Familien nicht auf der Rechnung

TRIER. Die Ferien gehen zu Ende. Die TV-Familie Hansen ist aus dem Urlaub zurück. Doch derzeit beherrscht zwischen den Eltern Andrea und Norbert vor allem ein Thema die Gespräche: die ideale Familienpolitik.

 "Das trifft doch vor allem wieder die Familien": Andrea Hansen ist nicht nur beim Blick auf den Kassenzettel wenig begeistert von der im Wahlkampf diskutierten Mehrwertsteuer-Erhöhung.Foto: Katja Krämer

"Das trifft doch vor allem wieder die Familien": Andrea Hansen ist nicht nur beim Blick auf den Kassenzettel wenig begeistert von der im Wahlkampf diskutierten Mehrwertsteuer-Erhöhung.Foto: Katja Krämer

Schade! Zwei Wochen Urlaub sind schon vorbei. Zwei Wochen entspannen in Frankreich. Die sechs Hansens erholten sich vom Alltagsstress. "Das war auch bitter nötig, in den vergangenen Wochen hatten wir viel Stress", erzählt Andrea Hansen. Besonders Ehemann Norbert war urlaubsreif. Noch eine Woche, dann beginnt zumindest für die vier Kinder wieder der Alltag - die Schule geht los. Derzeit wird im Hause Hansen viel diskutiert. Vor allem Andrea und Norbert verfolgen interessiert, was die Parteien in Sachen Familien so alles versprechen. "Wir sind zwar nicht politisch aktiv, fühlen uns aber schon als politische Menschen", sagt Andrea Hansen. Und als Managerin einer sechsköpfigen Familie kann sie wohl sehr gut beurteilen, worauf es Eltern und Kindern bei einer familienfreundlichen Politik ankommt.106 Euro Rente monatlich

Es gibt vieles, was aus Sicht des Ehepaares bei der Familienpolitik in Deutschland schief läuft. Erst kürzlich flatterte Andrea Hansen ein Beispiel dafür ins Haus. Die Rentenversicherung teilte ihr mit, was die gelernte Kinderkrankenschwester, die einmal in der Woche Nachtdienst in einem Trierer Heim macht, an Rente mit 65 Jahren und zehn Jahren einbezahlten Rentenbeiträgen sowie nach dem Großziehen von vier Kindern zu erwarten hätte: 106 Euro, sagt Andrea Hansen. "Das ist doch eine Frechheit", ärgert sich die resolute Mutter. Um im Alter finanziell nicht abzustürzen, haben Norbert und Andrea neben der so genannten Riester-Rente noch zwei private Lebensversicherungen abgeschlossen. "Ich hoffe, damit sind wir abgesichert." Mehr sei aber auch nicht drin: "Mit vier Kindern kann man kein Vermögen anhäufen und viel Sparen." Ein Vollzeit-Job neben dem der Hausfrau und Mutter ist für Andrea Hansen derzeit nicht drin. "Ich alleine könnte doch als Kinderkrankenschwester gar nicht meine Familie versorgen, wenn mein Mann zu Hause bleiben würde." Sie und ihr Mann gehören zur klassischen Sandwich-Generation: Sie müssen sich später um ihre Eltern kümmern, gleichzeitig dafür sorgen, dass ihre Kinder abgesichert sind, eine ordentliche Ausbildung bekommen. Und sie müssen schauen, dass sie selbst im Alter nicht in Armut fallen. "Das frustriert einen", sagt die Mutter."Das würde mich als Mutter entlasten"

Ein anderer Punkt, der immer wieder diskutiert wird im Hause Hansen: die Schule. Andrea Hansen wünscht sich, dass es vor allem bei den weiterführenden Schulen Ganztagsbetreuung gibt, denn pubertierende Kinder brauchten oftmals mehr Betreuung als kleinere Kinder. "Ich wünsche mir Schule nicht nur mit Betreuung, sondern auch mit regelmäßigem Unterricht am Nachmittag. Das würde mich als Mutter entlasten, so dass ich wieder mehr arbeiten könnte und somit auch wieder Beiträge in die Rentenkasse einzahlen könnte." Die beiden Eltern machen sich derzeit auch viel Gedanken, was aus ihren Kindern wird. Drei der vier gehen aufs Gymnasium. Sie hoffen, dass sie damit später gute Aussichten auf einen Job haben werden. Auch darüber, wie kinder- und familienfreundlich Deutschland eigentlich ist, diskutiert das Elternpaar. "Die Politiker versprechen vor Wahlen viel, doch nachher halten sie nichts. Gerade für uns Familien tut sich doch eh nichts", ärgert sich die vierfache Mutter. Die Parteien sollten sich fragen, warum die Deutschen so wenig Kinder bekommen und auch relativ kinderfeindlich leben müssen. "Wer sich heute entscheidet, eine Familie zu gründen, ist mutig. Aber anstatt diesen Mut zu honorieren, werden Familien immer mehr Steine in den Weg gelegt." Von der diskutierten Mehrwertsteuer-Erhöhung halten die Hansens nichts: "Das trifft doch vor allem wieder die Familien, da sie mehr Geld ausgeben müssen für die Lebenshaltung." Es sei eben nicht einfach, Eltern zu sein. Der TV berichtet regelmäßig über den Alltag der sechsköpfigen Trierer Familie Hansen. Haben Sie Fragen und Anregungen zum Thema? Mailen Sie uns: familie@volksfreund.de

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