, was es kostet, wenn man 10 000 Kilometer mit dem Roller im Jahr zurücklegt. Jetzt büffelt und übt er für den Autoführerschein. Alois Löwen, Vater eines Fahrschülers kalkuliert die zukünftigen Benzinpreise seines Juniors mit ein. "Die Busverbindungen sind so schlecht, da braucht mein Sohn ein Auto", sagt Löwen. Die gestiegenen Benzinkosten wirken sich auch auf die Betriebskosten der Fahrschulen aus. Fahrlehrer Marko Echternach legt etliche Kilometer im Monat zurück, einige Euros mehr blättert er jetzt an Tankstellen hin. Immer weniger können sich den "Lappen" leisten

"Doch die Kosten für den Führerschein sind in den letzten Jahren durch die Benzinpreise nicht gestiegen", sagt Heinrich Haas, Vorsitzender des Fahrlehrerverbandes Rheinland. Eine Fahrstunde koste zwischen 25 und 30 Euro, die durchschnittlichen Gesamtkosten lägen zwischen 1300 bis 1500 Euro. Verändert habe sich hingegen, dass etwa zehn bis 15 Prozent der jungen Leute, die den Führerschein machen könnten, ihn aus finanziellen Gründen nicht machen würden. "Vor ein paar Jahren waren es um die fünf Prozent", sagt Heinrich Haas. Sehr beliebt sei das "Begleitende Fahren mit 17" (BF17). Haas: "10 000 junge Leute haben sich bislang in Rheinland-Pfalz für das BF17 angemeldet." "Vor allem in der ländlichen Gegend machen immer mehr Jugendliche mit 17 den Führerschein", beobachtet Echternach. Die Fahrerlaubnis in Nachbarländern zu erwerben, um eventuell Geld zu sparen, sei laut Haas erstens daran gebunden, dass der Wohnsitz 185 Tage im Jahr dort läge, und zweitens sei dies kein Thema unter Jugendlichen. Fahrlehrer Echternach beobachtet, dass vor allem Preisvergleiche zwischen den jeweiligen Fahrschulen vor Ort angestellt würden. Auf die Frage in die Runde des proppevollen Fahrschulklassenzimmers, wer sich denn nach erfolgreicher Prüfung ein Auto anschaffen werde, schnellen nur wenige Hände in die Höhe. Der Tenor: "Zu teuer, vor allem die Spritpreise gehen zu sehr ins Geld."

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