Draußen vor der Tür

TRIER. Vorhang auf: Knapp drei Jahre hat es gedauert, doch das Warten hat sich gelohnt. Heute Abend stellt die Trierer Band Nanny Goat ihr zweites Album "superficial depth" im Exhaus vor.

 Ausnahmen bestätigen die Regel: Auch wenn Frontfrau Anne meistens auf dem Bunker-Flur singt, probt sie ab und zu in einem Raum mit Dani (links), Bassist Harald, Schlagzeuger Gregor und Gitarrist Michael.Foto: Denise Juchem

Ausnahmen bestätigen die Regel: Auch wenn Frontfrau Anne meistens auf dem Bunker-Flur singt, probt sie ab und zu in einem Raum mit Dani (links), Bassist Harald, Schlagzeuger Gregor und Gitarrist Michael.Foto: Denise Juchem

Die Tür zum Bunker steht offen. Seltsame Klänge dringen auf die Straße in Trier-Nord. Ein Sammelsurium verschiedenster Musikrichtungen. Ein bisschen Punk, ein bisschen Rock, ein bisschen Ska. Die Wände im Treppenhaus sind überhäuft mit Graffiti: Paul sucht einen Mitbewohner und Anna den Mann fürs Leben - oder zumindest für eine heiße Nacht. Mit jeder Treppenstufe wird die Musik lauter. Verschiedene Bands proben in verschiedenen Räumen. Doch im obersten Stockwerk des Bunkers ist nur noch eine Band zu hören - allerdings rein instrumental. Die Tür geht auf, und mit einem Schlag verstummt die Musik. Michael "Rief" Riefer, Dani Kölling, Gregor Ernst und Harald Göhler, vier Mitglieder der Trierer Band Nanny Goat, proben ein paar ihrer Stücke, doch das Wichtigste fehlt noch - die eindrucksvolle Stimme von Frontfrau Anne Gehlen. Von Ziegenmüttern und Sir Paul McCartney

Doch das Warten hat bald ein Ende, Anne kommt nach einer kleinen Bahn-Odyssee zur Probe. "Hallo, ihr Ärsche", sagt sie, strahlt und verlässt den Probenraum auch wieder. Gregor gibt mit seinen Sticks den Takt vor, und los geht die Probe. Doch obwohl die Sängerin nicht im Raum ist, kommt ihre Stimme aus dem Lautsprecher. Wird hier etwa geschummelt? Ein Blick vor die Tür macht klar, dass alles mit rechten Dingen zugeht: Anne steht mit ihrem Mikro vor der Tür und singt. "Wenn ich im Probenraum singe, höre ich meine eigene Stimme nicht", erklärt die 24-Jährige. "Aber das ist schon komisch, wenn man so ganz allein draußen vor der Tür steht und singt", erzählt Anne. "Vor allem, wenn die anderen Bands aus ihren Räumen kommen und ich auf dem Gang tanze und singe." Nachdem Nanny Goat - auf deutsch übersetzt heißt das soviel wie Ziegenmutter - ihre erste und äußerst erfolgreiche CD "too many love songs" noch im Keller von Gregors Eltern aufgenommen hatten, hat die Band ihre zweite CD "superficial depth" in Liverpool im englischen Nordwesten produziert. Und nicht irgendwo in der Beatles-Stadt, sondern unter anderem in den Studios der renommierten Lipa, dem "Liverpool Institut for Performing Arts". Diese Musik-Universität wurde von keinem geringeren gegründet als Sir Paul McCartney höchstpersönlich. Das Angebot, unter solch professionellen Bedingungen aufzunehmen, kam vom Trierer Robert Whiteley, einem guten Freund der "Ziegenmütter". Robert selbst studiert an der Lipa und hat den fünf Freunden und Gewinnern des Trierer Rockförderpreises von 2000 angeboten, ihre neue Platte bei ihm aufzunehmen. "Zwölf Tage waren wir in Liverpool. Das war eine harte Zeit - aber auch ganz schön geil", erinnert sich Gitarrist "Rief" (24). Hart vermutlich nicht nur deshalb, weil sie jeden Tag stundenlang im Studio standen und ihre neuen Songs einspielten, sondern vermutlich auch, weil sie zu fünft auf dem nicht ganz so komfortablen Fußboden in Roberts Wohnzimmer schlafen mussten. "Covern ist Kinderkacke"

"Contradiction", "Breathe", "Lazy Sunny Day" - so lauten drei der acht neuen Songs auf der aktuellen CD "superficial depth". Die Texte stammen alle aus der Feder von Sängerin Anne. "Meistens geht es um das Thema Liebe - wie immer." Die Melodien - teilweise etwas punkig angehaucht - bezeichnet Schlagzeuger Gregor als "Zufallsgeburten". "Da gibt einer ein paar Gitarrenriffs vor, und dann wird so lange herumexperimentiert, bis es passt", sagt "Rief". Alle Songs im Programm von Nanny Goat sind selbst geschrieben. Von Covern halten die Fünf nichts. "Covern ist Kinderkacke", bringt es Bassist Harald auf den Punkt. "In meinen Augen ist das keine Kunst, da man sich durch einfaches Nachspielen von bekannten Liedern nicht selbst ausdrücken kann", pflichtet ihm Schlagzeuger Gregor bei. Heute Abend stellen Nanny Goat ihre CD "superficial depth" im Trierer Exhaus (kleines Exil) vor. Los geht es um 20 Uhr. Als Gäste werden die Bands Spion & Spion aus Marburg und Simca aus Wiesbaden auf der Bühne stehen. Außerdem soll es heute Abend noch eine Überraschung geben. Wer mehr Infos zu Nanny Goat haben oder ihre neue CD ordern möchte, sollte auf ihrer Homepage www.nannygoat.de vorbeischauen.

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