familienbande_nossem
Ich hab nichts anzuziehen! Diesen Satz kenne ich eigentlich nur von mir selbst. Mir würde es aber gefallen, wenn mein 16-jähriger Sohn ihn einmal aussprechen würde. Er ist nämlich der Meinung, dass seine sechs schwarzen, mit Heavy-Metal-Bandnamen verzierten T-Shirts und zwei Jeanshosen völlig ausreichen.
Dazu ein paar durchgelatschte Turnschuhe, fertig. Das ist die Garderobe, die seit zwei bis drei Jahren Sommer wie Winter als unantastbar gilt und noch "supergut" ist. Und ich fürchte, diese Klamotten werden noch weitere zwei bis drei Jahre an ihm zu sehen sein. Denn shoppen gehen ist natürlich was für Mädchen und sinnloses Verplempern wertvoller Zeit. (Dass diese Zeit von ihm nicht für Hausaufgaben genutzt wird, versteht sich von selbst.) Ich versuche es also auf eigene Faust in einem trendigen Jeansladen, in dem die Verkäufer wahlweise aussehen wie David Beckham oder Bill von Tokio Hotel. Über die Größe der Lieblingsjeans weiß ich nur, dass es eine normale Herrengröße 52 ist, mit einem Gürtel zusammengezurrt und im Schritt großzügig Platz lassend. Diesen Anhaltspunkt teile ich dem stylischen Verkaufsberater mit, damit er die entsprechende Inch-Größe auswählen kann. Das muss er erst in einer Liste nachschauen, was mich, ehrlich gesagt, in einem Fachgeschäft für Bekleidung doch eher stutzig macht. Als Tipp weise ich noch darauf hin, dass es kein Hip-Hopper-Schnitt sein darf, aber auch keine Röhre. Er hat aber anscheinend nur Größe 52 verstanden und zeigt mir eine Hose, in der mein Sohn zweimal Platz hätte. Sie soll stolze 145 Euro kosten und sieht genauso vergammelt aus wie das Teil, das Junior bereits seit zwei Jahren trägt. Und plötzlich wird mir klar, wie sinnlos mein Tun ist, verabschiede mich von David Beckham und gehe Schuhe kaufen... und zwar für mich!