Die Nacht des Gruselns

BERNKASTEL-WITTLICH. Halloween steht ins Haus. Feten und Partys, herumziehende Hexen, Gespenster und Vampire sind am letzten Tag des Monats Oktober auch in unserem Kreis voll im Trend. Doch was hat es eigentlich mit der Nacht der Geister, des Grauens und des Gruselns auf sich?

Die einen machen mit Begeisterung mit, für die anderen ist Halloween nur ein verachtenswerter Import aus Amerika.Wenn man aber die Halloween-Beliebtheit an der Zahl der verkauften Kürbisse festmachen will, dann steht fest: Auch in der Region erfreut sich die Geisternacht wachsender Beliebtheit. So hat der Bauern- und Blumenhof Ötringer in Wittlich-Bombogen in den vergangenen fünf Jahren eine steigende Nachfrage nach Kürbissen festgestellt. Halloween werde offensichtlich immer beliebter, die Menschen fragen immer öfter nach Kürbissen, die zum Aushöhlen geeignet sind, berichtet Carla Ötringer."Ausgehöhlte und beleuchtete Rüben waren für uns Kinder Mitte des 20. Jahrhunderts ein beliebtes Spiel, um in der dunklen Novemberzeit etwas Gruseliges zu machen", erzählen etliche Menschen aus dem Altkreis Wittlich. Und auch heute sind die schaurigen Kürbisköpfe das wohl bekannteste Halloween-Symbol, das als Zimmer-Dekoration bei keinem Fan fehlen darf.Halloween darf aber keineswegs nur als verhältnismäßig neuer Import aus Amerika verstanden werden. Denn die typischen Bräuche am Geistertag sind durchaus eng mit hiesigen Traditionen verwandt.Wenn Kinder und Jugendliche heute als Geist, Hexe oder Vampir verkleidet an Halloween an den Haustüren um Süßes betteln, so verweist das hierzulande auf einen Brauch, der bereits im Mittelalter weit verbreitet war. Damals seien auch in unserer Region Menschen von Dorf zu Dorf gegangen, um "Seelenkuchen" (ein quadratisches Brot mit Johannisbeeren) zu erbetteln, berichtete die Trierer Bistumszeitung "Paulinus" im vorigen Jahr in ihrer Ausgabe vom 27. Oktober. Halloween, so der Paulinus, komme vom englischsprachigen "All Hallows Eve", was auf den Abend vor Allerheiligen verweist. Es handelt sich dabei also um einen Namen katholischen Ursprungs.Fest geht auf die Kelten zurück

Allerdings ist das ursprüngliche Fest, auf das der Halloween-Brauch zurückgeht, das "Samhain", das die Kelten schon im fünften Jahrhundert vor Christus begingen. Es fand traditionsgemäß am 31. Oktober statt, dem Tag an dem offiziell der keltische Sommer endete.Im Rahmen der Christianisierung nutzten Mönche die Beliebtheit und wandelten es in eine Gedenkfeier zu Ehren der christlichen Heiligen. Irische Auswanderer brachten es dann im 19. Jahrhundert nach Amerika. Dort entwickelte es sich im Laufe der Zeit zum heutigen Halloween.Halloween zeigt in seiner Entstehungsgeschichte auch sonst überraschende Parallelen mit dem Brauchtum in den Orten der Eifel-Mosel-Hunsrück-Region. Das in allen Bevölkerungskreisen beliebte Neujahrsschießen ist heidnischen Ursprungs und entstammt der Vorstellung, dass Wotan mit seinem wilden Heer durch die Lüfte saust und das Böse nur durch großen Lärm abzuhalten sei. Ebenso unumstritten wird der Karneval seit Jahrhunderten intensiv gefeiert. Das Fastnachtsgeschehen fußt auf vorchristlichen Riten. Viele weitere Brauchtümer sind indes keinesfalls so alt, wie angenommen. Martinszüge mit Lichtern und Laternen beispielsweise wurden in den meisten Orten erst vor gut 50 Jahren eingeführt. In Wittlich zog St. Martin erstmals 1928 durch die Stadt.Vielleicht resultiert der aktuelle Halloween-Zulauf aber auch aus der beginnenden dunklen Jahreszeit, die bei vielen Menschen Depressionen hervorruft. Hinzu kommt, dass der November seit Beendigung des Zweiten Weltkrieges mehr Gedenktage mit traurigem Anlass als zuvor hat, angefangen bei Allerheiligen und Allerseelen über den Holocaust-Mahntag am 9. November, den Buß- und Bettag bis zum Totensonntag. Da kommt eine fröhliche Feier wie Halloween, die die negativen Gedanken lindert oder verdrängt, gerade recht.Ein kirchlich verordneter fröhlicher Tag zum Feiern im tristen November ist in unseren Breitengraden hingegen weggefallen. Die so genannte Allerweltskirmes war 1769 durch den Trierer Erzbischof als Konzentration aller Kirmesfeiern in seinen Pfarreien auf den November "unmittelbar nach Martini" angeordnet worden. In Wittlich wurde dies 1931 geändert und die Kirmes in den sonnigen August verlegt.

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