Eine Volkskrankheit

TRIER. Eine der größten Volkskrankheiten ist der Alkoholismus: 1,5 und 2,5 Millionen Deutsche sind davon betroffen sind. Verschiedene Gruppierungen bieten Hilfestellung.

Alkoholismus betrifft nicht nur die Kranken selbst. Auch ihre engsten Angehörigen - ihre Partner, ihre Kinder - leiden. Oft müssen auch sie behandelt werden. Und das kostet, doch diese Kosten tauchen nicht in der Statistik der Behandlung von Alkoholkranken auf. Es gibt zahlreiche Hilfsmöglichkeiten, die allesamt Geld kosten. Arztbesuche, Therapien, Medikamente - allerdings gibt es auch einen ganz einfachen Weg: Selbsthilfe bei den Anonymen Alkoholikern (AA) oder den Angehörigengruppen der Al-Anon. Diese beispielhaften Gemeinschaften lehnen Unterstützungen von außen ab. Begründung: Subventionen aus Steuergeldern und Privatmitteln sind wie Suchtmittel. Erst freut man sich darüber, dann gewöhnt man sich daran, dann kann man ohne sie nicht mehr leben. Und wenn sie ausbleiben, ist das Geschrei groß. Bis zur Anerkennung von AA und Al-Anon ist in Deutschland noch viel zu tun. Zu groß sind die Vorurteile. In den USA, in denen Nachbarschaftshilfe und Eigenverantwortung eines jeden Einzelnen zum Selbstverständnis gehören, wird ein trockener AA, der einige Jahre ohne Alkohol gelebt hat, bei Bewerbungen bevorzugt eingestellt. In Nord-Europa gehören die Gemeinschaften wie selbstverständlich zum gesellschaftlichen Zusammenleben. In Island zum Beispiel gibt es bei nur 280 000 Einwohnern mehr als 320 (!) Gruppen. Sucht-Experten probieren seit Jahren die verschiedensten Therapie-Formen, wobei die Rückfall-Quote selten unter 70 Prozent liegt. Das Zwölf-Schritte-Programm der AA und Al-Anon ist eine Empfehlung, die sich seit 70 Jahren weltweit bewährt hat. Dieses Programm ist eine Strategie, die eine Rückfall-Quote von unter 20 Prozent hat. Und es kann bei konsequenter Anwendung nicht nur zur Trockenheit, sondern zu einem wirklich zufriedenen Leben führen. Dabei ist der Einstieg zum Beispiel für einen Alkoholkranken einfach: Voraussetzung für die Zugehörigkeit ist der Wunsch, mit dem Trinken aufzuhören. Durch den Erfahrungsaustausch schöpfen die neuen Mitglieder Kraft und Hoffnung auf ein besseres Leben ohne Suchtstoff.

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