EHRUNG: Waldlauf in Stiefeln und auf Socken

WINTRICH. Seit mehr als einem halben Jahrhundert ist Eduard Gerten im Sport aktiv. Der 70-Jährige aus Wintrich ist mit der silbernen Ehrenplakette des Landessportbunds ausgezeichnet worden.

Wenn Eduard Gerten aus seiner Jugend erzählt, tun sich Parallelen zu den Kindern in Kenia auf, die mit einfachster (oder ganz ohne) Ausrüstung laufen. Als er 14 oder 15 war, sei er durch einen Freund zum Dauerlauf gekommen. "Wir haben in Quint am Waldrand gewohnt. Vor der Schule bin ich in Gummistiefeln durch den Wald gerannt", erzählt Gerten. Laufschuhe im heutigen Sinne gab es zu Beginn der 1950er-Jahre nicht. Und die ersten Sportschuhe bekam Gerten erst zu Weihnachten von seiner Mutter geschenkt. Als sich die Gummistiefel als zum Laufen ungeeignet herausstellten, behalf sich Gerten in der Zwischenzeit mit einer Eigenkonstruktion. "Ich habe alte Socken genommen und Leder unter die Sohle genäht", erzählt der heute 70-Jährige.Der Leichtathletik treu geblieben

Irgendwann in dieser Zeit lief der junge Eduard Gerten auch seine 1000-Meter-Bestzeit von 2:44 Minuten. Gerne hätte er auch Fußball gespielt. "Als Kind durfte ich nicht in einer Mannschaft Fußball spielen. Das war meinem Vater zu gefährlich", erklärt er. Erst als Gerten nach Internatszeit in Gerolstein und der Ausbildung zum Volksschullehrer 1960 nach Wintrich kam, fragte ihn der Sportverein, ob er die Fußballer trainieren wolle. Gerten sagte zu und spielte auch selbst mit. So wurde er mit Mitte 20 doch noch zum Fußballer. Parallel blieb er allerdings der Leichtathletik treu. "Ich habe trainiert, und nach und nach haben andere mitgemacht. Das war im Grund ein Selbstläufer", sagt Gerten. Vom Läufer wurde er zum Mehrkämpfer, der 2800 Punkte im Fünfkampf sammelte und 6,32 Meter weit sprang. Als einer der ersten probierte Gerten auch den Fosbury-Flop aus. Als der US-Amerikaner Dick Fosbury 1968 in Mexiko mit seiner neuen Technik rückwärts die Latte überquerte und Hochsprung-Olympiasieger wurde, studierte Gerten gerade an der Deutschen Sporthochschule in Köln, um auch die Lehrerlaubnis für die Realschule zu bekommen. Die Sportstudenten mussten die neue Technik natürlich testen. Mit Gerten etablierte sich die Leichtathletik beim SV Wintrich. Gerne erinnert sich der 70-Jährige an die Sportfeste zurück. Der ehemalige deutsche Hochsprungrekordler Gunther Spielvogel und der 5000-Meter-Bronzemedaillengewinner der Olympischen Spiele von Montreal 1976, Klaus-Peter Hildenbrand, waren auf der Aschenbahn an der Mosel zu Gast. "Hochsprung-Bezirksrekordler Günther Merlot hat immer von den Wintricher Zuschauern geschwärmt", erzählt Gerten von der Begeisterung für die Leichtathletik in Wintrich. Als Pensionär trainiert Gerten zwar weiterhin, hat aber auch das Reiten für sich entdeckt. Sich auf und mit dem Pferd zu bewegen, fasziniert ihn ebenso wie die Kommunikation mit den Tieren.

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