Ein Ort zum Wohlfühlen

TRIER. Was tun mit den Kindern, wenn Oma, Opa oder sonstige Verwandte weit entfernt wohnen? Diese Frage stellten sich vor fünf Jahren engagierte Mütter. Sie fanden keine befriedigende Antwort - und gründeten das Familienzentrum in Trier (FaZiT).

 Spiel und Spaß: Eltern und Kinder fühlen sich im Familienzentrum gleichermaßen wohl.Foto: Hans Krämer

Spiel und Spaß: Eltern und Kinder fühlen sich im Familienzentrum gleichermaßen wohl.Foto: Hans Krämer

Ein Mann schlendert an dem großen Schaufenster in der Thebäerstraße 32 vorbei und traut seinen Augen nicht. Keine Kleidungsstücke oder Waren liegen dort, sondern Spielsachen. Darüber thront der fünfjährige Paul und schneidet eine Grimasse. Der Mann stutzt, winkt und geht dann lächelnd weiter. Pauls Eltern, Carolin und Christian Weber, lassen es sich derweil bei einer Tasse Kaffee im Inneren des von außen geheimnisvollen "Ladens" gut gehen. Klönen und diskutieren mit Gleichgesinnten, während Sohnemann Paul und Töchterchen Anna (2) beschäftigt sind - das ist einer der Hauptgründe für die Webers, sich im FaZiT aufzuhalten. "Hier können wir unsere Freizeit sinnvoll mit unseren Kindern verbringen und müssen nicht auf irgendwelchen Spielplätzen abhängen", sagt Carolin.Viele private Kontakte sind entstanden

Und ihr Mann ergänzt: "Die Leute im Verein liegen auf einer Wellenlänge. Für uns sind viele private Kontakte entstanden." Conny und Benedikt Schweigstill geht es ähnlich. Mit ihren Kindern Jordis (5) und Lilian (2) suchen sie ebenfalls häufig das Familienzentrum auf. Mal zu viert, mal zu dritt, wenn der Papa arbeiten muss. Die Mutter schätzt unter anderem, dass die Kinder betreut werden, wenn sie in der Stadt einkaufen gehen möchte. Der Vater freut sich, dass seine Kinder "viele Freunde gefunden haben".Baby-Massage und Spielkreise

Kinderbetreuung, Baby-Massage, Baby-Frühstück, Spielkreise, musikalische Früherziehung, Erste-Hilfe Kurse, Offenes Café - alle diese Angebote gab es in Trier nicht oder nur sporadisch, als Bärbel Hüttermann und Dagmar Birster vor Jahren Beschäftigungsmöglichkeiten für ihren Nachwuchs suchten. Aus der spontanen Idee, die Sache selbst in die Hand zu nehmen, entstand im Sommer 1998 das FaZiT. Mit Handzetteln bewaffnet, postierten sich die beiden Frauen auf dem Hauptmarkt und dem Viehmarkt, sprachen Mütter mit Kindern an und warben für den neuen Verein. Hüttermann und Birster zählen nicht nur zu den Gründungsmitgliedern, sondern sind noch heute im Vorstand aktiv. Mittlerweile besuchen rund 50 Familien das Familienzentrum regelmäßig. Sie schätzen die zwanglose Atmosphäre, fühlen sich mit ihren Kindern gut aufgehoben. Schon manches Erziehungsproblem wurde aus anderen Blickwinkeln betrachtet, nachdem sich die Eltern untereinander ausgetauscht hatten. "Das ist einer der größten Vorzüge des FaZiT", bekräftigt Carolin Weber, "nicht nur die Kinder entwickeln sich weiter, sondern auch die Eltern." Da spitzt Sohnemann Paul im Schaufenster die Ohren - und schneidet eine Grimasse.

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