Eure Meinung: "Zugestehen, dass Menschen sich ändern"

Zum Artikel "Gute Onkels, Böhse Onkelz" von vergangener Woche habt Ihr folgendes geschrieben:

Man muss die Musik der B.O. nicht mögen. Aber ist es nicht verlogen, Musikern den Weg zu verbauen, die einen neuen Weg eingeschlagen haben? Die Onkelz jedenfalls stehen zu ihrer (meiner Meinung nach nicht guten) Vergangenheit. Das hat man in Deutschland auch schon anders erlebt. Nach dem Zweiten Weltkrieg durften Nazi-Richter weiter "Recht" sprechen. In den Parteien von heute tummeln sich immer noch einige Stasis. Wo ist da die Entrüstung? Solche Missstände wurden oder werden totgeschwiegen. Welch eine Moral!Dieter GrabIch finde, die Böhsen Onkelz haben sich oft genug zu ihren Fehlern, die sie früher begangen haben, bekannt und büßen dafür noch heute. Für mich klingt es sinnlos, wenn ein Kaufhaus die Alben boykottiert. Die Fans kommen wo anders genauso zu dem, was sie wollen! Zudem denke ich, dass es kein Wunder ist, dass die Presse keine aktuellen Bildmaterialien erhält, da sie nur benutzt werden, um die schlechte Kritik über die Onkelz zu schmücken.Oliver ScherfIch hatte immer gedacht, dass der Trierische Volksfreund Wert auf objektive Berichterstattung legt. Aber wenn ich diesen "einseitigen" Bericht lese, muss ich sagen, ihr seid auch nicht besser als die anderen! Die Onkelz sind, obwohl sie von Plattenläden und Radiostationen boykottiert werden, die erfolgreichste deutsche Band. Es gibt sehr viele Onkelz-Fans, sonst wäre das Album wohl nicht auf Platz eins. Wenn ihr euch mehr mit der Band befasst hättet und nicht nur mit Liedern, die sie vor 20 Jahren gespielt haben, wäre der Bericht vielleicht besser geworden.Thorsten Kirch"Hysterie und Hexenjagd und trotzdem Nummer eins. . ." - so "singen" die Onkelz in ihrem Lied "Onkelz 2000" und beschreiben damit, gewohnt treffend, die Konsequenz des Boykotts, zu dem diverse Handelsketten seinerzeit aufriefen. Sie haben sich stets Mühe gegeben, ganz klar durchklingen zu lassen, dass es ihnen egal ist, was andere, und im besonderen die Presse, von ihnen und ihrer Musik halten. Die lächerlichen Versuche, die Alben nicht in die Ladenregale zu stellen, kamen den vier Frankfurtern da geradezu entgegen. Die einzige Konsequenz war, dass die Onkelz bei ihren Fans fast schon religiösen Kultstatus erreicht haben.Heinz ZornIch war am 10. September beim Onkelzkonzert in Saarbrücken, und zwar Backstage. Ich habe ein Autogramm von Stephan Weidner! Der Wahnsinn, und es ist mir ziemlich egal, ob noch rechts oder nicht mehr. Hauptsache: geile Musik! Ich bezweifele, dass die Onkelz noch rechts sind und finde es ist sehr schade, dass man direkt als Nazi tituliert wird, sobald man Onkelz hört. Alle, die das behaupten, sollten mal auf die Texte achten. Sie sind, wie etwa "Ohne Mich", gegen rechts, aber auch gegen links. Einfach gegen alle Gruppierungen, die irgendwelche Vorbehalte gegen andere Menschen haben. Das ist, was die Onkelz wirklich sind.Andrea SchonIch habe die Onkelz früher gehasst, verabscheut und mich geweigert, ihre Musik zu hören. Wie sehr viele habe ich mich von Vorurteilen leiten lassen - Böhse Onkelz, das bedeutet rechtsradikal. Mein Freund brachte mich dazu, die Lieder anzuhören. Also fing ich an, statt wegzuhören, genau hinzuhören. Was ich hörte, waren instrumentale Glanzlei-stungen und Texte, die vor Gesellschaftskritik nur so strotzten. Anfangs sind sie zugegebener Maßen gewöhnungsbedürftig. Kaum eine andere deutsche Gruppe spricht ungeniert und ungehemmt die Wörter aus, die in der Gesellschaft nur hinter vorgehaltener Hand erwähnt werden - in der Beziehung gibt es für die Böhsen Onkelz eben keine Tabus. Wem die Musik an sich nicht gefällt, der darf gerne sagen, dass er die Böhsen Onkelz nicht mag. Aber wer die Musik nicht kennt und nur auf Grund der Vergangenheit und der Gerüchte schlecht über sie redet, sollte vielleicht doch besser den Mund halten.Kathrin MohrFrüher haben die Onkelz mit Ihren Texten die Nation gespalten. Von Ihren Hörern wurden Sie "gehasst, verdammt, vergöttert". Seit der Single-Auskoppelung "Dunkler Ort" ist die Band im Laufe der letzten Jahre immer mehr zu einer Pop-Band verkommen. Auch vor den vier Frankfurter-Jungs, wie Sie sich so gerne nennen, hat der Kommerz keinen Halt gemacht. Die Texte haben seit langem keinen rechten Hintergund mehr, und es ist unsinnig die CDs nicht in allen Läden zu verkaufen. Mit "Adioz" erleichtern die Onkelz Ihren Fans den Abschied, aber leider haben Sie Ihren Zenit um Jahre überschritten und treten als Volksband ab, die mit Ihren Pop-Texten an jedem Musikantenstadl teilnehmen könnte. Klaus KleinIch war und bin mit Sicherheit kein Fan der Onkelz. Diese Art Musik liegt mir einfach nicht. Aber man muss doch zugestehen, dass Menschen sich ändern und Fehler begehen können, die sie später einsehen und bereuen. Nach meiner Erfahrung gibt es viele Aussteiger der rechten Szene, die ihr damaliges Verhalten so begründen, wie das die Onkelz tun. Heute bereuen sie dies zutiefst und treten für die Bekämpfung von Intoleranz und rechtem Gedankengut ein. Soll man diese Leute trotzdem wegen ihrer Vergangenheit weiterhin ausgrenzen? Damit treibt man sie meines Erachtens wieder zurück in die Arme rechter Rattenfänger. Demokratie muss überzeugen! Sebastian Schmitt

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