Das Phänomen ist nicht neu: Sobald jemand einen Bekanntheitsgrad erreicht, der etwas über dem des Ottonormal-Verbrauchers liegt, melden sich plötzlich zahllose "Bekannte". Interessant, welche Geschichten aus der Mottenkiste dann wieder das Tageslicht erblicken. Anke Anekdoten gibt es auch. Da war zum Beispiel die Eurener Kirmes vor neun Jahren. Um das Rahmenprogramm des Wochenendes etwas aufzupeppen, hatte sich das Festkomitee damals etwas "Neues" ausgedacht: einen Gesangswettbewerb. Damals trug dies noch den guten alten Namen "Talentwettbewerb". Neu war das Konzept zwar nicht (immerhin gab es schon die Rudi-Carrell-Show), aber längst nicht so überstrapaziert wie der heutige Castingshow-Boom - zumindest in der Öffentlichkeit. Auch wenn Anke damals erst 16 Jahre alt war, hat ihre Stimme mächtigen Eindruck hinterlassen. "Sie hat eine supergute Stimme, bei der wirklich was rüberkommt", gerät Hans-Alwin Schmitz, der damals mit in der Jury saß, noch heute ins Schwärmen. Dementsprechend fiel dann auch das Ergebnis aus. Von knapp 30 Teilnehmern belegte Anke Platz zwei. Die Silbermedaille bekam sie nicht, dafür aber Aufnahmen in einem Tonstudio. An den Gewinn kann sie sich noch sehr gut erinnern: "Ach herrje, das war was damals! Das Studio war mini-klein und wir spielten keine Platte, sondern eine einfache Kassette ein - "You've got a friend", nur mit Keyboardbegleitung. Es war alles andere als professionell. Ich glaube, das Band hab' ich auch schon gar nicht mehr." Sind das startende Star-Allüren? Eher nicht. "Es ist witzig zu sehen, wer sich nun alles als mein "Entdecker" verkaufen möchte", lacht sie. Und was ist mit Thomas Schwab? Immerhin hat er ihr 1995 - also ein Jahr nach Euren - eine Hauptrolle in seinem Musical "Flori" gegeben. "Ich glaube, wi haben uns gegenseitig viel gebracht - ich als Zugpferd, er als Komponist", sagt sie. "Anke war schon trotz ihre blutjungen 17 Jahre hammermäßig gut", erinnert er sich. Für ihn war bereits bei Ankes erstem Studiobesuch klar, dass vor ihm die perfekte Santana steht. Von 1996 bis 1998 spielte Anke die Waldfee in Flori. "Ich würde nie von mir aus behaupten, dass ich sie entdeckt habe, aber durch Flori ist sie in der Region halt bekannt geworden." Thomas Schwab steht auf Understatement. Allerdings nicht, wenn es um Ankes Stimme geht: "Ich kann das mit Worten schlecht beschreiben, aber sie hat etwas in der Stimme, das einen hundertprozentig ins Herz trifft. Das kann man auch nicht lernen. Wenn sie den Mund aufmacht, ist alles klar." Für Anke ist das nicht so klar. Sie sieht das ganze Show-Tamtam nach wie vor als Spiel, bei dem sie rein theoretisch jede Runde rausfliegen kann. Diese gesunde Distanz ist sicher eine Art Schutzmechanismus. Weniger gut gefällt ihr, dass noch manche Gage vergangener Engagements aussteht: "Ich habe von manchen Leuten immer noch Geld zu kriegen. Leider. Nur weil ich nun vielleicht zwei, drei Mal im Fernsehen zu sehen war, heißt das ja nicht, dass ich hier nun in Saus und Braus lebe", zeigt sie ihre impulsive Seite. Wenn sie Glück hat, melden sich die "Schuldner" nun genauso schnell wie die besagten "Entdecker". Drei Fragen an Thomas Schwab:Was hältst du von dem Titel "Balladenqueen"? Schwab: Den hat sie ja selbst zuerst erwähnt. Klar, dass sie das dann nicht mehr los wird. Ich finde ihn sicherlich nicht falsch, aber etwas zu einschränkend. Was schätzt du, wie weit sie bei DSDS kommen wird? Schwab: Ich glaube unter die letzten Vier. Sie ist gesanglich gesehen definitiv die Beste, die dabei ist! Werdet ihr in Zukunft noch mal zusammen arbeiten? Was ist mit Flori? Schwab: Für Flori habe ich bereits Gespräche für eine Alternativbesetzung geführt. Tess Millan singt bereits bei Christmas Moments mit und hat vorher die Hauptrolle in Miss Saigon gespielt. Eine ehrenvoller Ersatz für Anke. Fest steht das noch nicht, aber angedacht ist es.