FINANZEN: Kassieren für mehr Geld

REGION. Den Vereinsbeitrag erhöhen: Das macht ein Vorstand nur, wenn es gar nicht mehr anders geht. Denn in aller Regel bringt eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge lange Debatten während der Jahreshauptversammlung mit sich. Aber spätestens in diesem Jahr müssen einige Sportvereine ihre Beiträge erhöhen – zumindest, wenn sie in Zukunft Zuschüsse beantragen wollen.

"Es geht nicht um eine Schikane der Verbände, wir wollen ein Bewusstsein schaffen, dass Vereine ihre Angebote nicht zu billig verkaufen." Mit diesen Worten verteidigt Christoph Niessen, Geschäftsführer des Sportbunds Rheinland, die Erhöhung der so genannten Mindest-Mitgliedsbeiträge. Sie sind zu Beginn des Jahres ein weiteres mal innerhalb von zwei Jahren um 50 Cent gestiegen. Nun muss jeder Sportverein von Jugendlichen 2,50 Euro und von Erwachsenen vier Euro pro Monat kassieren - wenn er in Zukunft Zuschüsse vom Sportbund beantragen will. Der gewährt Unterstützung beim Sportplatzbau, für Trainingsgeräte oder die Bezahlung von Übungsleitern. Diese Finanzspritzen macht der Verband von der Beitragshöhe abhängig. Infobrief mit Argumentations-Hilfen

In seinem jüngsten Infobrief hat der Sportbund den Vereinsvorständen Argumentatiosshilfen an die Hand gegeben, damit sie in ihren Mitgliederversammlungen nicht im Regen stehen. Von diesem Angebot haben aber offenbar nur wenige Gebrauch machen müssen. Viele haben die höheren Beiträge ohne Probleme durchbekommen. "Wir haben rund 3250 Mitgliedsvereine, wenn ich da fünf bis zehn Beschwerdebriefe bekommen habe, ist das schon viel", sagt Niessen. Viele Vereine haben schon vor Jahren ihre Beiträge erhöht. Zum Beispiel die DJK Irrel. Dort werden drei und fünf Euro pro Monat verlangt. "Dafür kann man vier Wochen lang an sieben Tagen Sport treiben, das ist doch günstig", sagt Peter Michaeli, Vorsitzender des Vereins. Werner Georges ist Vorsitzender des FSV Tarforst. "Bei uns zahlen Jugendliche 3,50 Euro, Erwachsene 5,50 Euro pro Monat, also deutlich mehr als vom Sportbund gefordert", sagt der Vorsitzende. Vergleich mit Sportstudios

Christoph Niessen schätzt, dass etwa ein Drittel der rund 3250 Mitgliedsvereine ihre Beiträge nicht erhöht haben. Dazu gehört unter anderem der SV Burg Schönecken. "Die paar Euro die wir vom Sportbund für Übungsleiter bekommen, stehen in keinem Verhältnis zu dem Ärger den wir uns mit einer Beitragserhöhung einhandeln", sagt der Vorsitzende Alex Strack. In Schönecken sind Jugendliche mit zwei Euro und Erwachsene mit drei Euro pro Monat dabei. Beim Sportbund vergleicht man das Angebot der Vereine gern mit dem eines Sportstudios. Dort zahle man nicht selten das Zehnfache, also 50 Euro und mehr pro Monat. Damit wären dann auch alle Kosten gedeckt. "Im Verein sind die niedrigen Beiträge nur zu halten, weil sich rund 90 Prozent der Mitglieder ehrenamtlich engagieren", sagt Niessen. "Wer die Mitgliedsbeiträge nicht erhöht, trägt das auf dem Rücken der vielen Freiwilligen aus", sagt er. Ähnlich argumentiert Peter Michaeli, gleichzeitig Vorsitzender des Sportkreises Bitburg-Prüm: "Laufende Kosten sollten im wesentlichen aus den Beiträgen bestritten werden." Allerdings hängt deren Höhe wohl auch von der Anzahl der Mitglieder und vom Leistungsangebot ab. Alex Strack ist jedenfalls gegen zu hohe Mitgliedsbeiträge und stört sich auch am Vergleich mit den Sportstudios: "Wir sind doch kein Unternehmen, wir sind ein Verein." Die Finanzierungslücke deckt man in Schönecken über Sponsoring und Bandenwerbung. Bei den Vereinen, die in diesem Jahr einen Zuschuss beantragen, ihre Beiträge aber noch nicht der geforderten Höhe angepasst haben, begnügt sich der Sportbund noch mit dem Versprechen, die Beiträge bald anzuheben. Noch. Denn Niessen sagt: "Im kommenden Jahr werden solche Anträge abgelehnt." Wie ist Ihre Meinung? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Schreiben Sie kurz (maximal 30 Zeilen á 30 Anschläge) und mit vollem Namen und Adresse an: mosel-echo@volksfreund.de

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