"Es wird zu schnell operiert"

TRIER. (kat) Pausenlos waren die fünf Experten während der TV -Telefonaktion gefragt. Dabei waren die Ärzte sich einig, dass physikalische Therapiemethoden stärker ausgeschöpft werden müssen. Zu schnell griffen Mediziner zum Skalpell.

"Bandscheibenleiden verursachen den höchsten volkswirtschaftlichen Schaden", sagt Dr. Markus Schneider-Metz aus Bernkastel-Kues. Der Facharzt für physikalische und rehabilitative Medizin empfiehlt, physikalische Therapien wie Elektro- und Wärmetherapien von Fango bis Heißluft, und Krankengymnastik verstärkt auszuschöpfen. "Es wird zu schnell operiert", so Schneider-Metz. Nur fünf Prozent der Erkrankungen beispielsweise an der Bandscheibe müssten operativ behandelt werden. Einigen Anrufern legte der Mediziner ans Herz, auf eine kontinuierliche Einstellung von verordneten Medikamenten zu achten. "Häufig hinken die Patienten dem Schmerz mit der Einnahme hinterher, was den Therapieerfolg schmälert", so der Facharzt. Nicht erkannt wird laut Dr. Claudia Weber-Multhaupt, Ärztin für Allgemeinmedizin und Chirotherapie in Trier, dass bei Gelenkerkrankungen älterer Menschen häufig eine Osteoporose (Knochenschwund) hinter den Beschwerden steckt. Mehreren Anrufern, die monatlich eingerenkt werden, riet sie von dem zu häufigen "Zurechtrücken" ab. "Wer ständig eingerenkt wird, braucht es immer öfter", zeigt ihre Erfahrung. Dr. Rolf Theiß, Facharzt für Chirurgie und Unfallchirurgie aus Saarburg, gab einigen Lesern Tipps zum Fersensporn, einer Erkrankung, bei der der kleine Knochenauswuchs an der unteren Ferse bei jedem Schritt weh tut. Für die Behandlung der deutlich zunehmenden Zivilisationskrankheit, die laut Theiß verstärkt durch Übergewicht entsteht, schlägt er eine Stufenversorgung vor. Erst wenn Spritzen und Entlastung durch Einlagen erfolglos blieben, sollte ambulant operiert werden.Zielgerichtete Bewegung und gesunde Ernährung

"Das Fußgewölbe ist aufgebaut wie ein Flitzebogen, der, wenn der Druck durch zahlreiche Kilos zu stark wird, mit Abflachung und Verknöcherung reagiert", so Theiß. Die Experten sind einer Meinung, dass die Reduzierung von Übergewicht und der Aufbau von Muskulatur die halbe Miete ist, um Wirbelsäulen- oder Gelenkerkrankungen vorzubeugen und den Heilerfolg positiv zu beeinflussen. Dem Gelenkverschleiß (Arthrose) und der Entzündung (Arthritis) kann laut Dr. Berthold Eul, Internist und Rheumatologe aus Hermeskeil, mit diätetischen Maßnahmen entgegenwirkt werden. Er rät zu maßvollem Verzehr von Fleisch und der Verwendung von Omega-III-Fettsäuren, die in Fischölkapseln und Rapsöl enthalten sind. Dr. Andreas Meyer, Facharzt für Orthopädie, Chirotherapie und Sportmedizin in Trier, empfiehlt Patienten, mehr Eigenverantwortung für den Körper zu übernehmen. Beispielsweise könne mit gezieltem, regelmäßigem Sport viel für Gelenke und Muskulatur getan werden. Um Muskulatur aufzubauen, rät Meyer, die begleitenden Angebote von Fitnessstudios oder Übungsprogramme der Krankenkassen zu nutzen. Auch Walken oder Schwimmen sei empfehlenswert, damit die Gelenke lange "mitspielen".

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